Die Serie «Journalisten im Web» portraitiert Redaktorinnen und Redaktoren und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet Relations und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum zweiten Mal nach 2015) im Herbst 2017. Der Hashtag zur Studie: #jstudie.
Wenn sich etwas in der Schweizer Kommunikations- und Medienbranche tut, ist Nick Lüthi einer der ersten, der davon weiss. Er verfolgt das Geschehen ohne Unterbruch – Tweets der Nacht arbeitet er morgens systematisch ab. Lüthi kennt die Akteure der Branche seit Jahren. Als verantwortlicher Redaktor der Medienwoche schreibt er Artikel, postet Aktuelles und teilt Brancheninternes. Auf den Social-Media-Kanälen, insbesondere auf Twitter, erfährt er welche Themen die Medienschaffenden beschäftigen oder wer sich mit wem einen Schlagabtausch liefert. «Die Social-Media-Kanäle bieten mir eine zusätzliche Ebene, um an Informationen zu gelangen», so Lüthi. Seine Informationsquellen sind zugleich seine Zielgruppe: Journalisten, Redaktoren und Schlüsselpersonen aus Schweizer Medienhäusern gehören dazu.
Jede freie Sekunde auf Twitter
Nick Lüthi unterhält zwei Twitter, zwei Facebook und zwei Instagram Profile: Jeweils eines für die Medienwoche und ein Privates. Die Konversion in Klicks sei bei Google am grössten, gefolgt von Facebook. Die Tweets werden mehr überflogen. Man liest im Scrollmodus. Anders ist es bei Google oder Facebook, wenn man sich – vor allem bei Google – im Suchmodus befindet. Trotzdem ist Lüthi hauptsächlich auf Twitter aktiv. Hier hat er mithilfe einer Twitterliste rund 1’500 Schweizer Medienschaffende auf dem Radar – ohne Durchmischung von Privatem, wie das bei Facebook der Fall ist.
Foto: Marco Leisi
Inkonsistenz des Konzepts gehört bei Social Media dazu
Bei Reaktionen auf Tweets der Medienwoche, antwortet Lüthi von seinem privaten Profil. «Es ist sympathisch, wenn man sich als Person zeigt», findet er (Die Inkonsistenz des Konzepts gehört jedoch dazu). Bei der Medienwoche gilt das Grundprinzip: Keine Wortspielereien und keine Ironie.
Interaktion stagniert bei 2’000 Followern
Auf seine grosse Anzahl Follower (aktuell 21’700) ist Nick Lüthi nicht sonderlich stolz. Er führt die Anzahl darauf zurück, dass er Twitter-Nutzenden während rund einem Jahr auf der Startseite vorgeschlagen wurde. Mehr Interaktion als mit 2’000 Followern hat er deshalb nicht.
Der Preis für Nonstop-News: Ablenkung und Verzettelung
Etwas zu verpassen, ist der Graus jedes Journalisten. Um diese Gefahr zu minimieren, nutzt Lüthi die Smartphone-App Nuzzel. Sie misst, welche Beiträge am meisten geteilt oder geliked wurden. Dies entlastet, weil ihm keine Top-Meldungen entgehen und zeigt, welche seiner Tweets und Posts am meisten Beachtung fanden.
«Die Konzentrationsfähigkeit leidet», so Lüthi. Denn die Suche nach einer Perle, nach dem Kick, nach nichts Bestimmten ist wie eine Sucht, lenkt ab und birgt die Gefahr, sich zu verzetteln.
Steckbrief
Nick Lüthi, 43, seit 2011 verantwortlicher Redaktor der Medienwoche
- Journalist seit 1995
- Auf Facebook seit: 2006
- Auf Twitter seit: 2008
- Auf Instagram seit: 2010
Weiterführend
Alle Artikel über unsere Studie «Journalisten im Web»