Die rund 75 Teilnehmenden wurden von Michael Wirz, Stadtpolizei Winterthur, und Irène Messerli, Bernet Relations, durch den Tag geführt. Der «Polizeigipfel» stand im Zeichen von Weiterbildung, Austausch und Netzwerken.
Fritz Lehmann, Kommandant Stadtpolizei Winterthur, liess die Teilnehmenden willkommen heissen. Die Relevanz der Tagung unterstrich er mit den Worten, dies sei der erste Anlass auf diesem Niveau zum Thema «Polizeiarbeit im Social Web».
Die Inputreferate
Unsere Irène Messerli eröffnete mit ihrem Referat «Dialog im Social Web» den Tag. Die Learnings:
- Machtverschiebung: Menschen gruppieren sich auf sozialen Kanälen, vertreten gemeinsame Interessen und können auch als Individuum Reichweite nutzen und Wirkung erzielen. Diese Verschiebung beeinflusst Rollen und Aufgaben von Polizeikorps.
- Dort sein, wo die Menschen sind: Über 6 Millionen Schweizerinnen und Schweizer sind online und verbringen auf den sozialen Medien viel Zeit. Die präventive Präsenz, faktenbasierte Information und der Blick in die Arbeit von Polizeikorps schaffen Vertrauen und bringen einen Mehrwert.
- Kultureller Kontext: Je nach Land kommunizieren Polizei und Justiz unterschiedlich. In der Schweiz sowie Deutschland zum Beispiel sind Bild- und Textsprache tendenziell sachlicher und zielen auf Prävention und Vertrauen – während US-Polizeikorps eher ihre Macht präsentieren.
Der Anwalt Martin Steiger ist spezialisiert auf Recht im digitalen Raum. Er zeigte auf, welche Regeln im digitalen Raum zu berücksichtigen sind. Die Learnings:
- Entspannte Nerven trotz klarer Rechtsgrundlage: Nervende User dürfen von der Polizei nicht blockiert, aber auf stumm geschaltet werden.
- Professionalität: Die Präsenz von «Influencern in Uniform» bietet viel Spielraum, das Online-Engagement soll aber nicht Selbstzweck sein. Vielmehr steht die Behördeninformation im Fokus.
- Neutral und tierlieb: Mit sachlichen Informationen und Tierbildern können Polizei und Justiz wenig falsch machen.
Sebastian Denef ist geschäftsführender Gesellschafter von OWN.space. Er befähigt seine Klienten zur einfachen Nutzung von künstlichen Agenten. Diese analysieren Datenquellen und visualisieren Ergebnisse. Die Learnings:
- Mit der Zeit gehen: Die Polizeiarbeit im digitalen Raum ist weiterhin experimentiell. Deshalb ist ein Umdenken in vielerlei Hinsicht nötig.
- Selbst ist der Bürger: Wo Polizei und Justiz zu wenig spürbar sind, übernimmt der Bürger. Auch die «Bürgerpolizei» organisiert sich auf Plattformen wie WhatsApp, Facebook und Twitter. Polizei und Justiz engagieren sich am besten mit Weitblick, um online den Lead zu halten.
Mit Unterstützung von Nick Keane wurde die britische Polizei in der digitalen Polizeiarbeit führend. Die Learnings:
- Kreativität: Wie das Web selbst, entwickelt sich auch die digitale Polizeiarbeit weiter. Um die Möglichkeiten auszuschöpfen, braucht es Kreativität, Offenheit und Professionalität.
- Online ist wie in Echt: Online gelten die selben Grundsätze wie offline. Die Drei-bis-Vier-Wort-Strategie à la «Don’t be stupid» bewährt sich auch hier.
- Emotionalität im richtigen Kontext: Kampagnen sind gut, wenn sie faktenbasiert und emotional sind. Dies zeigen die beiden Beispiele aus Grossbritannien «Avon and Somerset Police Tinder Campaign» und«Leicestershire Police – Kayleigh’s Love Story»:
Die Fokusthemen – Workshops
Kleinere Gruppen diskutierten in Workshops die Themen «Recht», «Online-Community-Policing», «Organisation» und «Strategie und Konzeption». Als Fazit aus allen Workshops wurde die Nutzung von Synergien herausgestrichen. Die Polizeikorps profitieren im Austausch von Erfahrungen. Aus den Workshops zogen wir folgende Learnings:
- Online-Community-Policing mit Rahel Egli und Roman Kohler: Präsenz und Aufmerksamkeit erreichen Polizei und Justiz, wenn sie dort sind, wo die Bürgerinnen und Bürger sind.
- Recht mit Martin Steiger: Das Recht am eigenen Bild ist wichtiger denn je. Selbst gestellte und als «Symbolbild« gekennzeichnete Fotos bewähren sich.
- Organisation mit Michael Wirz: Eine integrierte Polizeikommunikation ohne Social Media ist undenkbar. Die Kanalwahl ist extrem zielabhängig.
- Strategie & Konzeption mit Irène Messerli: Organisationen brauchen für ihr Engagement im Social Web einen Plan. Mit einer gut überlegten Kombination von online und offline Kommunikation gelingt der Dialog mit allen Zielgruppen.
Maryna Shchipak hat die Schlüsselaussagen des Tages visuell festgehalten. Ihre Zusammenfassung und weitere Impressionen des Tages in unserer Flickr-Galerie:
Weiterführend:
Alle Beiträge im Bernetblog zu Social Media und dem Social Media Gipfel
Das Projekt OWN von Sebastian Denef
Die Website von Martin Steiger
Der Twitter-Feed zum #smgpj