Journalisten im Web: Sandro Brotz, Reporter und Moderator bei der SRF Rundschau

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Für die SRF Rundschau sind Social Media keine Erstquellen. Themen und Geschichten werden der Redaktion auf herkömmliche Weise durch Informanten zugespielt – und in Eins-zu-eins-Treffen überprüft. Potential für Folgegeschichten hat vor allem Facebook: Via Direktnachrichten erhält die Redaktion Inputs, um Geschichten weiter zu ziehen.

Die Serie «Journalisten im Web» portraitiert Redaktorinnen und Redaktoren und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet_PR und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum zweiten Mal nach 2015) im Herbst 2017. Der Hashtag zur Studie: #jstudie

Sandro Brotz ist seit 2012 bei der SRF Rundschau als Reporter und Moderator tätig. Social Media begleiten ihn durch den Tag – sie sind für ihn ein Seismograf, was Menschen bewegt, aufregt und für das, was passiert. Als Journalist und halbwegs öffentliche Person, müsse man versuchen, persönlich, authentisch – aber nicht allzu privat zu sein, sagt er.

Das Handwerk in der Recherche ist gleich geblieben

Als Erstquellen sind Twitter und Facebook für die Sendung Rundschau nicht relevant. Wichtige Informationen erhält die Redaktion dort, wo keine «Augen und Ohren» sind. Zugespielt durch Informanten, überprüft und vertieft in Gesprächen.

Soziale Medien sind für Sandro vor allem ein Hilfsmittel, um international andere Journalisten kennen zu lernen und mit ihnen zusammen zu arbeiten. Berufskollegen, die in einem anderen Land tätig sind, Informationen haben und so die Recherche für eine Geschichte unterstützen.

Sandro Brotz Rundschau

Facebook als Quelle für Folgegeschichten

Neu ist, dass aus erzählten Geschichten durchaus Inputs aus Social Media kommen, die Folgeschichten ergeben. Geschichten und Meinungen der «Schweizer Bevölkerung», so Sandro, werden ihm auf Facebook (manchmal Twitter) via Direktnachrichten mitgeteilt. Daraus können sich weitere Geschichten ergeben. Für die Sendung selber ist Facebook wichtiger als Twitter.

Die Betreuung seiner Facebook-Seite hat Sandro unterschätzt. Die Mitteilungen zu sichten, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Vor allem im Nachgang zu Sendungen kontaktieren ihn viele Zuschauer und erzählen ihre eigenen Schicksalsgeschichten. Besonders häufig bei Beiträgen zu Themen aus dem medizinischen Bereich, Pharmazie, Invalidenversicherung oder Ergänzungsleistungen.

Kritik löst etwas im Kopf aus

Sandro schätzt kritische Feedbacks von Zuschauern: «Kritik löst etwas im Kopf aus. Es ist mir wichtig, zu wissen, was das Publikum über unsere Arbeit denkt.» Er wolle nicht in einem Elfenbeinturm leben, gerade bei einem gebührenfinanzierten Sender sei die Spiegelung durch das Publikum wichtig.

Rolle und Freiräume auf Social Media

Beim SRF hat sich Sandro Freiräume erkämpft: «Als ich 2012 bei der Rundschau einstieg, hatten wir über meine Rolle auf Social Media einige Diskussionen. Ich habe die Meinung vertreten: Entweder will das SRF jemanden, der Sendehinweise bringt oder jemanden, der seine eigene Persönlichkeit ins Spiel bringt und den man spüren kann. Was natürlich polarisiert. Doch viele Leute haben es gerne, wenn sie eine Person dahinter sehen.» Früher musste er sich SRF-intern häufig erklären für das, was er auf Social Media tut, das hat sich verändert: «Heute wird mir viel Goodwill und Vertrauen entgegen gebracht.»

Steckbrief

Sandro Brotz, 48, seit 2012 bei der Sendung SRF Rundschau

  • Journalist seit: über 30 Jahren
  • Auf Facebook seit: 2016
  • Auf Twitter seit: 2011

Weiterführend:

Alle Artikel über unsere Studie «Journalisten im Web»

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