In der Krise ist Vertrauen wichtiger denn je

Der Kongress ScienceComm’21 gab Einblick in Strategien zum Umgang mit der Krise. Insbesondere aus den Erfahrungen mit der COVID-19-Pandemie zieht die Community aktiv Lehren. Diese haben das Potential, die Wissenschaftskommunikation in der Schweiz in Zukunft zu stärken.
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Bereits zum zehnten Mal trafen sich die Mitglieder der Wissenschaftskommunikations-Community aus der ganzen Schweiz gemeinsam mit Kolleg*innen aus dem Ausland zum jährlichen Austausch, diesmal in der Universität Fribourg. Am 15. und 16. September 2021 drehte sich alles um «Science Communication in a Period of Crisis».

Expert*innen für Krisenkommunikation
Kann eine so lange andauernde Krisensituation überhaupt noch als «Krise» bezeichnet werden? Diese Frage stellten sich auch die Podiumsgäste Irène Messerli, Co-Inhaberin von Bernet Relations, Monika Bütler, selbständige Ökonomin, und Thomas Häusler, Leiter Wissenschaftsredaktion bei Radio SRF. Auf dem Podium beleuchteten sie vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrung die Erfolgsfaktoren und Hemmnisse, die sowohl für Wissenschaftler*innen wie auch Medienschaffende in einer Krise wie der Corona-Pandemie gelten.

Chance nutzen, statt zu erstarren
Eins wurde an der ScienceComm’21 schnell klar: Die Wissenschaftskommunikations-Community hat sich keineswegs lähmen lassen durch die anhaltende Krisensituation. Im Gegenteil – sie arbeitet mit vollem Einsatz an Strategien, um dieser zu begegnen und das dringend benötigte Wissen möglichst effektiv zu verbreiten. Einige Beispiele aus den vielfältigen Themen, mit denen sich die Teilnehmenden in Workshops, Diskussionsformaten, Speed Talks und Keynotes auseinandersetzten:

  • Die zunehmende Bedeutung von Data Literacy in der Wissenschaftskommunikation
  • Analysen und Befragungen, um mehr über Fehlinformationen zu COVID-19 zu erfahren
  • Citizen Science, die beispielsweise dazu eingesetzt werden kann, Gruppen von Betroffenen zu ermächtigen
  • Die Dringlichkeit, dass wissenschaftliche Politikberatung etabliert wird
  • Der Umgang mit Verschwörungstheorien, False Balance und verhärteten Fronten, sowohl aus der Perspektive von Kommunikationsspezialisten wie auch aus derjenigen von Forschenden
  • Was die Wissenschaftskommunikation von Influencern lernen kann
  • Die zentrale Rolle des Vertrauens

Niemand brachte es besser auf den Punkt als die Bioethikerin Samia Hurst-Majno, Professorin an der Universität Genf und Vizepräsidentin der Swiss COVID-19 National Science Taskforce. In der Krise, sagte sie sinngemäss in ihrer Eröffnungs-Keynote, wird das Vertrauen nicht nur wichtiger, sondern auch zerbrechlicher. Und sie betonte, dass rund um die Politikberatung durch die Wissenschaft allen klar sein müsse: Entscheidungen basieren auf der Wissenschaft – sie werden allerdings nicht durch die Wissenschaft getroffen.

Auszeichnungen für Wissenschaftsjorunalist*innen
Auch dieses Jahr wurde an der ScienceComm der a+ Prix Média für eine journalistisch exzellente Arbeit über Forschung und Wissenschaft verliehen. Gewinner waren Martin Amrein (NZZ am Sonntag) mit einem Artikel über die Entwicklungen in der Corona-Pandemie und Arian Bastani (Republik) mit einer Reportage über das Schweizer Stromnetz in der Energiewende. Der Newcomer-Preis ging an Simone Pengue für seinen Film «Forgotten Data: the Leftovers of Science».

Diese Würdigung kommt zum richtigen Zeitpunkt: Man kann nicht genug betonen, wie unentbehrlich der Wissenschaftsjournalismus ist, wenn es darum geht, Wissen und Erkenntnisse aus der Forschung hervorzuheben und einzuordnen.

Mein Fazit: Die Krise, so der Gesamteindruck aus der ScienceComm’21, ist für die SciComm-Community nicht nur eine grosse Herausforderung – gleichzeitig können auch Lehren daraus gezogen werden, um die Wissenschaftskommunikation in Zukunft zu stärken und das Vertrauen in die Wissenschaft zu festigen.

 

Weiterführend:

 

Bild: Eric Schmid für Science et Cité, ScienceComm’21

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