Journalist:innen im Web: Florence Fischer, Moderatorin und Journalistin, SRF

Social Media begleiten Florence Fischer vor allem auf dem Weg zur Arbeit und in den Pausen. Instagram und X nutzt sie zur Themenrecherche und für die direkte Kontaktaufnahme mit Quellen. Generell sieht sie Social Media als wichtiges Tool zur eigenen Inspiration für Geschichten, denkt aber manchmal auch, dass das Leben ohne Socials einfacher wäre.
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Die Serie «Journalist:innen im Web» porträtiert Journalist:innen und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet Relations und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2019) im Frühling 2024. Der Hashtag zur Studie: #jstudie24. 

Wenn Florence Fischer auf dem Weg zur Arbeit ist oder gerade Pause hat, öffnet sie Instagram auf ihrem Smartphone. Sie nutzt die Plattform, um zu erfahren, was die Menschen gerade bewegt. Ab und zu schaut die Moderatorin und Journalistin bei SRF auch via Desktop bei Facebook rein, obwohl dieser Kanal gemäss der 39-Jährigen eher als Dinosaurier unter den Social-Media-Kanälen gilt. Auf X sieht sie sich Videos an, wenn es kein Material der Nachrichtenagenturen zu bestimmten Themen gibt. Einen Faktencheck führt sie immer durch: «Ich nutze Social Media vor allem für Inputs und zur Inspiration, aber ich konsultiere sie nie als Newsmedium – wegen des Algorithmus‘ und der unverlässlichen Quellen.» Florence Fischer betont, dass sie nur in den sozialen Medien recherchiert, wenn sie für Radio SRF3 arbeitet: «Für die Arbeit beim Radio sind Social Media ein Tummelfeld für Themen. Die Tagesschau hingegen beinhaltet News und keine Mood-Geschichten.» Diese News bezieht sie mehrheitlich von Nachrichtenagenturen.

Ein Leben ohne Social Media wäre manchmal einfacher

Florence Fischer denkt ab und zu, dass das Leben einfacher wäre, gäbe es Social Media nicht. Obwohl sie privat belastend sein können, spielen sie aber gerade im Beruf einer Medienschaffenden eine wichtige Rolle. «Die Unmittelbarkeit dieser sozialen Plattformen ist beruflich gesehen ein Segen», betont die Moderatorin und Journalistin. «Ich bin eine begeisterte Kommentarleserin, obwohl es einem beim Lesen manchmal übel werden kann», gesteht sie. Die Plattformen seien ausserdem sehr hilfreich für die direkte Kontaktaufnahme mit Quellen, erklärt sie weiter. Bei der Recherche fragt sich Florence Fischer jeweils, wo die guten Geschichten sein könnten, wer was zu erzählen hat und schaut sich auch an, was generell gepostet wird.

Die Reichweite ist beeindruckend

Eine gute Geschichte war es etwa, als Florence Fischer vor einigen Jahren als Redakteurin eines Videoteams einen Beitrag über Orang-Utans im Regenwald produzierte. Zuständig für Social Media filmte sie, wie ein Bagger kam und einen Baum weggrub, auf dem ein Orang-Utan sass. Der Beitrag erreichte erst Hunderttausende und dann fast eine Million Menschen – und das in sehr kurzer Zeit. «Die Reichweite explodierte!», erzählt sie begeistert. «Ich realisierte, wie schnell Informationen sehr viele Menschen erreichen können.» 

Die Kommunikation mit dem Publikum ist Medium-abhängig

Je nachdem, für welches Medium die Moderatorin und Journalistin gerade arbeitet, treffen Rückmeldungen über unterschiedliche Kanäle bei ihr ein: «Mein aktuelles Publikum bei der Tagesschau Nebenausgabe schreibt mehrheitlich noch Leserbriefe von Hand.» Während ihrer Zeit als Moderatorin bei SRF3 waren es vor allem Direktnachrichten und E-Mails, die ins Studio geschickt wurden. Im Austausch mit dem Publikum erhält sie manchmal berechtigte Kritik und manchmal sehr nette Nachrichten. Aber auch gute Inputs von Betroffenen sind darunter zu finden. Auf die Frage, wie sie mit Reaktionen umgehe, meint sie: «Das ist Übungssache. Anfangs haben mich Reaktionen stark erschüttert oder sehr gefreut.» Unfreundliche Rückmeldungen zwicken sie heute noch ein bisschen, sie legt sie aber schnell zur Seite. Während des Covid-Lockdowns war die Tagesschau-Moderatorin öfter im Fernsehen zu sehen als üblich. Sie hat auch massiv mehr Reaktionen erhalten: «Diese gingen von ‚deine Stimme ist grässlich‘ bis hin zu ‚ich habe mein Kind nach dir benannt‘.»

Klare Kernkompetenzen pro Team

SRF hat vor etwa drei Jahren den Newsroom eingeführt. So gibt es beispielsweise ein Community Desk, welches für das Community Management zuständig ist, und ein Social Desk, das dafür verantwortlich ist, dass die richtigen Beiträge in der richtigen Kadenz das richtige Publikum erreichen. Das Social Desk prüft auch, welche Broadcast-Themen sich für die Socials eignen und bereitet sie zielgruppen- und kanalgerecht auf, um sie dann zu verbreiten. Die verschiedenen Teams tauschen sich häufig aus, damit Synergien genutzt werden. Trotz der Newsroom-Organisation gibt es noch klare Kernkompetenzen pro Team: «In einzelnen Fällen gibt es Mitarbeitende, die an einem Tag Social Media machen und am nächsten Tag für die Tagesschau arbeiten», erklärt Florence Fischer.

Steckbrief

Florence Fischer, 39
Moderatorin der Tagesschau Nebenausgabe und Journalistin SRF
Journalistin seit 2007
Nutzt Facebook seit 2006
X seit 2009
Instagram seit 2015

Mit diesem Beitrag verabschiede ich mich herzlich von unseren treuen Leser:innen. Ich ziehe weiter. Danke für eure Aufmerksamkeit!
Daniela Rhyner

Weiterführend

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