Im Bildungszentrum Blaulicht (BZB) bilden sich Rettungsdienst, Berufs- und Milizfeuerwehr, Polizei sowie Zivilschutz und die Führungsstäbe der Stadt Zürich für die Bewältigung von Grossereignissen aus- und weiter. Gemeinsames Training fördert die Kooperation zwischen den Einsatzkräften und verbessert deren Fähigkeiten, in Krisen schnell und richtig zu reagieren. Das gleiche gilt auch für Kommunikationsfachleute.
Gefahren identifizieren und Mittel, Massnahmen und Organisation definieren
Das BZB ist auch der Arbeitsplatz von Markus Meile, Stabschef der Krisenführungsorganisation der Stadt Zürich. In seiner Rolle ist Markus Meile verantwortlich für die städtische Gefährdungs- und Risikoanalyse und das Resilienz-Management. Er analysiert mit dem Team diejenigen Risiken, die mehrere Dienstabteilungen und Departemente betreffen und somit einen hohen Koordinationsaufwand voraussetzen. Im Rahmen der Resilienz-Analyse wird gefragt, welche Mittel, Massnahmen und Organisation nötig sind zur Bewältigung der Krise. Alle fünf Jahre werden diese Analysen erneut durchgeführt, um weiterhin bestmöglich vorbereitet zu sein.
«Krisen finden immer häufiger und in kürzeren Abständen statt, sie sind multidimensional und es müssen, gerade in einer grossen Stadt, vielfältige Gruppen und Bedürfnisse koordiniert werden», sagt Markus Meile und weist in seinem Referat darauf hin, dass es im Ernstfall 2-3 Tage dauern kann, bis die Stadt Zürich koordiniert reagieren kann. Deshalb ist das Ziel der Stadt Zürich im Jahr 2024, in einer Kampagne die Resilienz der Bevölkerung zu stärken um noch umfassender auf Krisen vorbereitet zu sein.
Für den Best Case in Worst Case denken
Im zweiten Referat zeigt Oberst i Gst Niklaus Jäger auf, wie innerhalb einer Unternehmung eine erfolgreiche Krisenkommunikation umgesetzt werden kann. Jäger leitet das Kommando Führungs- und Kommunikationsausbildung (KFK) der Schweizer Armee. In praxisorientierten Kursen bildet er nebst dem Kader der Armee auch zivile Führungskräfte und Institutionen in den Bereichen Führung, Medien, Management und Kommunikation während einer Krise aus.
Ein Grundprinzip eines guten Krisenkonzepts sind richtige Worst Case Szenarien, um im Notfall besser vorbereitet zu sein. Krisen kommen geografisch immer näher und erzeugen Unsicherheit. Deshalb schlägt er folgendes Vorgehen vor:
- Nullmeldung: Die Firma weiss selbst noch nicht mehr als die Öffentlichkeit. Deshalb wartet sie aber nicht, bis sie etwas weiss, sondern kommuniziert eine sogenannte Nullmeldung: Wir wissen noch nichts, aber wir informieren zum Zeitpunkt X.
- Problemerfassung: Die Firma findet so schnell wie möglich selbst heraus, was passiert ist und wie damit umgegangen wird.
- Zieldefinition: Was ist das Ziel mit der gesamten Kommunikation? Was will die Firma mit Kommunikation schlussendlich erreichen?
- Definition Kopf: Wer stellt sich der Presse? Für die Kommunikation wählt die Firma eine Person aus, die kommuniziert. One voice = one head.
Jäger warnt im Prozess aber vor der Beschleunigungsfalle: Die Verführung durch die neuen Kommunikationsmittel, zu schnell zu viel zu kommunizieren und somit die Kontrolle zu verlieren.
Fazit
Die wichtigsten Learnings für die Unternehmenskommunikation sind:
- Krisen sind unsichere Situationen, Unsicherheit kann mit Übung und Vorbereitung reduziert werden
- Krisenkonzepte sind nicht für die Schublade, sie müssen regelmässig überprüft und aktualisiert werden
- Krisen betreffen nicht nur die Geschäftsleitung und die Kommunikationsabteilung, sondern die ganze Firma, deshalb die Mitarbeitenden einbeziehen
- Nullmeldungen sind eine gute Lösung, wenn man selbst noch keine Informationen hat
- sich der Beschleunigungsfalle bewusst sein und vermeiden
Weiterführend:
- Bernet.blog-Beiträge zu Krisenkommunikation
- Bernet.blog-Beiträge zu ZPRG-Events
Bild: Bernet Relations