Journalisten im Web: Simon Moser, Morgenshow-Host Radio Energy Bern

Von TeleBärn bis Bund titelten alle: «Justin Bieber läuft in Bern herum!» Wirklich? Nein – das Ganze war ein «Prank»-Video von Radio-Energy-Moderator Simon Moser und seinem Team, das sich über Facebook viral verbreitet hatte. Das Beispiel zeigt: Content wird für Social Media aufbereitet und im Radio weiterverwertet. Eine Entwicklung, die Simon Moser hautnah miterlebt und zu seinem Vorteil nutzt.
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Die Serie «Journalisten im Web» portraitiert Redaktorinnen und Redaktoren und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet_PR und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgte (bereits zum zweiten Mal nach 2015) im Herbst 2017. Der Hashtag zur Studie: #jstudie.

«Nach wie vor ist das Radio die Hauptplattform bei Radio Energy. Der Trend zur Verschiebung ist jedoch klar: Social Media hat in den letzten Jahren immer mehr Gewicht bekommen.», sagt Simon Moser. Radio und Social Media – allen Kanälen voran Facebook – sind eng verknüpft, die Grenzen fliessend. Beispiele aus seinem Arbeitsalltag gibt es viele: «Wir haben im Radio einen Song eines Sängers angeteasert, der Welthits auf Berndeutsch übersetzt. Den ganzen Song finden die Hörer dann aber auf der Facebook-Page von Radio Energy.» Das Ziel ist klar: «Wir versuchen, das Publikum des einen Mediums auch zum Anderen zu bringen.»

Radiomoderator Simon «Simu» Moser nutzt Facebook, Instagram und Snapchat, um sich und seiner Sendung zu mehr Popularität zu verhelfen. Mit Erfolg: Auf Facebook folgen ihm rund 17’000 Fans, auf Instagram etwas mehr als 3’000. Die Facebook-Seite von Energy Bern hat sogar über 64’000 Fans (Stand Juli 2017).

Professionalität versus Eigenständigkeit

Die zunehmende Bedeutung von Social Media wird bei Radio Energy ernst genommen: Ein 16-köpfiges Web- und Social-Media-Team kümmert sich um die Auftritte des Radiosenders und produziert Content für die verschiedenen Online-Kanäle. Davon profitiert Simon Moser jedoch nur marginal: «Das Team aus Zürich kommt zwar regelmässig mit Vorschlägen auf uns zu, mein Kollege Schelker und ich lassen uns jedoch nichts vorschreiben. Wir setzen meist unsere eigenen Ideen um. Damit sind wir jedoch eine Ausnahme – in Basel und Zürich sind die Moderatoren oft froh um den vorbereiteten Content.»

Ausnahme ist, wenn Content an Sponsoren verkauft wird. Das kommt jedoch eher selten und bei bereits etablierten, regelmässigen Formaten vor. «Trotzdem müssen wir auch das gut finden, damit wir authentisch sein können. Wir sind keine ausgebildeten Schauspieler.»

Authentizität und Humor das Wichtigste

Sowieso ist Authentizität laut Simon Moser das A und O auf Social Media. «Ohne das funktioniert es nicht. Wenn etwas echt ist und du es selber lustig findest, dann ist das meistens schon ein guter Ansatz, um erfolgreich zu sein. Natürlich versuchen wir es – wenn möglich – mit etwas Aktuellem oder einem Trend zu verbinden.» Dabei analysiert Simon Moser nicht, was seine Zielgruppe gut findet: «Ich überlege mir weniger, was den Leuten gefallen könnte, sondern viel mehr, was mir selber gefällt und das produziere ich dann. Die Leute folgen mir ja auf Social Media, weil ihnen mein Humor gefällt.»

Social-Media-Präsenz vertraglich geregelt

Die eine Konsequenz der verschobenen Prioritäten ist, dass Simon Moser und sein Co-Host zwei Stunden pro Tag rein für Social Media aufwenden – vertraglich mit dem Sender festgelegt. «Natürlich geht dies zu Lasten der Zeit, die wir fürs Radiomachen aufwenden müssten. Wir haben aber gottseidank ein Team, das uns hier den Rücken freihält, so dass wir unsere Show trotzdem wie gewohnt durchziehen können.»

Top-Influencer: Weniger Privatperson

Die andere Konsequenz: Die Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem verschwinden zunehmend. «Es ist sehr schwierig, meine private Person vom Moderator Simon Moser zu trennen. Dieses Problem hat Energy mit seinen Moderatoren europaweit. Wo poste ich? Auf meiner privaten Seite oder auf der Energy-Seite? Wo ist es mein Recht, etwas zu sagen, wo kann mir der Sender etwas vorschreiben? Bei Energy haben wir sogenannten ‚Top-Influencer’ einen Vertrag, in dem diese Punkte klar geregelt sind.» Grundsätzlich veröffentlicht Simon Moser seinen Content auf der Energy-Seite. «Ausser natürlich, wenn es wirklich Privates wie beispielsweise Fotos mit der Familie sind. Diese poste ich auf meinen eigenen Kanälen.»

Steckbrief

Simon Moser, 36

  • Journalist seit: 2001
  • Auf Facebook seit: 2008
  • Auf Instagram seit: 2015

Weiterführend:

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