Buchtipp: Mich kriegt ihr nicht! Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung

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Haben Sie den Überblick? Fühlen Sie sich sicher im Online-Orbit – oder verfolgt? Das soeben erschienene Buch ist eine praktische Gebrauchsanweisung «mit der jedermann die Kontrolle über seine Identität bewahren oder zurückerobern kann». 

Vorweg: Ob die Leserschaft dieses heere Ziel erreicht, liegt am Schluss in der Umsetzung und im digitalen Verhalten jedes Einzelnen. Das Buch (hier via Amazon-Partnerlink) gibt aber auf rund 230 Seiten eine äusserst kurzweilige, hilfreiche und vergnügliche Übersicht. Geschrieben wurde der Ratgeber vom Brandeins-Korrespondent Steffan Heuer (@sheuer) und von Pernille Tranberg (@PernilleT), dänische Journalistin und strategische Beraterin eines Medienunternehmens. Ihnen gelingt der elegante Gang auf dem schmalen Grat zwischen Medienskepsis und lustvoller Neugier.

Vorsicht in allen Lebenslagen

Das Buch erklärt einleitend «warum unser digitales Ich bedroht ist» und ergänzt die Bedrohungslage mit Verweisen auf den «Digitalen Grundrechtekatalog» (lesenswert: ourdigitalrights.org). Dann reist es mit uns durch alle Lebenslagen: Was bedeutet digitale Selbstbestimmung am Arbeitsplatz? Wie gehe ich unterwegs mit der mobilen Nutzung um? Wo liegen die Dos und Don’ts in der Freizeit, im Liebesleben, in der Erziehung oder beim politischen Statement? Die Reise endet dann tatsächlich auch mit dem «Sterben: Ein digitalen Vermächtnis» und damit, dass wir unseren Liebsten (auch) virtuell kein Chaos hinterlassen sollten.

Konkrete Tipps zur digitalen Selbstverteidigung

Das beste kommt im letzten und nützlichsten Kapitel. Die Autoren gliedern hier Muss-Massnahmen für digitale Selbstbestimmung in vier Eskalations-Stufen. Von den Sofortmassnahmen für «Dummies» bis zu komplexeren Schutzsystemen für Fortgeschrittene. Meine Auswahl von 3 praktischen Tipps, mit Links:

  • Verwenden Sie Blocking-Werkzeuge in ihrem Browser
    Cookies regelmässig löschen ist das eine. Mittels Blockadewerkzeugen für die Browser (als PlugIns gratis erhältlich für alle Browser) geht das aber automatisch und besser.  Bei privacyscore.com finden sich Listen der fleissigsten Datensammler.
  • Verschlüsseln Sie den Cloud-Speicher
    Auch Daten bei Cloud-Diensten wie Google Drive, Skydrive oder Dropbox lassen sich via Verschlüsselung sichern. Dienste sind Boxcryptor.com oder Cloudfogger.com (nicht mehr verfügbar). Eine Liste über verschiedene Dienste gibts bei Comparitech.com (ergänzt/korrigiert im Oktober 2016).

Und schliesslich ganz radikal – diesen Schritt erst gehen, wenn man wirklich zum Social Media Rückzug bläst:

  • Selbstmord bei Twitter und Facebook
    Bei Facebook lässt sich das Konto via einen Klick löschen (8ung: hier liegt der «Rote-Knopf-Link») und innert drei Wochen wiederbeleben. Bei Twitter liegt der Link bei den Einstellungen unter «Konto deaktivieren». Die Nachrichten werden nach 30 Tagen gelöscht – wenn man sich unterdessen nicht wieder eingeloggt hat. Das Programm twitwipe.com löscht alle Kommentare auf einen Schlag, ohne dabei Konto und Follower anzutasten.

Der permanent warnende oder gar drohende Unterton mag etwas paranoid wirken. Die liebevolle, übersichtliche und ansprechende Gestaltung, die gute Lesbarkeit und konkrete Umsetzungs-Anstösse machen das Buch aber zu einem nützlichen Weggefährten auf der Reise zum selbstbestimmten Webuser.

Wenn Sie dieses Themenfeld interessiert: Der Schweizer Journlist David Bauer hat im Oktober 2010 sein gelungenes Buch «Kurzbefehl» heraus gegeben. Und bietet via Kurzbefehl.ch auch Auszüge.

Weiterführend: 
bernetblog-Beiträge mit Buchtipps

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