ZPRG-Event: Medientrends im Krieg – Team-Anzug oder Team-Shirt?

Entwicklungen kommen langfristig, doch nicht in diesem Fall. Der Krieg in der Ukraine beeinflusste die Medien- und Kommunikationsbranche praktisch von heute auf morgen. Am gestrigen ZPRG-Anlass erweiterte der Medienexperte Konrad Weber seine aktuellen Trends.
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«Und damit waren alle Trends fürs Jahr 2022 über den Haufen geworfen», sagte Konrad Weber bei seinem Referat am 12. April für die Zürcher PR Gesellschaft ZPRG*. Der Krieg in der Ukraine veränderte die Entwicklung der Medien innert kürzester Zeit. Neue Chancen und Gefahren für Kommunikationsspezialisten tauchten auf:

  • Solidarität und Politisierung – Mitgefühl und Unterstützung für die Ukraine wuchsen rasant und damit das Interesse an politischen Themen wie Landesverteidigung oder internationale Beziehungen. Um kommunikativ auf den Hype-Train aufzuspringen ist es zu spät. Doch Organisationen erzielen langfristig Wirkung, wenn sie sich nachhaltig in gesellschaftsrelevanten Themen engagieren.
  • Alte gegen neue Kommunikationsstrategien – Putin gegen Selenskyj brachte zwei völlig andere Wege der Mediennutzung hervor. Russland setzte auf bewährte Strategien, präsentierte sich im Anzug an Medienkonferenzen. Der ukrainische Präsident Selenskyj meldete sich im T-Shirt über Twitter-Videobotschaften ans Volk und verbündete Nationen. Auch aufgrund seiner Schauspielerfahrung schaffte er Authentizität mit seiner Strategie und erreichte eine gewaltige Reichweite.
  • Zensur in neuem Ausmass – Russland schnitt sich vom globalen Internet ab, kreierte ein eigenes Netzwerk. Das ist der erste Fall, wo ein ganzes Land auf das weltweite System verzichtet oder verzichten muss. Breitet sich eine solche Entwicklung aus, wird die Kommunikation darunter leiden. Staaten haben vermehrt Kontrolle über alles, was im Netz zu finden ist.
  • Open-Intelligence-Recherchen – Behauptungen im Krieg ziehen ein grosses Interesse an der Wahrheit mit sich. Satellitenbilder werden genutzt, um Zerstörung in Städten zu überprüfen. Wahrheitsgetreue Kommunikation ist wichtiger denn je, um die Glaubhaftigkeit zu bewahren. Lügen werden durch Zusammenarbeit aufgedeckt.
  • Abkehr von Pessimismus – Konstruktive Kommunikation gewinnt die Überhand, auch in Kriegszeiten. Erfolge spornen an, geben Hoffnung. Das Interesse an pessimistischen Stories schwindet. Optimismus schafft Reichweite.
  • Mehrsprachigkeit – Schnell entwickelten viele Medien ein Angebot für die ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Landessprache. Das hat unter anderem mit der erwähnten Solidarität zu tun. Kommunikationsspezialisten müssen sich überlegen, in welchen Sprachen sie Zielgruppen erreichen. Und ihre Angebote entsprechend gestalten.

Die genannten sechs Punkte entwickelten sich rasant. Genauso schnell können sich andere Trends hervortun. In unserer volatilen Kommunikationswelt müssen Entwicklungen direkt erkannt und genutzt werden, um erfolgreich zu sein. Und mit einem Auge ist stetig der Blick in die Zukunft nötig. Kommende global relevante Ereignisse können ähnlichen Einfluss haben wie der Ukraine-Krieg.

Über diesen Blogbeitrag

Strategieberater und Coach Konrad Weber gab der Zürcher PR Gesellschaft ZPRG am 12. April ein Referat zu Medienentwicklungen und -trends für das Jahr 2022. Acht von ihm genannte Trends sind in seinem Blog zu finden. Die in diesem Blog erwähnten Entwicklungen seit Kriegsbeginn in der Ukraine stellte er zusätzlich vor.

*Seit Juni 2021 ist das Sekretariat der Zürcher PR Gesellschaft in unserer Agentur angesiedelt und der Verband von Dominik Allemann als Präsident geführt. Unternehmen (Kollektivmitglied) und Einzelpersonen (Berufs- oder Einzelmitglied) können hier Mitglied sein und ab sofort profitieren vom breiten Netzwerk und Angebot. 

Weiterführend:

Bild: Sven Gutknecht

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