Am 20. September fand der erste Social Media Gipfel für Polizei und Justiz in Winterthur statt. Expertinnen und Experten sprachen über die Herausforderungen von bürgernaher Polizeiarbeit im digitalen Raum. Einer dieser Experten ist Roman Kohler, Leiter Kommunikation bei der Stadtpolizei St. Gallen. Im Interview gibt er Einblick in seine Erfahrungen.
Roman Kohler, wie setzt ihr bei der Stadtpolizei St. Gallen Community Communication ein?
Bei der Stadtpolizei St. Gallen sprechen wir bereits seit den 80er Jahren von «Community Policing», also bürgernaher Polizei-Arbeit. War diese lange vor allem offline geprägt, verlagert sich die Bürgerarbeit seit ein paar Jahren immer stärker in den digitalen Raum. Die Kanäle, über die wir die Menschen erreichen, haben sich verändert. Nicht verändert haben sich über die Jahre unsere zwei Hauptziele: Vertrauen schaffen und präventiv Präsenz zeigen.
Wie erreichen wir das? Indem wir unseren Job richtig und zuverlässig machen und dies ehrlich, transparent und niederschwellig kommunizieren. Wir bieten den Menschen den Dialog dort an, wo sie sowieso schon sind: in den Sozialen Medien, auf ihren Smartphones. Deshalb sind wir als Stadtpolizei St. Gallen praktisch auf allen Social-Media-Kanälen präsent. Am meisten Leute erreichen wir via Facebook.
Was habt ihr noch vor?
Aktuell sind wir daran, unseren Quartierblog auszuweiten. Dieser persönliche Blog eines motivierten Polizisten haben wir anfänglich für die Bürgerinnen und Bürger eines einzelnen Quartiers lanciert. Nach einem Jahr erfolgreicher «Probezeit» weiten wir den Blog auf die ganze Stadt St. Gallen aus. Mehrere Polizistinnen und Polizisten steuern ihre persönlichen Geschichten und Erlebnisse bei. Wichtig dabei: Der Blog kann einen noch so guten Content haben – er nützt nichts, wenn er die Leute draussen nicht erreicht. Deshalb setzen wir aktiv unsere Social-Media-Kanäle ein, um die Blog-Beiträge zu verbreiten und an die Menschen zu bringen.
Was ist schwierig?
Polizistinnen und Polizisten sind nicht per se am Kommunikationshandwerk interessiert. In erster Linie sind sie in ihrer Funktion als Polizisten für die Menschen unterwegs. Wir können deshalb niemanden zu einer Social-Media-Präsenz zwingen, alles basiert auf Freiwilligkeit und persönlicher Motivation. Hier ist es wichtig, dass wir von der Kommunikation aus unsere Mitarbeitenden gut schulen, sensibilisieren und ihnen die richtigen Werkzeuge in die Hand geben.
Eine weitere Herausforderung sind die Algorithmen, die sich bei den Social-Media-Kanälen ständig verändern. Ohne etwas Geld in die Hand zu nehmen, erreichen wir auf Facebook längst nicht mehr die gleiche Reichweite wie vor ein paar Jahren. Hier ist es wichtig, auch finanzielle Ressourcen einzusetzen, selbst wenn – wie bei uns – das Budget sehr bescheiden ist.
Was habt ihr bereits erreicht?
Wir sind mit den bisherigen Resultaten der Kommunikation via Social Media sehr zufrieden. Vor allem unsere Facebook-Präsenz sticht mit über 16’000 Fans heraus. Im schweizweiten Vergleich stehen wir sehr gut da. Unsere Geschichten, Bilder und vor allem die Videos erreichen hohe Reichweiten und Engagements. Auch wenn die Online-Kommunikation mit hohem Aufwand verbunden ist: Dank guter interner Koordination und eingeübten Prozessen schaffen wir es, immer mehr motivierte Polizisten für unsere Online-Aktivitäten zu gewinnen.
Fazit: Was gefällt
Die Stadtpolizei St. Gallen geht ihren Social-Media-Auftritt strategisch an: Ausgehend von ihren Hauptzielen generiert sie glaubwürdigen Content und verteilt diesen zielgruppengerecht über die passenden Kanäle. Dieses Vorgehen ist sehr professionell – und zeigt Erfolg. Die Polizistinnen und Polizisten der St. Gallen bekommen für die Bevölkerung ein Gesicht, ihre tägliche Arbeit wird erlebbar.
Die Blog-Serie «Community Communication im Profil» gibt Einblick in den Alltag von Kommunikatoren, Content Managern, PR-Verantwortlichen und Community Managern. Dieser Beitrag erscheint rund um unser Engagement im CAS Community Communication an der ZHAW (Infos und Anmeldung). Der neuartige CAS ist einzigartig in der Schweiz. Bernet Relations doziert und ist verantwortlich für die Kursleitung. Der nächste Lehrgang startet im Januar 2019.
Mehr zu Community Communication
Bernet Relations und das Institut für Angewandte Medienwissenschaft (IAM) der ZHAW arbeiten zusammen: Wir unterstützen den CAS Community Communication und haben mit Martina Bürge die Kursleitung inne.
Weiterführende Links
– Bernetblog-Beitrag «Was ist Community Communication»
– Bernetblog-Beitrag «Community Communication: Die ersten drei Schritte»
– Mehr Informationen zum CAS Community Communication der ZHAW
– Bernet Relations Checkliste Community Management