Von der Facebook-Werbung über einen Artikel im Tagesanzeiger bis zum Beitrag in «10 vor 10»: Die KI-generierten Werbesujets der SBB sind in den letzten Wochen viel besprochen worden. Auch ich habe die Kampagne eingeordnet. Wenn auch am stärksten öffentlich beleuchtet, liefern die Bundesbahnen nur eines von zahlreichen Beispielen, die derzeit über meine Social Media Feeds flimmern. Mal ist das Resultat überzeugend, mal wundere ich mich, wieso etwa eine Tourismusregion mit generierten Landschaften wirbt. Und dann gibt es ein Beispiel abseits der bezahlten Werbeanzeigen, das mich abholt, weil in diesem konkreten Fall generative KI neue Möglichkeiten eröffnet.
Der gemeinnützige Verein «A Million Dreams» erfüllt die Träume von Menschen, die benachteiligt sind. Sei es finanziell oder gesundheitlich. In wenigen Tagen publiziert der Verein «Traumgeschichten 2», ein Erzählbuch, das die im Jahr 2025 erfüllten Träume nachzeichnet. Das Besondere: Sämtliche Illustrationen sind mit Midjourney erstellt. Im Interview erläutert Co-Gründer Jens Keel die Hintergründe und erzählt unter anderem, wieso der Bias in den Daten eine Herausforderung war.

Jens, wieso habt ihr für die Illustrationen generative KI eingesetzt?
Es gibt zwei Gründe. Als junge NGO haben wir kein Budget für grosse Sprünge. Und wir müssen aufgrund fehlender Ressourcen immer schauen, wie wir schneller und einfacher arbeiten können. Bei Traum-Geschichten ist generative KI eine grosse Hilfe.
Habt ihr euch überlegt, ob der Einsatz von generativer KI ein Reputationsrisiko bergen könnte?
Ja durchaus. Für den effizienten Einsatz der Spendengelder haben wir den einfachen Zugang und die vielen Möglichkeiten höher priorisiert als einen allfälligen künstlerischen Anspruch. Der Einsatz von KI ist im Buch deklariert. Wir haben bis jetzt keine negativen Rückmeldungen erhalten.
Was war die grösste Schwierigkeit beim Erzeugen der Bilder?
Es war sehr schwierig, die Konstanz der Bilder über eine ganze Geschichte beizubehalten obwohl wir sehr genau auf die Stilreferenz geachtet haben. Es wäre also vermessen zu glauben, dass so Illustrationen mit ein paar Klicks entstehen. Zudem wollte Midjourney partout kein Mädchen ohne Haare erstellen, obwohl es in der Geschichte um ein Kind mit Krebs geht. Eveline und Pascal, die für die Umsetzung verantwortlich waren, konnten es lösen indem sie im Editor den Mädchen-Oberkopf durch einen Mann mit Glatze erstellt haben.
Welche Geschichte aus den Buch bewegt dich am meisten?
Ich habe das krebskranke Mädchen angesprochen. Maëlie hatte sich gewünscht, ein Einhorn zu sehen, das hinter einem Regenbogen hervorschaut. Wir hatten die Möglichkeit, einen riesigen Einhorn-Ballon in die Schweiz zu holen und konnten ihren Traum so umsetzen. Noch schöner ist für mich, dass Maëlie in Remission ist. Die Chancen stehen sehr gut, dass sie ganz gesund wird.
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Disclaimer: Ich arbeite als ehrenamtlicher Beirat bei «A Million Dreams». In dieser Funktion berate und unterstütze ich den Verein in den Bereichen Marketing und Kommunikation.
Bilder: zvg «A Million Dreams»