Bernet mit Béret: Der Remote-Work-Erfahrungsbericht

Im «New Normal» erlebt das Arbeitsmodell «Remote Work» einen rasanten Aufschwung. Ortsungebunden und trotzdem mit dem Team verbunden? Ich habe es von Paris aus probiert und mir dazu einige Gedanken gemacht.
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Seit Corona haben es alle Bürogummis erlebt: Homeoffice. Die digitale Disruption hat einen gigantischen Schub bekommen. Was vorher unvorstellbar war, musste plötzlich gehen. Menschen aller Generationen haben Video-Calls kennengelernt und volleingerichtete Arbeitsplätze gegen einen halben Küchentisch getauscht.

The New Normal

Der Endeffekt: Eine Mehrheit derjenigen Schweizer:innen, die ihren Beruf grundsätzlich auch von zu Hause ausüben könnten, wünscht sich heute, dies auch – zumindest teilweise – zu tun. Diese neue Tendenz birgt allerdings auch Herausforderungen – gerade für unsere Branche: Kommunikation ist ein «People Business». Der Austausch, die Beziehungspflege, «Mönsche gseh & gspüre» ist in vielen Bereichen matchentscheidend und konstituierend. Umso mehr gilt dies in einer Agentur, welche auf einem Netzwerkansatz und Team-Spirit statt Satelliten-Systemen beruht.

La génération possible

Bei Bernet Relations bin ich die Arbeit an mehreren Standorten gewohnt. Nun durfte ich diese Arbeitsform auf eine neue Stufe heben. Es bot sich mir die einmalige Gelegenheit, Home-Office kurzerhand in Paris-Office umzuwandeln und einen Monat remote aus der französischen Grossstadt zu arbeiten. Eine neue, post-pandemische Freiheit!

Die Möglichkeit, zumindest zeitweise aus der Ferne arbeiten zu können, gewinnt als Kriterium gerade für Junge bei der Jobsuche an Relevanz. Um herauszufinden, ob, wie und für welche Aufgaben und Rollen Remote Work sinnvoll ist, müssen sich Arbeitgebende sowie Arbeitnehmende jedoch selbstkritisch ein paar Fragen stellen.

  • Passt Remote Work zu unserer Unternehmenskultur? Welchen Wert messen wir gemeinsamen Kaffeepausen oder Social Time zwischen Tür und Angel bei?
  • Wie unterscheidet sich die digitale von der realen Begegnung? Wie wichtig sind uns physische Sitzungen (und in welcher Regelmässigkeit)?
  • Macht es einen Unterschied, ob ich Zürcher Kund:innen von Bern oder von Paris aus anrufe?
  • Wer ist wann erreichbar? Wie schnell wäre ich für die Krisenkommunikation vor Ort?

Um reibungslos zu funktionieren, müssen zudem die entsprechenden Strukturen vorhanden sein: Die technische Ausstattung und remote Zugriffe auf alle Server. Intern etablierte Kooperations- und Kommunikationsplattformen wie Teams oder Slack. Plus die Praxis der flexiblen und individuellen Arbeitseinteilung.

La balance entre le taf et la teuf

Das Arbeitsmodell ermöglicht neue Formen der Selbstverwirklichung, erfordert aber auch einen besonders hohen Grad an Selbstmanagement und -disziplin.

  • Bin ich mit meiner Art zu arbeiten geeignet für diese Arbeitsweise?
  • Herrscht zwischen Geschäftsleitung und Mitarbeitenden ausreichend Vertrauen und Offenheit?

Für mich persönlich bedeutete Paris das genaue Gegenteil zu neuen Trends wie «Work-Life-Blending»: Eine umso striktere Abgrenzung zwischen Arbeits- und Freizeit. Egal wie viel es draussen zu entdecken und erleben gab, sobald mein Laptop aufgeklappt war, blendete ich alle diese Reize aus und versank in meinen Aufgaben.

Die gefühlte Produktivität ist allerdings nicht immer akkurat. In der Agentur sind die verrechenbaren Mandatsstunden aber immer ein guter Gradmesser: Ja, weniger Small Talk oder sonstige Ablenkungen haben sich bemerkbar gemacht. Dadurch hat sich jedoch auch die Zeit für Engagement bei internen Projekten reduziert. Es fiel weg, sich gegenseitig Kaffees zu machen oder lehrreiche Erfahrungen miteinander teilen zu können. Wie wichtig ist das finanzielle Ergebnis?

Kann gewisser, insbesondere kreativer Output nur im analogen, spontanen Austausch oder in vorbereiteten Brainstormings unter Kolleg:innen mit verschiedenstem Know-how und Ideen entstehen? Gerade weil wir bei Bernet davon überzeugt sind, sind Workshops mit Kund:innen Teil von Konzeptionsphasen. Eine geografische Abwesenheit muss schon bei der langfristigen Projektplanung mitbedacht werden.

Ein solcher Aufenthalt im Ausland wirkt sich allerdings natürlich auch anregend auf die Kreativität aus, öffnet den Horizont für andere Welten und fördert Agilität – beispielsweise durch die fliessenden Wechsel zwischen den Sprachen. Diese Inspiration beeinflusst sowohl die Arbeit als auch die Arbeitszufriedenheit.

Konzentration und Fokus gewährleisten

So verlockend die Vorstellung eines Pariser Cafés auch war, für den Erfolg dieses Experiments war der Arbeitsplatz entscheidend. Der Entschluss, einen festen Platz in einem offiziellen Co-Working-Space zu mieten, hat sich als wesentlich erwiesen.

  • Welches Setting kann ich mir für den Alltag aus der Distanz schaffen?

Gerade in Metropolen gibt es hierzu mittlerweile diverse unkomplizierte Angebote. Spätestens bei Online-Meetings war ich froh, dass die anderen drumherum auch arbeiteten und die Internetverbindung stabil blieb.

Fazit zu Remote Work: Natürlich – wenn es passt! Ob es das tut, kann anhand der hier gestellten Fragen nur von Fall zu Fall entschieden werden.

Weiterführend:

Foto via Unsplash.

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