GDI Trendtag 2015: das Übernetz als Herausforderung für die Gesellschaft

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Zum elften Mal lud das GDI zum Europäischen Trendtag ein. In der Geschichte dieser Tagung wurde noch nie so kritisch über die verschiedenen Akteure, über Macht und Datenspuren sowie über Sinn und Grenzen des Internets diskutiert. 

Der gesellschaftliche Wandel unter dem Einfluss des Internets begann vor rund zwei Jahrzehnten. Momentan befinden wir uns in der Phase des Wandels von den Pionieren zur Verpolitisierung. Es geht um Macht – diese wird neu verteilt – und um die Verschmelzung von Mensch und Internet. Begriffe wie die Privatsphäre erlangen eine neue Bedeutung. Dies folgenden drei Themen prägten den Trendtag:

Privatsphäre als kostbares Gut
Intelligenten Menschen ist die Privatsphäre wichtig. Doch wie lässt sich diese mit der Nutzung des Internets und den sozialen Medien bewahren? Sarah Harrison, investigative Journalistin von WikiLeaks, fragte das GDI-Publikum: «Möchten Sie ein privates Leben?» Und fuhr fort: «Wenn man sich nicht schützt, dann heisst das – nein.» Sie selber besitzt kein Handy und kommuniziert via E-Mail nur verschlüsselt. Und relativierte die gängige Aussage vieler Menschen, ihre Datenspuren seien für niemanden von Interesse. Harrison meinte dazu: «Heute weiss man nicht, welche Themen in der Zukunft bedeutend sind.» Mit den Spuren, die man online hinterlässt, lässt sich sehr einfach eine neue Wirklichkeit schaffen – oder manipulieren.

Digitale Gesellschaft als Chance nutzen
Peter Wippermann, Gründer des Trendbüros in Hamburg, sprach über digitale Aggression. Die Gesellschaft hat sich verändert und laut ihm gibt es zwei mögliche Arten, der Veränderung zu begegnen: kämpfen oder fliehen. Kämpfen bedeutet, die Vorteile nutzen und diese zu kapitalisieren. Laut einer Studie der Uni St. Gallen sind 85 Prozent der Unternehmen der DACH-Region nicht auf die digitale Zukunft vorbereitet. Geschäftsmodelle die auf der Grundidee von Beziehungen basieren, nutzen laut Wippermann die digitale und soziale Welt und sind zukunftsfähig. Beispiele sind airbnb, uberfresh oder houzz.

Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts
Der Künstler Eric Drass gestaltet aus öffentlichen Daten neue Beziehungs-Welten. Basis seines Schaffens sind öffentlich zugängliche Daten, die er mit Algorithmen verknüpft. Er zieht Datenspuren heraus und mixt sie neu zusammen. Daraus schafft er Online-Persönlichkeiten, sogenannte Bots (Twitterbot). Diese schiebt er zwischen die Interaktion von Menschen. Mit seinen Aktionen will er zum Nachdenken anregen: Was man liest und von wem man angesprochen wird, soll man kritisch hinterfragen. Aus Daten lassen sich unterschiedliche (angebliche) Wahr- und Wirklichkeiten schaffen. Wer sich in der digitalen Welt bewegt, etwas liest, interagiert und Spuren hinterlässt muss sich dessen bewusst sein.

Der Europäische Trendtag am Gottlieb Duttweiler Institut GDI findet wieder statt am 16. März 2016 – wo dann die digitale Welt stehen wird?

Bildquelle: GDI 

Weiterführende Informationen
GDI: Europäischer Trendtag

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