Wir haben bereits gelernt, wie man mit einem «Hook» die Aufmerksamkeit von TikTok-User:innen angeln kann. Doch wozu? Wie soll TikTok beim Recruiting-Prozess genau helfen? Dazu haben wir uns mit Jannis Eppinger, Leiter Recruiting und Employer Branding bei Solothurner Spitäler, unterhalten. Wie sieht er die Rolle von TikTok in ihrer Recruiting-Strategie?
«TikTok bietet uns die Möglichkeit, unsere Zielgruppen dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten. Der Schritt, einen eigenen Kanal zu starten, war daher logischer Teil unserer digitalen Strategie für Employer-Branding und Recruiting.»
Wie hilft TikTok dabei, neue Arbeitskräfte für das Unternehmen zu gewinnen, und wie gehen Sie vor?
Dank hoher organischer und bezahlter Reichweite können wir unsere Zielgruppen schnell und wirkungsvoll ansprechen. Unsere Strategie kombiniert kreative, authentische Inhalte mit gezieltem Targeting über Paid Ads.
Welche Relevanz hat Paid Media in Ihrer TikTok-Strategie?
Paid Content ist für uns unverzichtbar. Ohne bezahlte Ads lässt sich die notwendige Reichweite kaum realisieren – gerade wenn es um konkrete Stellenangebote oder Kampagnen mit klarer Zielsetzung geht. Hier lässt sich selbst mit niedrigen Budgets schon einiges an Performance erreichen.
Wie messen Sie den Erfolg?
TikTok nutzen wir primär als Awareness-Kanal mit Fokus auf Consideration und um Interesse und Vertrauen für uns als Arbeitgeber aufzubauen.
Unsere Performance evaluieren wir anhand von Reichweite wie Impressionen, erreichte Personen und Engagement anhand von Klicks, Shares und Kommentare, sowie dem Aufbau von Followern auf unserem Kanal. Bei Paid Ads setzen wir zusätzlich auf Conversion-optimierte Formate, um gezielte Bewerberaktionen zu erzielen – hier arbeiten wir auch mit dem TikTok-Pixel, Google Analytics und Server Side Tracking.
Wie behalten Sie den Überblick über die sich schnell entwickelnden TikTok-Trends und entscheiden, welche für Sie langfristig relevant sind?
Unser Fokus liegt auf eigenen, wiedererkennbaren Formaten, die unsere Werte und Kultur authentisch transportieren. Trends beobachten wir – doch nicht jeder Trend passt zu unserer Tonalität oder unseren Protagonistinnen und Protagonisten – Authentizität geht für uns klar vor Reichweite.
Welche Herausforderungen gibt es in der Praxis bei der Einführung neuer Tools/Plattformen im Team? Wie überwinden Sie Widerstände?
Technologische Offenheit ist bei uns gelebter Teil der Unternehmenskultur – insbesondere die Geschäftsführung unterstützt neue Tools, wenn sie sinnvoll begründet sind. Die grössere Herausforderung liegt oft darin, Mitarbeitende für die aktive Mitwirkung vor der Kamera zu gewinnen. Hier setzen wir auf leicht umzusetzende Formate, transparente Kommunikation und Erfolgsgeschichten aus den Teams.
Können Sie konkrete Beispiele aus der Praxis nennen, in denen der Einsatz von TikTok den Erfolg gesteigert hat? (Wer treibt das Team wie an?)
Durch Kommentare, Likes, geteilte Inhalte und Verlinkungen sehen wir, dass sich Menschen intensiv mit uns als Arbeitgeber auseinandersetzen. Solche Multiplikationseffekte stärken unsere Arbeitgebermarke und wir werden als moderner und nahbarer Arbeitgeber mit tollen Teams wahrgenommen.
Wie hat die Integration von TikTok die Effizienz oder Kreativität in Ihrer Abteilung beeinflusst?
Die regelmässige Content-Produktion – insbesondere im Videoformat – hat die Kreativität im Team gefördert. Eigene Ideen werden eingebracht, wir reagieren flexibler auf aktuelle Themen und haben gleichzeitig eine gute Planbarkeit im Redaktionsprozess etabliert.
Gibt es Projekte, bei denen der Einsatz von TikTok nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat? Was haben Sie daraus gelernt?
Absolut – es gibt immer wieder Videos oder Ads, die hinter den Erwartungen zurückbleiben. Wichtig ist, daraus zu lernen: Was hat nicht funktioniert? War das Thema nicht relevant? Hat die Umsetzung nicht gepasst? Fehler sehen wir als wichtigen Bestandteil unseres Lernprozesses.
Wie wird sich die Rolle von TikTok in Kommunikationsabteilungen in den nächsten 24 Monaten weiterentwickeln?
TikTok wird aktuell als fester Bestandteil unserer Kommunikationsstrategie erhalten bleiben. Wir sehen darin grosses Potenzial, unsere Arbeitgebermarke weiterzuentwickeln – vor allem im Hinblick auf junge Zielgruppen.
Welche Tipps geben Sie Ihren Berufskolleg*innen?
Einfach loslegen. Mit kleinen Formaten starten, ausprobieren, was zum Unternehmen, zur Kultur und zur Teamdynamik passt. Nicht jeder Beitrag muss viral gehen – Authentizität schlägt Perfektion. Nutzt die vielfältigen Performance-Kennzahlen im Online-Marketing, um eure Massnahmen messbar und vergleichbar zu gestalten.
Tipps die wir mitnehmen:
- Paid Ads können hilfreich sein, die nötige Reichweite zu erlangen in einem wettbewerbsreichen Umfeld wie Social Media
- Authentizität soll an erster Stelle stehen – ganz besonders bei der Beurteilung von Trends. Auf diese aufzuspringen lohnt sich nur, wenn sie mit der Unternehmenskultur einher gehen
- Zusätzliche Conversion-optimierte Formate können helfen, Bewerberaktionen zu erzielen
- Mit kleinen Formaten starten und ausprobieren, was gut ankommt
Titelbild: Nik
Am 78. Social Media Gipfel vom 4. Juni 2025 in Zürich werden zwei Expert*innen noch ausführlicher von ihren Erfahrungen berichten.
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