Snapchat im Profil: Frau W.

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Frau W. alias Bettina Werren ist Snapchaterin der ersten Stunde. Bei Snapchat fasziniert sie das unperfekte Inszenieren von Marken und Menschen. In der Serie «…im Profil» fragen wir Bettina, ob es sich lohnt und was ihre wichtigste Erfahrung mit Snapchat ist.

Zu Beginn nutzte Bettina Snapchat nur privat. Nach und nach interessierten sich immer mehr Leute für Snapchat und fragten sie um Rat und Tipps. Daraus entstanden How-to-Workshops und in der Folge strategische Beratungs-Aufträge, die heute verschiedene Snack-Stories-Formate umfassen.

Warum snapchatest du?
Snapchat ist eine grosse Portion Augenzwinkern – man nimmt sich selber nicht so ernst. Mir gefällt das Ursprüngliche und Einfache von Snapchat enorm. Ein erholsamer Kontrapunkt zur sorgsam inszenierten Perfektion und den bewusst langlebigen Inhalten auf Social Media-Plattformen wie Instagram. Wobei man sich auf Snapchat ja auch inszeniert – aber gefühlt nur für den Moment und herrlich unperfekt.

Wie kommst du zu Stoff?
Ich halte die Augen und Ohren offen. Für meine privaten Snaps entscheide ich spontan und aus meinem Alltag heraus. Meine How-to-Snapchat Videos produziere ich auf Snapchat, exportiere die einzelnen Snaps und verarbeite sie zu Videos. Heute werden bereits Filme mit Snapchat gedreht, das ist auch in der Schweiz ein Thema. Beim Mobile Motion Filmfestival gibt es dieses Jahr sogar eine Snapchat-Kategorie. Für das Festival selber produziere ich eine Serie an Snapchat-Stories – über das Festival. Ich bin kein Fan davon, sämtliche Snaps und Stories zu exportieren und auf anderen Kanälen zu verbreiten – für ausgewählte Inhalte macht dies für mich aber insbesondere für Marken Sinn.

Wie gross ist der Aufwand pro Woche?
Welcher Aufwand? Im Ernst, als Privatperson achte ich nicht darauf, das läuft so nebenbei. Geht es um einen Marken-Account, bewegt sich der Aufwand für Snapchat auf einem ähnlichen Level wie für gängige Social Media-Plattformen. Es ist ein Trugschluss zu glauben, der Aufwand sei weniger hoch, nur weil Snapchat unperfekt und spontan sein darf. Es braucht auch hier ein Konzept und eine Content-/Redaktionsplanung. Das Unperfekte zu inszenieren kann ganz schön aufwändig sein.

Lohnt es sich?
Als Privatperson auf jeden Fall, wenn man Spass an dieser Art der Kommunikation hat. Und zwar in jedem Alter, obwohl die Hauptzielgruppe eher jung ist. Damit sind wir aber bei einem wichtigen Punkt: Viele der jüngeren Snapchat-User folgen keinen oder nur sehr wenigen Marken. Die Jungen lieben das Vergängliche an Snapchat und nutzen grösstenteils die Chatfunktion. Marketers wittern das grosse Geschäft und stürzen sich auf Snapchat, um die Jungen zu erreichen. Sie tun das allerdings oft mit der alten Marketing-Denke – mit hölzernen, zu perfekten werberischen Inhalten. Eine Marke sollte den Mut haben, ihre visuelle und inhaltliche Präsenz stark zurück zu nehmen und Inhalte posten, die junge User ansprechen. Ein Wundermittel ist Snapchat nicht – richtig angewendet aber definitiv eine tolle Option für Marken.

Was ist deine wichtigste Snapchaterfahrung?
Es ist eher ein Motto: Mut zum Unperfekten. Denn Snapchat ist frech, wild und wunderbar. Und: Snapchat ist vertikal. Die App wurde eigens dafür konzipiert. Mit Spactacles (der Kamera-Brille von Snap) wird dies leicht aufgeweicht. Man kann das Smartphone beim Betrachten einer Spectacles-Aufnahme im Kreis drehen und wechselt so von der vertikalen in die horizontale Perspektive und zurück.

Mein Fazit: Die Art und Weise wie Snapchat funktioniert, muss uns Kommunikationsexperten interessieren. Teilt man die Faszination nicht, sollte man solche Kanäle zumindest auf einer Metaebene verstehen. Wo liegt die Faszination bei den Snaps? Warum interessiert das Unperfekte und oft scheinbar Spontane? Und sich überlegen, wo der Nutzen für die eigene Organisation liegen kann.

Weitere Informationen:
Welche Rolle Snapchat in der Recherche und Publikation von Journalisten hat: Unsere Serie «Journalisten im Web» portraitiert Redaktorinnen und Redaktoren und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie. Die Studie erscheint im 2017.
Weitere Serien: Twitter im ProfilBlogger im Profil und Facebook im Profil
Unsere Linkperlen zu Kommunikationstrends

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