Kommunikation und Sprache im Web 2.0

/

The Way ForwardDas Web 2.0 hat die Modalitäten der Kommunikation wesentlich verändert. Statt pseudo-objektiver Information sind Transparenz und authentische Darstellung gefragt.

Vor ein paar Tagen habe ich den Workshop Digital Publishing – die Medienrevolution 2.0? besucht. Die Frage im Titel wurde zu Beginn beantwortet: Die klassischen Regeln der Informations-Aufbereitung gelten nicht mehr. Das dialogische Web verlangt andere Stil-Prinzipien als der gewohnte objektive Nachrichtenstil.

Ivo Hajnal, Professor für Sprachwissenschaft an der Universität Innsbruck, beschreibt sehr treffend die neuen Modalitäten für ein erfolgreiches Digital Publishing:

Webkommunikation ist profiliert statt oberflächlich:

  • Weblogs verzichten auf die Trennung von Nachricht und Meinung und die Gegenüberstellung von gegensätzlichen Quellen.
  • Sie vermitteln ihren Nutzern exklusive Informationen und Einschätzungen abseits der normierten Informationsströme.

Webkommunikation ist authentisch statt uniform:

  • Die Themen von Weblog-Einträgen sind nicht zwingend nach den journalistischen Nachrichtenfaktoren gewählt und inszeniert. Vielmehr entsprechen sie den individuellen Beobachtungsmustern der Verfasser und wirken deshalb authentisch.
  • Zur Steigerung der Authentizität dienen sprachliche Stilmittel (Ich-Person und expressive, umgangssprachliche Formulierungen).

Webkommunikation ist engagiert statt distanziert:

  • Weblog-Einträge verzichten auf journalistische Distanz. Vielmehr bemühen sie sich, den Rezipienten klare Vorteile zu ermöglichen – ihnen zum Beispiel Einblick ins Unternehmen oder Insider-Tipps zu geben.
  • Gleichzeitig reagieren ihre Verfasser unmittelbar auf Nutzer-Feedbacks. Die Beiträge wirken deshalb glaubwürdig.

Klartext statt leere Worte
Die Sprache von Unternehmen hat sich nach diesen neuen Stil-Prinzipien zu richten. Was bedeutet das? Kurz: Unternehmen, die sich im Web positionieren möchten, müssen selber Position beziehen. Wichtigtuerei und Oberflächigkeiten wie zum Beispiel «Wir streben die Marktführerschaft für xyz an» lassen keine Position erkennen. Vielmehr braucht es echte Werte, eine Portion Bescheidenheit, direkte Worte und eine klare Aussage. Und ja, es braucht Mut, Klartext zu reden.

Der gemeinsam von der ZPRG und der Schweizerischen Text Akademie organisierte Workshop hat mir sehr gefallen, er war gut moderiert und das Beste: Er macht Freude auf mehr authentische und ehrliche PR, die wirklich etwas zu sagen hat. Jetzt gilt es nur noch, die Kunden davon zu überzeugen, dass Klartext mehr bringt als Plattitüden – auch wenn (oder gerade weil) man sich hinter Worthülsen besser verstecken kann.

  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder

Beiträge

  • Danke für diese tolle Zusammenfassung des Workshops, an dem ich auch teilgenommen habe. Es gibt klare Anhaltspunkte, wie die Sprache in Web 2.0 aussehen soll. Aber bloss weil wir einen Duden im Regal stehen haben, schreiben wir noch lange nicht perfekt. Das braucht Übung. Und so tun sich (nicht nur PR-Schaffende) gut daran, erst mal selber zu üben, bevor sie ihre Unternehmen und Kunden ins Social Web führen. Gut, dass die ZPRG in diesen Tagen mit einem eigenem Twitter-Account @zprg und Facebook-Fangruppe einen Raum zum Üben unter Berufskollegen geschaffen hat.