Die Schmiedstube in Bern war am 51. Social Media Gipfel bis auf den letzten Stuhl besetzt. Im ersten Referat blickte Fabrizio Gilardi, Professor für Policy-Analyse am Institut für Politikwissenschaft der Universität Zürich und Leiter des Digital Democracy Lab, auf den diesjährigen Wahlkampf zurück. Die wichtigsten Erkenntnisse aus seiner Analyse:
- Facebook war der meist genutzte Kanal, zwischen 60 bis 80 Prozent der Kandidierenden waren präsent.
- Die Jungparteien sind ähnlich wenig aktiv auf Instagram und Twitter wie die jeweiligen Mutterparteien.
- Richtig lanciert wurde der Wahlkampf erst im September 2019.
- Die Popularität der einzelnen Exponenten korrelierte punkto Followerzahl oder Engagement nicht mit dem Wahlerfolg.
Überrascht habe laut Fabrizio Gilardi zudem, dass das Frauenthema weder in den klassischen Medien noch auf den sozialen Netzwerken merklich stattfand – mit Ausnahme des schweizweiten Frauenstreiks Mitte Juni.
Im zweiten Referat gab Rahel Hofstetter, Campaignerin bei den Grünliberalen Schweiz, Einblick, wie ihre Partei den digitalen Wahlkampf führte. Elementar sei dabei gewesen, frühestmöglich eine langfristige Followerbasis zu mobilisieren. Inhalte seien zielgruppengerecht und mit klaren Botschaften aufbereitet und im passenden Kanal verbreitet worden. Während man bei den Posts auf Twitter in erster Linie Journalisten ansprechen wollte, nutzte man Insta-Stories vor allem für personalisierte Inhalte der Kandidierenden. Bei den Onlinemarketing-Massnahmen fokussierte man sich darauf, das Potential von Wechselwähler bestmöglich auszunutzen und den Wähleranteil besser auszuschöpfen. Gezielt postete die GLP während den Sessionen Themen, zu denen sie aktiv ihre Botschaften platzieren wollte.
Fünf Learnings zum Einsatz von Social Media im Wahlkampf
- Potential vorhanden: Noch immer nutzt die Mehrheit der Kandidierenden Social Media wenig für ihren Wahlkampf. Zudem begann der eigentliche digitale Wahlkampf erst im September.
- Frauenthema fand kaum statt: Bis auf den nationalen Frauenstreik Mitte Juni waren Geschlechterfragen und die Frauendiskriminierung in den klassischen und digitalen Medien nur wenig präsent.
- Ein Social-Media-Star macht noch keinen Wahl-Star: In der Schweiz garantieren die Anzahl Follower oder das Engagement noch keinen Wahlerfolg.
- Langfristiger Aufbau lohnt sich: Ein professioneller und authentischer Auftritt mit Fokus auf definierte Themen sind entscheidend für die Professionalität und Glaubwürdigkeit.
- Klare Botschaften: Mobilisierung funktioniert nur, wenn der Call-to-Action klar und verständlich ist.
Sponsor: Ein spezieller Dank für das Sponsoring von Raummiete, Kaffee, Gipfeli und Technik geht an die Valiant Bank. Ohne die Sponsoren wäre die Durchführung des #smgbe nicht möglich. Herzlichen Dank!
Bilder des 51. Gipfels von Clemens Laub: