Vertrauen 2.0: Mund-zu-Mund-Propaganda auf allen Kanälen

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world_friends.jpgDas Gottlieb Duttweiler Institut GDI hat Ende Juni eine neue Studie präsentiert: Vertrauen 2.0 verbindet die Resultate einer Online-Befragung in Deutschland mit Thesen zum Konsumentenvertrauen.

Als Kommunikationsagentur mit hoher Affinität zu Online-Themen mussten wir diese Studie natürlich lesen – und ich bereue den hohen Einsatz von CHF 520 für die gebundene Ausgabe nicht. Die 54 Seiten ohne Anhang bieten Anstösse für die Navigation im Bereich Online-Netzwerke und Online-Dialog.

Nach informativen Grundlagen zu Sozialen Netzwerken und Vertrauensbildung folgen die Ergebnisse der Befragung. Sie fokussiert sich auf die wichtigsten Vertrauenspersonen für verschiedene Kaufentscheide. Aufgrund der online-Befragung haben vor allem Personen mit hoher Web-Affinität geantwortet, bei den Bundesländern ist der Westen übervertreten.

Wer beeinflusst den Kaufentscheid bei Finanzgeschäften, Autokauf, Telekom-Wechsel, gesunder Ernährung, ökologischen Produkten, Mitteln gegen Haarausfall (!), Ferienreisen in sehr fremde Länder, In-Places in fremden Städten, besonderen Geburtstagsgeschenken? Als zuverlässige Informationsquelle taucht das Web überall auf, meist unter den Top 5.

Wo wird das Web am stärksten eingesetzt? Die befragten Onliner nutzen das Internet als primäre Anlaufstelle für:

Reisen 47 %
Gesundheit, Krankheit 38 %
Ausgehen, Kino, Restaurants 35 %
Karriere, Stellenwechsel 34 %
Autokauf 34 %
Weiterbildung 32 %
Wohnungswechsel 19 %
Lebenshilfe Erziehung, Haushalt 14 %
Haus- oder Wohnungskauf 13 %
Partnersuche 11 %
Schule für Kinder 7 %

Entscheidend ist aus meiner Sicht, dass Vertrauen schon immer stark mit persönlichen Kennen und der Geschichte, den gemeinsamen Erlebnissen verbunden war. Vertrauen wächst langsam und schwindet sofort. Das Web führt wie alle technischen Hilfsmittel dazu, dass die Anzahl der möglichen Kontakte und die Geschwindigkeit des Dialogs ganz neue, zeitlich und geographisch erweiterte Möglichkeiten erhält.

In diesem Sinne: Mund-zu-Mund-Propaganda war schon immer das wirksamste Mittel für einen Konsumentscheid. Heute haben wir eine ganze Reihe neuer Kanäle für diesen Effekt zur Verfügung. Mehrweg-Kanäle, auf denen sich die Teilnehmer immer wieder neu vernetzen.

«Feedback ist das neue Aphrodisiakum.» Mit diesem Fazit treffen die Autorinnen einen Kernpunkt des heutigen Web-Dialogs. Wer als Benutzer Inhalte generiert, Empfehlungen zu Büchern schreibt, Produkte bewertet, der erwartet ein Echo. Von anderen Benutzern und / oder vom Unternehmen. Das ist der Lohn dieser Gratisarbeit: Anerkennung, Gesehen werden, Feedback. Dabei geht es immer um «…die Verbindung von Menschen mit Menschen» – nicht mit Produkten oder Unternehmen. Ein wichtiger Satz für alle Web 2.0-Engagements.

Quelle, Link: GDI/Vertrauen 2.0/Karin Frick, Mirjam Hauser
NZZ-Kommentar zum Thema / Ehrlichkeit im Web 2.0

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Beiträge

  • Für mich ist es immer wieder verwunderlich wie viel Vertrauen den im Internet veröffentlichten Informationen geschenkt wird. Das Umfrage Resultat überrascht mich daher nicht.

    Allerdings ist es doch so – wenn ich zu einem Arzt gehe kann ich mir doch ziemlich sicher sein, das dieser mal eine Universität von innen gesehen hat und weiss von was er spricht.

    Wenn mein Vater sich allerdings Rat betreffend seiner Rückenschmerzen im Netz besorgt, woher weiss er welchen Hintergrund der Verfasser hat und welche Motive die eine oder andere Information zu verbreiten.