Textwerkstatt: Das Adverb – Freund oder Feind?

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Sie kommen leicht über die Lippen, fallen geradezu aus der Feder, füllen die Sätze. Doch es sind keine Hilfswörter – sie heissen Umstandswörter. Und das sind sie auch. Umständlich. Sie erschweren den Text, nehmen den Verben die Kraft. Brauchen wir Adverbien?

Adverbien beziehen sich auf ein Verb, Adjektiv oder Nomen und beschreiben die näheren Umstände einer Tätigkeit oder eines Ereignisses. Es sind kleine Wörter die aussagen, wo, wann, wie und weshalb etwas geschieht.

Hier, dort, fort, bald, morgen, gern, sehr, ausserdem, deshalb, also, ganz, kaum, etwa … Selten verbessern Adverbien einen Text, oft erzeugen sie nicht die gewünschte Wirkung. Das Wörtchen «sehr» zum Beispiel. Man will ein Gefühl verstärken – und schwächt ungewollt das Verb, indem man ein verräterisches «sehr» hinzufügt.  «Ich liebe dich» in seiner puristischen Form kann nicht intensiviert werden. Oder wer hört lieber «Ich liebe dich sehr»? Auch das Verb «sagen» sollte der eifrige Texter nicht mit einem Adverb verändern wollen. «Er sagte noch …», «Er sagte hierauf …», «Er sagte glücklicherweise …». Nein. Sagen Sie, was er zu sagen hat.

Auf Herz und Nieren prüfen
Ein Adverb braucht gute Argumente zum Überleben. Trägt es zum Verständnis des Textes bei? Verändert es die Gefühlslage des Lesers, intensiviert es das imaginäre Bild? «Sie suchte ihren Sohn. Verzweifelt – und vergebens.» Dann hat es eine Existenzberechtigung. Handelt es sich um ein Füllwort, empfiehlt sich der grosszügige Griff zur Deletetaste. Dasselbe gilt übrigens auch für Adjektive. Sie nehmen, sind sie nicht präzis, vorweg, was der Leser selber beurteilen kann. Ist es nicht ärgerlich, wenn der Autor eines Textes schreibt, was der Leser blöd oder toll finden soll? Solche Adjektive braucht ein Text nicht.

Fazit:
Adverbien sind trügerische Freunde. Sparsam und richtig eingesetzt, sind sie nützlich. Die unnötigsten Adverbien sind die Wörtchen «sehr» und «nämlich». In den meisten Fällen ist die Löschtaste ein guter Ratgeber. Oder um es in den Worten von Howard Ogden zu sagen: «Adverbs are guilty until proven innocent.»

Weiterführend:
Schreiben für Social Media: Versteckt euch nicht!
E-Mail-Betreff: Treffender texten mit drei Tipps

 

 

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