Dreikönigstagung 2019: Licht am Ende des Tunnels für die Medien?

Anfang Januar treffen sich jeweils Verleger/innen und Medien-Profis an der Dreikönigstagung. In den letzten Jahren war die Stimmung etwas gedrückt, waren die Referate pessimistisch und die Voten im besten Fall kämpferisch. Gab es dieses Jahr sowas wie ein Silberstreifen am Horizont? Einige News und Aussagen im Überblick.
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Waren die Sitzreihen in den letzten Jahren ebenso dicht besetzt? Blieb man nach Kaffee und Dreikönigskuchen auch so diszipliniert zum zweiten Teil? War heuer tatsächlich wieder mehr Verve spürbar bei den Schweizer Medienmachern?

Schweizer Medienhäuser: Wieder vereint und kämpferisch

Als Präsident des Verbandes Schweizer Medien begrüsste TX Group-Chef, bis 2019 Tamedia, Pietro Supino mit einer Ansprache (Abdruck im Tagi) und empfing unter Applaus die Ringier-Gruppe, vertreten durch CEO Marc Walder, zurück im Verband. 2015 war diese noch unter Getöse ausgetreten. Die Rückkehr ist auch zu verstehen als Konsequenz aus der Digital-Allianz von Ringier, TX Group, NZZ, CH Media und der SRG (bernetblog berichtete). Dabei geht es unter anderem ganz praktisch darum, dass sich die Nutzer/innen dank einer LogIn-Allianz (Medienwoche) nicht auf allen Medienplattformen separat einloggen müssen.

Medien und Digitalisierung: Was bringt Licht am Ende des Tunnels?

Marc Walder erklärte in seiner unangekündigten Rede, man habe wohl den Content, brauche aber bessere Daten um im internationalen Wettbewerb der Digitalwerbung zu bestehen. Man darf gespannt sein, wie sich der Traffic und die Umsätze nach der Einführung der Login-Allianz – cirka im Oktober dieses Jahres – entwickeln werden (mehr zum Schulterschluss bei Blick). Weitere Aussagen aus den Referaten und Podiumsgesprächen im Überblick:

Rainer Esser, Geschäftsführer ZEIT Verlagsgruppe, führte als Beispiel von gewinnbringenden Ideen aufgrund des digitalen Drucks die «Zeit-Serie Verbrechen» an – ein beachtlicher Erfolg auch als Podcast. Esser: «Gäbe es die Digitalisierung nicht, wir müssten sie erfinden bei der ‚Zeit‘ – sie tut uns sehr gut.» Viele der Initiativen kämen direkt aus der Redaktion.

Martin Oswald ist seit Ende 2019 Projektleiter Digitale Transformation CH Media. Er sieht für die Mediengruppe drei grosse Herausforderungen: «Die herrschende Gratiskultur, die Frage nach dem optimalen Produkt für die Konsument/innen und die Kleinräumigkeit im Schweizer Markt, die nur sehr schlecht skaliert.»

Nicole Meier ist neue Keystone-SDA/ATS-Chefredaktorin. Sie sieht das solide SDA-Nachrichten-Angebot als guten Teppich für die Medienhäuser. Dies mache in den Redaktionen Ressourcen frei für Hintergründe und Einordnung. «Intern sind wir digital schon recht fit und haben bereits viel investiert in Video, Infografik oder Live-Streaming von Pressekonferenzen.»

Webrepublic-Partner Tobias Zehnder ortet Potenzial beim Know-how der Werbekunden: «Es fehlt an Kompetenzen an allen Enden. Obwohl wir selber (als Agentur) davon profitieren, habe ich Mühe mit CEOs die zuerst alles Digitale radikal in Frage gestellt haben und jetzt plötzlich ebenso radikal darauf setzen.»

Licht am Ende des Tunnels? Die Stimmung in der Schweizer Medienwelt oszilliert von hoffnungsvoll zu skeptisch. Als Tagungsbesucher kommt mir die Vers-Zeile aus einem Song der US-Band Cracker in den Sinn: «I see the Light at the End of the Tunnel now – someone please tell me it’s not a Train.»

Weiterführend: 
alle bernetblog-Beiträge über die Dreikönigstagung
und rund um Medien und Journalismus
alles zu unserer Studie «Journalisten im Web»
die Ansprache von Pietro Supino im Tages-Anzeiger «Qualität ist überlebenswichtig»

Bild: Claudia Soraya bei Unsplash

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