User Generated Content – wie Lokalmedien neue Chancen nutzen

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Web 2.0 LogoBeat Rüdt leitet die Online-Redaktion der Berner Zeitung – an der Web 2.0-Tagung «User Generated Content» berichtet er über den Umgang der Espace-Media-Gruppe mit Lesern als Inhaltslieferanten. Der Kampf um die Gratis-Lieferanten ist eröffnet!?

Konsumentengenerierter Inhalt kommt von Ich-Verlegern. Oder von Ich-Lieferanten. Als Ich-Verleger habe ich meine eigene Plattform, zum Beispiel im eigenen Weblog. Als Ich-Lieferant beliefere ich andere. Zum Beispiel die klassischen Medien.

Spannend, wie die Berner Zeitung ihre Plattform espace.ch schon seit einem Jahr sehr gezielt einsetzt, um
– Geschichten zu erhalten,
– Geschichten zu ergänzen,
– Leser an das Printprodukt zu binden.

Interessant auch, dass vieles davon über schon beinahe altmodische Web-Anwendungen wie Foren und Mail läuft. Schon seit längerer Zeit hat espace.ch Foren aufgebaut, die regional ausgerichtet sind. Dort kommentieren Leser Geschichten aus der Zeitung, sprechen über Klatsch und Ereignisse. So kommt es auch mal vor, dass eine einfache Unfallmeldung im Forum näher kommentiert wird, woraus dann eine spannendere Geschichte entsteht, als sie aus den üblichen Quellen möglich gewesen wäre – wer sie hören will, kann unten aufs Video klicken.

Damit taucht natürlich das Problem der Quellengenauigkeit auf. Und die Frage, wie Beiträge in Foren überwacht werden – espace.ch geht ja mit der Veröffentlichung dieser Kommentare auf der eigenen Seite ein rechtliches Risiko ein. Auf die Frage, wieviele Personen denn damit beschäftigt seien, den Inhalt zu überwachen, antwortet Rüdt: «Auf der ganzen espace.ch-Redaktion arbeiten fünf Personen. Eine davon ist, neben anderen Aufgaben, mit der laufenden Überwachung beschäftigt. Aufgrund unserer Erfahrung können wir so sicher stellen, dass ein unangenehmer Inhalt innerhalb von vier Stunden entdeckt und entfernt wird – damit sind wir so viel ich weiss rechtlich auf der richtigen Seite.»

Und wie hat die Redaktion reagiert, wenn die News-Produktion auf den Kopf gestellt wird? Journalisten schätzen es nicht, wenn jemand ihnen sagt, was sie tun sollen – erst recht nicht von Leserseite. Rüdt meint, dass die Umstellung für viele recht gross war. Entscheidend sei die Chefredaktion: Wenn sie hinter dieser Idee stehe und sie auch durchsetze, dann könne sie klappen.

Was mir bei diesem Vortrag ein- und aufleuchtete: Die klassischen Medien werden, um auch in Zukunft erfolgreich zu sein, sehr viel stärker auch um den Inhalt buhlen müssen. Also nicht nur Werbung akquirieren, sondern auch Leser, die für sie schreiben.

Denn: Wenn mögliche Inhalts-Lieferanten nicht für mich schreiben, dann schreiben sie für ein anderes klassisches Konkurrenz-Medium. Und: Wenn sie für andere schreiben, dann ist die Leserbindung beim Konkurrenzmedium grösser und ich verliere Abonnenten. Und: Ich verliere Inserenten. Die sich eine möglichst hohe Leserbindung wünschen.

Also kämpfen die klassischen Medien an zwei Fronten: Erstens möglichst viele Inhalts-Produzenten für sich gewinnen. Zweitens gegen die immer stärker wachsenden Inhalts-Produzenten mit eigenem «Verlag» ankämpfen. Na ja, vielleicht sehe ich das zu dramatisch.

Hier das Video vom Anlass:

Link: sevenload.de

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