Es gibt ihn erst seit vier Wochen. Die Themen reichen vom 1. Weltkrieg über Syrische Flüchtlinge bis zu Schönheitsoperationen in der Schweiz. Mit interaktiven Grafiken, Bild, Text und Ton arbeitet der Datenblog von Newsnet und Sonntagszeitung Daten anschaulich und verständlich auf.
Für unsere Serie «Blogger im Profil» stellen wir den Datenblog vor. Dieser wurde vom Newsnet, bestehend aus den Newsportalen von TagesAnzeiger, Berner Zeitung, der Bund und Basler Zeitung und der Sonntagszeitung ins Leben gerufen. Die Fragen hat uns Marc Brupbacher, Leiter Newsdesk beantwortet.
Wieso bloggen Sie?
Daten, verarbeitet zu Diagrammen, interaktiven Grafiken oder Karten sind nicht nur schön anzuschauen: Der Betrachter lernt auch etwas und hat bestenfalls noch Spass dabei. Darum haben wir den Datenblog lanciert. Er liefert Datengeschichten aus den Themenbereichen Kultur, Wirtschaft, Digital, Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Sport. Journalisten von Newsnet und der Sonntagszeitung bespielen den Blog mit Visualisierungen, Charts und Applikationen mal auf verspielte, mal auf klassische Weise.
Wie kommen Sie zu Stoff?
Datenjournalismus ist im Trend – dabei gab es ihn schon immer. Nur ist es heute einfacher, Datenschätze zu finden und diese mit neuen Tools passend zu visualisieren. Das heisst: an Stoff mangelt es nicht. Es gibt immer mehr NGOs, Institutionen, Firmen und Behörden, welche Datensätze zur Verfügung stellen. Die Open-Data-Bewegung, die sich für frei verfügbare Daten einsetzt, wird immer schlagkräftiger. Man muss nur noch zugreifen und die Daten mit einem kritischen und vor allem kreativen Bewusstsein auswerten.
Wie gross ist der Aufwand pro Woche?
Alle Schreiber arbeiten quasi neben ihrer regulären Arbeit in den Ressorts für den Blog. Daher ist der Aufwand schwer abzuschätzen. Die Übergänge zwischen regulären Artikeln und Blogeinträgen, zwischen Print und Online sind fliessend. Die Blog-Organisation ist noch nicht fix, vieles wird sich noch ändern. Momentan wird improvisiert – und das funktioniert bisher erstaunlich gut.
Lohnt es sich?
- Die Leserzahlen sind hervorragend: In vier Wochen hat der Blog knapp eine halbe Million Visits erreicht. Viele Beiträge werden auf Social Media rege geteilt. Die bisher veröffentlichten 16 Beiträge haben zusammen über 700 Leserkommentare generiert. Das interne wie externe Feedback ist fast durchwegs positiv.
- Für viele Schreiber ist Datenjournalismus und die Bloggerei Neuland. Die Anfangseuphorie ist dementsprechend gross. In welchem Rahmen kann man sonst vor Publikum so ungezwungen Neues ausprobieren? Einige Printjournalisten kommen über den Blog zum ersten Mal so richtig mit der Online-Medienwelt in Berührung – und es scheint ihnen Spass zu machen.
- Der Blog verbindet: Es sind Journalisten vom «Tages-Anzeiger», «Bund», «Sonntagszeitung» und «Bernerzeitung» dabei. Print- und Online-Journalisten, Entwickler und Grafiker. Zudem geben wir immer wieder Gastbloggern aus der Community das Wort. Eine gute Mischung.
Was ist Ihre wichtigste Blogerfahrung?
Die ungezwungene, schnelle und spontane Art eines Blogs ist seine grosse Stärke. Das war mir so vorher nicht bewusst. Das bedeutet eine grosse Freiheit: Vom Stil und von der Form her ist fast alles möglich. Man kann aus dem Tag heraus eine kurze Geschichte publizieren, aber auch grössere Projekte finden darin Platz. Wo wir noch an uns arbeiten müssen: Das Timing muss besser werden, es soll vermehrt Blogbeiträge zu tagesaktuellen Themen geben. Zudem wollen wir auch grössere Interactives bringen, auch auf Mobile-Geräten muss der Blog besser funktionieren.
Mein Fazit:
Mit dem Blog als Medium ist man flexibel und nah am Publikum. Kombiniert mit übersichtlichen und interaktiven Grafiken kann man die Leserschaft begeistern. Der Datenblog schafft beides. Seit seiner Lancierung hat er spannende Themen so aufbereitet, dass der Leser in kürzester Zeit sehr viel lernt oder sein Wissen auffrischen kann. Den Erfolg des Dateblogs sieht man vor allem an der grossen Teilnahme der Leserschaft.
Weiterführend:
Zur Serie «Blogger im Profil»