Communication Summit 20: TV bis Video On Demand – wie schauen wir übermorgen fern?

Wer schaut in zehn Jahren noch TV? Wie lange, wann und in welchem Format? Wer bezahlt dafür wieviel und wie? Was bedeutet das für den Journalismus, für die Konvergenz aus Print, Online und TV und für die organisationelle Kommunikation? Eine engagierte Runde gab am #ComSum20 Einblicke. 
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Die Entwicklung der TV-Landschaft interessiert. Sie verläuft äusserst dynamisch, geprägt von grossen Akteuren wie Netflix, von Übernahmen und neuen Konzepten. So kaufte jüngst CH Media die Fernsehgruppe 3Plus und der ehemalige SRF-Mann Jonas Projer baut an einem neuartigen Blick TV. Als konvergentes Format soll es ab Frühling 2020 zeigen, wohin sich die mobile TV-Nutzung entwickeln kann.

Netflix-Feeling und neue Werbeformen sollen es richten

Von den vier Podiums-Gästen des *Communication Summit 2020 bringen wir vier Aussagen zur spannenden Entwicklung:

Nathalie Wappler ist als SRF-Direktorin gefordert, den öffentlich-rechtlichen Auftrag – mit all seinen Möglichkeiten und Limiten – ins Digitale zu übertragen. Sie stellt auf Herbst 2020 eine SRF-Streaming-Plattform im Look und Feel von Netflix in Aussicht. Und hinterfragt mit dem Begriff des «Wegwerf-Fernsehens» die Nachhaltigkeit von Kürzestbeiträgen (s. unten) bezüglich Archivierung und Vielfachverwertung.

Jonas Projer, Blick TV sagte: «Wir haben keine Ahnung, wo wir mit unseren digitalen Angeboten in zwei Jahren sein werden.» Ringier zeigt sich dennoch mutig und investiert viel in sein neuartiges Blick TV irgendwo zwischen «Video On Demand» und News-Kanal. Stündlich bringt es einen 15-minütigen Kurzvideo-Block mit Anspruch an Aktualität und Tempo. Blick TV könne innert drei Minuten auf Ereignisse reagieren, sagt Projer. 90 Sekunden sei die Video-«Survival-Rate».

Roger Elsener ist Geschäftsleiter TV bei CH Media. Mit seinen Lokalsendern und mit der kürzlich erworbenen 3Plus-Gruppe ist er konfrontiert mit erodierenden Werberatings für TV-Spots. Als möglichen Ausweg sieht er neue Werbeformen à la Youtube. Lieber kurze Einwürfe vor einem Beitrag (im Replay) anstatt fünfminütige Werbeblöcke, die weggeklickt oder -gezappt werden.

Goldbach Media CEO Alexander Duphorn war sich mit dem Podium einig, dass es das Fernsehen auch in zehn Jahren noch geben werde (und nicht nur Streaming Plattformen), offen sei die Frage nach der Form. Und sowohl Inhalte wie auch die Werbung strebe nach Individualisierung: «Den Nutzern bieten, was sie sehen wollen».

Die Umbrüche werden weiterhin sukzessive erfolgen – aber dennoch mit Tempo und wohl auch hier und dort mit Brüchen oder plötzlichen schnellen Veränderungen. Wo war Netflix vor fünf Jahren? Für uns Kommunikations-Profis heisst es: Die Entwicklung und die Bedürfnisse zu beobachten. Jene bei den TV-Machern für unsere proaktive Medienarbeit und jene der Rezipienten bei der Erarbeitung von eigenen Inhalten, sei es nun «Owned» oder «Paid».

*Der Communication Summit (Twitter #ComSum20) ist das jährliche Gipfeltreffen von Medienschaffenden und Kommunikationsprofis aus Unternehmen und Organisationen. Sie sind eingeladen ins Auditorium Maximum der ETH von ihren Berufsorganisationen, dem Zürcher Presseverein (Beitrag über den #ComSum20 vom ZPV) und der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG.

Fotos: Beitragsbild bernet.blog – Gruppenbild Podium: Stefan Weiss, ZPV

Weiterführend:
Beitrag von persoenlich.com über den #ComSum20
alle bernetblog-Beiträge zum ComSum (seit 2008)

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