Dialog 2.0: Wer möchte gratis ans WEF?

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youtube.com/davosDas WEF nähert sich – bald werden die Helikopter pausenlos zwischen Zürich und Davos tanzen. Die Veranstalter geben Vollgas mit YouTube, Facebook, MySpace, Twitter, Flickr, Webpage und Blog. Für YouTube-Videos winkt ein Gratis-Eintritt.

Und wenn ich mir für diese Recherche alles anschaue: Nö, da möchte ich nicht mal gratis dabei sein. Es ist eine Riesen-VIP-Party für ganz viele, die da einfach dabei sein müssen. Hier trifft man genau die Personen, die man für das Erreichen seiner Ziele kennen will.  Was können Unternehmen und Organisationen lernen vom World Economic Forum (und damit habe ich die Acknowledgement Policy erfüllt, wie sie auf der Webpage minutiös festgeschrieben ist)?

Von Anfang an dabei, hoher Einsatz
Natürlich hats das WEF einfacher als viele KMUs: Die grossen Anbieter wie YouTube oder Facebook werden Schlange stehen bei Klaus Schwab. Denn eine bessere Promo für ihre Dienste bei den CEOs dieser Welt gibts nicht. Das WEF nutzt diesen Vorteil, setzt viel Ressourcen ein und es hat schon früh auf neue Online-Möglichkeiten gesetzt. Letztes Jahr haben übrigens 20 der 500 Teilnehmenden getwittert, dieses Jahr wird der öffentliche Twitter-Feed stark in die Promo eingebunden und man rechnet mit mehr Teilnehmenden, die diesen Kurznachrichtendienst nutzen werden. Die PR-Taktik geht auf – über den vernetzten Einsatz aller Web-Kanäle haben viele Medien berichtet, darunter auch newsnetz.

Vernetzter Einsatz aller Web-Mittel
Die Veranstalter stellen Video-Fragen auf YouTube, laden zur Diskussion ein auf Facebook und MySpace, sie wollen alle Medienkonferenzen live und mit Sofort-Chat-Echo ins Netz stellen und unterhalten eine ausgebaute Webpage, ein Konferenzblog, einen Twitter-Feed und eine Foto-Seite auf Flickr. Ganz schön viel und aufeinander abgestimmt.

Wobei meine Recherchen zeigen: Hier kann das WEF noch eine Menge dazu lernen. So sind zum Beispiel die verschiedenen Kanäle auf der Web-Page nicht dargestellt – ich muss mir die Links mühsam zusammensuchen. Auch ist der grafische Auftritt nicht homogen – das machen der Economist oder die LA Times viel besser, zum Beispiel auf ihren Facebook-Auftritten (siehe hier in einem früheren Beitrag «NYTimes und Obama auf Facebook»).

Mich störts, dass auf der Facebook-Plattform die Werbung nicht ausgeblendet ist, der Economist zum Beispiel sorgt dafür. Auf der WEF-Page stehen doofe Anzeigen, darunter eine für Frauen, die ich in meiner Region kennenlernen kann. Das ist der grosse Nachteil von Facebook und MySpace. Das WEF konnte übrigens nicht überall die Netzadresse /davos einsetzen, bei Flickr und MySpace war sie schon weg.

Weniger Kanäle, dafür mehr Dialog
Am stärksten gepusht wird dieses Jahr YouTube, wo schon das letztemal ein Kanal aufgesetzt wurde. Diesmal werden fünf Fragen gestellt, ganz kurz und knackig tut dies Klaus Schwab selbst. Und dann wartet man auf möglichst kreative Antworten. Das sieht dann zum Beispiel so aus: Monty Metzger sagt, wie seine Generation das mit der Umwelt sieht. Ja, oben links scheint ein Kontrollmonitor zu hängen. Und das mit den Zetteln ist die Steigerung von Powerpoint.

Man merkt – es gibt etwas zu gewinnen. Popularität, YouTube-Views – und eine Reise nach Davos, ein Händedruck mit …? Sieht so Dialog aus? Schon der Benutzer schielt mehr auf seinen Auftritt. Ist er wirklich an einer Antwort interessiert? Ist das WEF an einem Dialog interessiert? Wie glaubwürdig wird es ihn überhaupt führen können, wenn auf unzähligen Kanälen dazu eingeladen wird? Aber vielleicht findet der «echte» Dialog doch nur persönlich statt, in Davos, am Kaminfeuer. Was dann zur Frage führt: Was ist echter Dialog? Vielleicht reden auch dort die meisten aneinander vorbei, wollen nur sich selbst darstellen.

Trotzdem: Im Web liegt interessantes Potenzial für die Flankierung von Anlässen, Kampagnen, Botschaften. Vom WEF können wir lernen.

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Beiträge

  • Weniger Kanäle, mehr Kommunikation. Mir gefällt dieser Weniger-ist-mehr-Ansatz sehr gut. Zehn Accounts auf allen möglichen Plattformen hat man schnell beisammen. Die daran anschließende Kommunikation, ja viel mehr noch, eigentlich die Verpflichtung dazu, ist dann das Problem. Und dieses wird auch hier auftreten mit allen damit verbundenen Konsequenzen der Marke „Ja hören die mir überhaupt zu…“