Die Kraft der Sprache – oder «Tu parles le Bolz?»

Vier Schweizer Landessprachen? Schon – aber da ist noch mehr: eine Fülle an Dialekten und Sondersprachen mit uralter Tradition. Zum Beispiel Bolz und Mattenenglisch. Unser Bernet-Team ist von Bern nach Zürich (und drüber hinaus) multilingual unterwegs. Und freut sich an der identitätsstiftenden, kreativen Kraft der Sprache. Hört rein. 
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Eine Fribourger Familie beim Abendessen: «Tu peux me passer le Sauz bitte? (Kannst du mir bitte das Salz geben?)». «Et pis toi Sophie, comment ça a été di Tag? (Wie war dein Tag Sophie?)». «I ha hüt as spannends Projekt uf d’pieds gschteüt (Ich habe heute ein spannendes Projekt aufgegleist). «Eh dis-donc, i wetti gär no bitz fromage de chèvre (Du, ich nehme gern noch etwas Ziegenkäse).» So tönt Bolz. Einmal Französisch, einmal Deutsch. Der kreative Umgang mit beiden Sprachen ist intuitiv und natürlich. Bolz als Mischung von Französisch und Deutsch entstand in der «Basse Ville» (Untere Stadt) des alten Freiburg als Sprache der Armen. Heute gilt sie als Kuriosum. Nur noch wenige Freiburger sprechen Bolz.

Mattenenglisch – kurios, kreativ, rar

Ganz anders tönt das Berner Mattenenglisch: «Iessech’gre u Iu’tsche ime’ze (Guten Tag und Hallo zusammen)». Die Berner Geheimsprache, auch Ittume-Inglische genannt, entstand im Mattenquartier in der Berner Altstadt. Heute sprechen nur noch ein paar wenige «alte Mätteler» und begeisterte Fans regelmässig Mattenenglisch. Der 1959 gegründete Matteänglisch-Club Bern organisiert Veranstaltungen, bietet Sprachkurse an und gibt eine Zeitschrift heraus.

Als Kommunikationsexperten setzen wir uns täglich mit Sprache auseinander. Von der Formulierung von Strategien und Positionierungen über Content-Produktion bis hin zu Trainings fürs Schreiben und Redigieren. Wir sind überzeugt: Sprache ist ein Grundbaustein wirksamer Kommunikation. Sie verbindet, schafft Identität, vermittelt Botschaften und bringt Komplexes auf den Punkt.

Wieso mich Bolz & Co. faszinieren

Sprachen faszinieren mich aus kultureller und soziologischer Hinsicht. Sondersprachen noch etwas mehr. Sie bieten Identifikation und fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl. Als Bolz sprechende und zweisprachig aufgewachsene Fribourgeoise liegt mir die sprachliche Vielfalt der Schweiz am Herzen. Deshalb verbinde ich auch dieses Jahr wieder ein paar Sommerausflüge mit Sondersprachen. Auf meiner Ausflugsliste stehen: Bosco-Gurin (Walserdialekt), Wallis (Patois) und Freiburger Oberland (Patois). Auf ein Revival der Sondersprachen!

Bolz-Hörprobe
Auszug aus «D Sùnenenerschyy vam Soleil Blang» von der Freiburger Autorin Fränzi Kern-Egger, vorgelesen von Fabienne Stoll:


Weiterführend
Alle bernetblog-Beiträge zu «Sprachen»
Porträt der Bolz-Autorin Fränzi Kern-Egger in den Freiburger Nachrichten

Bolz-Artikel «Nei, dasch zvüu, tu me connais» auf Swissinfo
«Mattenenglisch – Eine Berner Geheimsprache», Talk 
von Peter Hafen an der TEDxBern

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Beiträge

  • Sehr spannend! Ähnliches hört man zuweilen noch im Elsass und Lothringen, wenn die zumeist Älteren den Dialekt mit Französisch mischen – einige Wörter sind in der Aussprache ohnehin kaum zu unterscheiden, beispielsweise „Suurkrutt“ „choucroute“, das in der dortigen Küche eine deftige Rolle spielt.
    Eine prominente Vertreterin dieser Kuriosität ist Huguette Dreikaus.

    • Vielen Dank, lieber Harald, für deine Rückmeldung und den spannenden Tipp. Damit lässt sich die (Sommer-)Ausflugsliste doch wunderbar erweitern: auf ins Elsass und in die Lorraine. Eine gute Sommerzeit und bis bald!