Tablets: Die neue Beziehung zum Inhalt

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Am Dienstag hat Ringier mit «the collection» ein neues Tablet-Magazin vorgestellt. Wo zwischen NZZ Folio, Schweizer Illustrierten oder anderen iPad-Produkten sieht Chefredaktor Peter Hossli sein international ausgerichtetes Projekt?

Royals bestimmen die erste Ausgabe von «the collection», Retortenbabies sind für Mai in Vorbereitung. Die beiden Beispiele zeigen die mögliche Spannweite zwischen den einzelnen, monothematisch ausgerichteten Magazinen. Wir befragten den Chefredaktor Peter Hossli am Rande der Lancierungs-Medienkonferenz zur Ausrichtung seines Projekts.

Du hast in einem Vortrag vom letzten September (bernetblog) deine journalistischen Ansprüche an gute Geschichten definiert. Bist Du mit «the collection» dort angekommen?
«Man kommt nie an. Momentan arbeite ich aber beim spannendsten journalistischen Produkt. Nirgendwo sonst kannst Du eine Geschichte so vielseitig erzählen, wie für diese handlichen, neuen, grossen Tablet-Bildschirme.»

Wenn Du sagst «nirgendwo sonst» – lässt sich the collection mit nichts vergleichen?
«Als reines iPad-Magazin fällt mir The Project aus London ein. Das ist aber ein klassischer Lifestyle-Mix, sehr gut gemacht. Ich kenne keine monothematischen Tablet-Produkte; ein eigentliches Vorbild haben wir nicht. Es ist eine echte Eigenentwicklung. Am ehesten kannst Du uns hier in der Schweiz mit NZZ Folio vergleichen. Da wir digital erscheinen, sind unsere Möglichkeiten natürlich weit multimedialer.»

A propos Multimedia: Wird Lesen zum Unterhaltungsspiel? Zeigt «the collection» mit Prinz William, dass Leser heute nur noch 3D-Animationen, Spiele und Filme wollen?
«Überhaupt nicht. Wir haben längere Lesestücke. Das wird bei allen Ausgaben so sein. In der Nummer zwei befassen wir uns mit der globalen Reproduktionsindustrie – und veröffentlichen neben einer grossen Reportage ein längeres Essay. Ich bin überzeugt, dass Menschen immer noch gerne lesen. Sie möchten verdichtete Informationen. Eine Geschichte kann aber auch unterhaltend erzählt werden.»

Siehst Du denn Euer neues Produkt eher als NZZ Folio oder als animierte Schweizer Illustrierte? 
«Ich will latente, global relevante, aktuelle Themen abdecken. Der Mix zwischen People-Geschichten und sachlichen Inhalten wird sich entwickeln. Auf unserem Radar für die nächsten Nummern stehen zum Beispiel Sport- und Politik-Themen. Es muss ein Stachel in jeder Geschichte stecken. Und wir werden immer einen Mix von langen, aufwändig recherchierten Textbeiträgen mit starkem Bildmaterial und spielerischen Multimedia-Elementen zeigen.»

Wo ist denn der Stachel bei Prinz William?
«Der Tod seiner Mutter war eines der grössten Medienereignisse der 90er-Jahre. Nun ist er der Hoffnungsträger einer selbst in Grossbritannien umstrittenen, veralteten und durch Skandale erschütterten Institution. Schafft William es nicht, die britische Monarchie zu retten, droht sie in die Bedeutungslosigkeit zu versinken.»

Eine neue Beziehung zu journalistischen Inhalten
Auch wenn die erste Ausgabe für meinen Geschmack zu viele Spielereien enthält: Mit «the collection» wagt ein Schweizer Verlagshaus ein global ambitiöses und innovatives Projekt.  Journalisten, Programmierer und Designer wagen sich an ein «neues» Medium, das Konsum und Distribution von Inhalten verändert.

An der Medienkonferenz vom Dienstag brachte Peter Hossli seinen Ansatz auf den Punkt: Es genügt nicht mehr, gut recherchierte Artikel mit starken Bildern zu kombinieren. Auf dem Tablet will der Leser die Geschichten berühren. Es entsteht eine neue Beziehung zum Inhalt, die mit interaktiven Elementen vertieft wird.

Teil 1: Ringier mit «the collection»: Mehr TV als Lesen?
Peter Hossli über Journalismus Gute Geschichten: Big Story, Small Set

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