TikTok in Zug: «Unsere Lernenden geben den Ton an»

Wie spricht man junge Menschen an? Mit Lernenden natürlich. Karin Fröhlich, Leiterin Kommunikation bei der Zugerland Verkehrsbetriebe AG (ZVB) verrät, wie das Lernendenprojekt TikTok die Kommunikation verjüngt.
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Employer Branding war einmal eine Karriereseite mit Stockfotos. Heute reicht Karin Fröhlich vom Zuger Verkehrsunternehmen das Smartphone den Lernenden und lernt dabei selbst wieviel Zukunft in 15 Sekunden stecken kann. Damit gibt sie den Takt nicht vor – sie gibt ihn ab.

Wie kamen Sie dazu, einen TikTok-Account für Ihr Unternehmen zu erstellen?

Als führendes ÖV-Unternehmen im Zugerland mit über 400 Mitarbeitenden, davon 16 Lernende in 6 verschiedenen Berufsfeldern, haben wir uns gefragt, wie unsere Kommunikation auch junge ÖV-Nutzende erreichen kann. Darum haben wir im März ein einjähriges Pilotprojekt mit acht Lernenden gestartet, in dem wir TikTok als Kommunikationskanal testen.

Wie unterstützt TikTok das Recruiting und wie gehen Sie dabei vor?

Da wir auf Authentizität setzen, geben unsere Lernenden den Ton an. Sie bringen Ideen ein, stehen selbst vor der Kamera und übernehmen manchmal den Schnitt. Die Umsetzung findet einmal im Monat beim eingeplanten Content Creation Day statt. Daran nehmen wechselnde Lernenden-Gruppen teil und sie werden von unserem Social Media Manager Til Foerster begleitet. Er publiziert die Beiträge und sichert das Community Management.
Kommentare wie «Gratis GA? Wo chani mi bewärbe? 😯» zeigen, dass wir gerade mit Blick auf Employer Branding auf dem richtigen Weg sind. Wir verfolgen wir grundsätzlich zwei Zielsetzungen: 1. Employer Branding. 2. «ÖV isch cool» bei den Jungen platzieren.

Wie messen Sie den Erfolg?

Wir beurteilen qualitativ die Kommentare im Dialog und quantitativ die Verweildauer und Views. Und auch den Spass, den die Lernenden an TikTok haben, zeigt sich im tollen und authentischen Engagement.

«Kreativität braucht Raum – und Vertrauen»

Welche Herausforderungen stellte sich das Team bei der Einführung neuer Tools und wie überwinden sie diese?

Unsere ermutigende Unternehmenskultur lässt zu, dass man auch mal was Neues ausprobiert – Ausgang offen.
Ich denke, diese Offenheit und das Vertrauen darauf, dass der oder die andere es schon gut macht, ist essenziell. Die Lernenden brauchen den Raum, um genau den Content zu erstellen, den sie auch tatsächlich witzig finden.

Die Geschäftsleitung stellte sich hinter den Versuch «TikTok» – mit den entsprechenden Rahmenbedingungen. Seither werden die Lernenden durch unseren Social-Media-Manager begleitet. Einen Kontroll- oder Freigabemechanismus darüber hinaus gibt es nicht.

Wie hoch ist die Bereitschaft der Mitarbeitenden, sich vor die Kamera zu stellen?

Hoch, doch das war schon vor TikTok der Fall. Bereits seit 7 Jahren kommunizieren wir in der internen Kommunikation regelmässig über Videobeiträge, bei denen die verschiedensten Mitarbeitenden selbst vor der Kamera stehen.
In unserem Unternehmen war dies bereits etabliert. Und für junge Menschen ist es oft sowieso normal.

Welche konkreten Beispiele aus der Praxis zeigen eine Erfolgssteigerung durch Einsatz von TikTok? 

Da wir erst vor 3 Monaten gestartet haben, sind wir noch in der Aufbauphase. Doch schon heute sind wir rein organisch bei einer Sichtbarkeit im sechsstelligen Bereich und damit sehr gut unterwegs. Ob TikTok bei den kommenden Bewerbungen aber eine Rolle spielt. werden wir noch sehen.

Wie beeinflusst die Integration von TikTok die Effizienz oder Kreativität in Ihrer Abteilung?

Es ermöglicht ein Out-of-the-box-Denken. Die Lernenden bringt neue und kreative Ansätze, welche vom Social Media Manager aufgegriffen werden. Diese bringt er in den etablierten Newsroom ein. Insofern ist TikTok eine Quelle für neue Ideen.

Trial. Error. TikTok – Learning by Posting

Wo hat der Einsatz von TikTok nicht den gewünschten Erfolg gebracht? Was haben Sie daraus gelernt? 

Es gibt immer mal wieder Videos, die nicht die gewünschte Reichweite erreichen. Wir lernen daraus und passen es an Content-Creation-Days an. Die Lernenden merken schnell, welche Ideen besser ankommen und welche weniger und entwickeln neue Ideen.

TikTok bewegt sich schnell – wie erkennen Sie, was langfristig zählt?

Durch die Lernenden, die auch privat TikTok nutzen und unseren Social-Media-Manager, der sich regelmässig damit auseinandersetzt. Und bei Bedarf an einem Beratungstermin mit einer spezialisierten SoMe-Agentur.

«Was bleibt – und was als Nächstes kommt»

Welche Rolle wird TikTok in den nächsten 24 Monaten für die Kommunikation spielen?

Es wird sich etablieren – davon bin ich überzeugt. Der Anspruch an Authentizität in der Kommunikation wird hoch gesetzt werden.
Ich stelle mir zudem die Frage, welche weiteren Kanäle wir noch erschliessen müssen, um das zunehmend diverse Informationsverhalten abzudecken.

Welche Tipps geben Sie Ihren Berufskolleg*innen?

Den Start mit TikTok gut vorbereiten, klare Zielsetzungen formulieren, genug Ressourcen einplanen, die Jungen integrieren, den Support aus dem Management abholen und schliesslich loslegen mit möglichst wenig Hemmnissen.

Welche Learnings haben Sie vom Social Media Gipfel am 4. Juni mitnehmen können?

Ich konnte verschiedene Ansätze sehen und lernen. Die beiden Praxisbeispiele waren recht unterschiedlich, wobei ich uns im Yousty-Ansatz wiederfand. Es war schön zu sehen, dass wir vieles richtig machen. Der ausgeprägte Einsatz von Paid-Posts war neu für mich. Wir haben bisher auf ein rein organisches Wachstum gesetzt, werden aber nun mit Paid-Posts unsere Erfahrungen sammeln.

Beispiel vom TikTok-Kanal von Zugerland Verkehrsbetriebe AG

Titelbild: S O C I A L . C U T auf Unsplash.com

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