Redigieren heisst Kommas zu setzen oder Fehler zu korrigieren. Es heisst aber auch, Sätze zu kürzen, Modalverben auszutauschen, Titel und Lead zu (er)setzen. Ein Text ist etwas sehr Persönliches. Deshalb ist bei diesem Handwerk Fingerspitzengefühl gefragt. Dieser Beitrag beschreibt fünf Stolpersteine, über die man beim Redigieren fallen kann.
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist das Redigieren von Texten für Jahresberichte, Kundenmagazine, Broschüren oder Websites. Als Agentur liefern wir einen Aussenblick: Wir strukturieren und korrigieren Orthografie- und Kommafehler. Weitere Herausforderungen begegnen uns bei dieser Arbeit:
Nimm Rücksicht auf individuellen Stil
Jeder Text ist ein persönliches Werk. Man darf nie vergessen, dass dahinter viel Arbeit steckt. Das Kunststück beim Redigieren besteht darin, einen guten Mittelweg zwischen Korrektur und gesundem Menschenverstand zu finden. Fragen Sie, warum der Schreibende dieses oder jenes stilistische Mittel verwendet. Wird es korrekt eingesetzt? Macht der Text so Sinn? Ein No-Go: Umtexten, sodass der ursprüngliche Text nicht mehr als dieser erkennbar ist.
Schreibe nicht, wie du sprichst
In Jahresberichten und Hauszeitungen erscheinen häufig Erlebnisberichte. Diese sind manchmal so verfasst, als würde der Autor oder die Autorin die Geschichte mündlich wiedergeben. Die Folge sind Gedankensprünge, die das Assoziationsvermögen des Lesers überfordern. Verkürzte Formulierungen oder gehäufte koordinierende Konjunktionen (aber, denn, nämlich), welche die Zusammenhänge klarstellen sollen, sind in der geschriebenen Sprache nicht verständlich. Hier muss der Redigierende den Textfluss sicherstellen und durch Gedankensprünge entstandene Lücken schliessen. So kann die Leserin die Abfolge der Ereignisse nachvollziehen und liest bis am Schluss.
Lange Sätze können auch ein Stilmittel sein
Manche Autoren packen möglichst viele Informationen in einen Satz. Wird dieser über 25 Worte lang, leidet die Leserfreundlichkeit. Kürzen Sie solche Sätze. Die einfachste Möglichkeit ist einen Punkt zu setzen und aus einem Satz zwei oder sogar drei Sätze zu machen. Manche Autoren verwenden lange Sätze auch explizit als Stilmittel. Im Zweifelsfall: den Satz auch einmal stehen lassen.
Gibt dem Text Struktur
Die meisten Texte werden von den Autoren ohne Lead, Absätze und Zwischentitel abgegeben. Der Lead kann durch den Redigierenden aus dem Zusammenhang des Textes getextet werden. Einfacher und weniger eingreifend ist es, wenn man den Autoren vorgibt, wie sie den Lead selber verfassen können: Der Lead fasst den Text in drei Sätzen so zusammen, dass der Leser dazu animiert ist, diesen bis zum Schluss zu lesen.
Beziehe die Autoren immer mit ein
Es ist wichtig, den Autoren oder die Autorin in den Prozess des Redigierens miteinzubeziehen. Wenn man eine Passage nicht versteht und man sie nicht selber nachvollziehen kann: Nachfragen und dann einen Korrekturvorschlag machen. Und am Schluss: Das Einverständnis des oder der Schreibenden einholen.
Fazit
Die Aufgabe des Autors oder der Autorin ist es, einen Text zu verfassen, der gerne gelesen wird. Der oder die Redigierende unterstützt dabei mit fachlichem Know-how. Dabei gilt: Hand bieten, aber nicht zu tief eingreifen, damit der individuelle Stil jedes und jeder Schreibenden erhalten bleibt.
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