Geh dorthin, wo deine Zielgruppe sitzt. Erstaunt hat mich heute morgen die New York Times: Weil sie von der grossen Facebook-Community profitieren will, verschiebt sie ganze Dialoge und Inhalte rüber zu Facebook.
Facebook ist nicht mein Ding. Aber dazu muss man klar sagen: Die Positionierung hier in Europa ist viel teeniger als in den USA. Deshalb bin ich weder eifriger Facebook-Nutzer noch Facebook-Profi, beim Besuch der NY Times habe ich einiges gelernt. Zum Beispiel, wie clever Facebook die Möglichkeit bietet, Unternehmens-Seiten anzuleben. Und wie umfasend die Times diese Möglichkeit nutzt.
E-Mail-Newsletter mit Facebook-Link
Ich habe hier schon drüber berichtet: Die NY Times bietet geniale Abos, um ihren Online-Content zu vermarkten. Einmal pro Woche erhalte ich die fünf meistgelesenen Artikel in einer schön gemachten HTML-Email angerissen. Heute hatte ich wieder mal Zeit zum reinstöbern – und stolpere darüber, dass ein gescheit gemachter Dialog-Aufruf nicht Traffic auf die eigene Site bringt, sondern zu Facebook rüberführt:
Eine clevere Frage, die ganz bestimmt sehr viele Kommentare und Visits generiert. Die Times scheint sich zu sagen: Lieber mehr Traffic und Kommentare dort, wo eine für uns wichtige Zielgruppe schon sitzt. Damit verliert sie Visits, das stärkste Argument für die eigenen Werbeeinnahmen.
Ausgebaute Facebook-Portale
Dass der Dialog läuft, zeigt der Kommentar-Zähler: Über 6 000 Einträge in einem Tag. Und 164 000 eingetragene Facebook-Fans. Darum herum ist eine ganze NYTimes-Plattform gebaut, zugeschnitten auf Facebook-User.
Im Vordergrund stehen weiter unten, gleich nach den ersten angezeigten Kommentaren Videos. «Wenigstens» das grosse Banner rechts verlinkt auf nytimes.com. Darunter die übliche Übersicht der Fans. Ein Stück weiter unten sind die meistbesuchten Facebook-NY Times-Angebote gelistet. An der Spitze steht die Reiseseite «The Frugal Traveler» – die wiederum auf ein neues Facebook-Portal führt – nicht auf die NYTimes. Erstaunlich. Auch auf der Reiseseite wirds den Facebook-Lesern leicht gemacht, sich als Fans einzuschreiben. Das Angebot geht bis hin zu einem «Small Business» Portal. Was schön illustriert, das Facebook in den USA anders positioniert ist. Zwar sind hier auch erst 51 Fans eingeschrieben…
Auf allen diesen Portalen kann die NY Times keine Werbung verkaufen. Der ganze Traffic geht an ihren Kanälen vorbei. Also muss sich der ganze hier getriebene Aufwand dadurch rechnen, dass aus dem Zielgruppen-Pool von Facebook ein paar rüberwechseln zu nytimes.com. Fazit: Wenn der Zielgruppen-Pool gross und interessant genug ist, lohnt sich ein Verschieben von Inhalten und Dialogen? Wir bleiben dran.
Mehr zur NY Times:
Journalismus 2.0: Geo-Porträt der NY Times
danke peter warne für den tipp: der economist ist genauso ausgebaut aktiv auf facebook http://www.facebook.com/s.php?ref=search&init=q&q=economist&sid=fd8270312053b1e2e2515e2be6f9c40c#/pages/The-Economist/6013004059?sid=fd8270312053b1e2e2515e2be6f9c40c&refurl=http%3A%2F%2Fwww.facebook.com%2Fs.php%3Fref%3Dsearch%26init%3Dq%26q%3Deconomist%26sid%3Dfd8270312053b1e2e2515e2be6f9c40c&ref=s
In der Tat ist facebook hier in Amerika mehr und mehr etwas fuer die mitte-20+/arbeitende Generation. Es wird mehr und mehr ein Konkurrent zu LinkedIn (www.linkedin.com) — a la Xing in Europa — und hat sich damit sich von MySpace (Teens and tweens) distanziert.
Ich teile die Ansicht, das Facebook mit Vorsicht zu geniessen ist. Die Firma will auf jeden Fall ueber Werbeeinnahmen Geld verdienen, das Interesse der Mitglieder wird dabei nicht immer voll beruecksichtigt.
Gruss,
Matthias Beckmann (San Francisco)
matthias: wo kriegst du die werbung zu sehen? ich war erstaunt über die werbefreiheit der auftritte economist und nytimes – da waren keine fremdbanner von facebook zu sehen. spannend ist, dass facebook diese brücke zu schlagen scheint in den usa: von xing-businessexchange bis myspace-teeneitreff. facebook ist übrigens viel ansprechender vom auftrtitt her als xing.