Wie sich das Harris-Wahlkampf-Team online aufgestellt hat und wie Trump daneben dasteht, zeigt diese Übersicht (Zahlen vom 26. August, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, auch bezüglich weiteren Gruppen und Kanälen).
(das PDF mit klickbaren Links hier im Download)
1. Website als Hub im Kern: Community-Accelerator mit Potenzial
Die offizielle Website von Kamala Harris ist der zentrale Knotenpunkt – der Hub – der Online-Kommunikation. Das Harris-Team fokussiert hier komplett auf die Aktivierung von Neukontakten (Events «meet Kamala/Tim») und Spenden (grosser Merch-Shop und Spendenplattform) . Spannenderweise sucht man hier vergebens politische Inhalte, Programme oder News-Content. Andere Wege geht hier das Trump-Team. Auf seiner Seite stehen Inhalte, News und politische Slogans viel prominenter im Zentrum. Hier kann das Harris-Team noch zulegen und ergänzen. Etwas zu sagen hätte es ja sehr wohl.
2. Newsletter
Der extrem hoch frequentierte Harris-Walz-Newsletter ist ganz offensichtlich wirksam, effizient, lukrativ beim Crowdfunding und bei der Community-Aktivierung. Wenig getrieben ist er mit konkreten Inhalten. Der Call-To-Action steht stets im Zentrum. Dabei kann man also etwas über Frequenzen lernen, besonders für Unternehmen und Organisationen in der Schweiz.
3. Facebook – noch immer der mächtige Kanal für die Breite
Bei Facebook könnte Kamala Harris wohl die breiteste demographische Community (wie unsere Zahlen zeigen) erreichen, bringt es aber lediglich auf 5,4 Millionen. Sie teilt regelmässig Updates über politische Themen und persönliche Alltagseinblicke. Mit etwas mehr Live-Interaktion wie Q&A-Sessions direkt mit Unterstützer:innen könnte sie das Gefühl der Nähe stärken. Trump hat hier deutlich mehr Fans (34 Millionen) mit viel Engagement, trotz flachen Inhalten ohne Griff und Aussagekraft.
4. Twitter/X – der Trump-Kanal bleibt als Tempo- und Reichweiten-Bolzer für Harris unverzichtbar
Twitter/X hält sich, allen Unkenrufen zum Trotz, als Plattform für schnelle Nachrichten und direkte Kommunikation. Trump war und ist hier bekanntlich omnipräsent. Kamala Harris überlässt ihm den Raum aber nicht komplett und gibt Gegengewicht mit wichtigen Themen und starker Community-Aktivierung. Sie kommuniziert hier jedoch noch als @VP Vice President. Möglich, dass dies Inhalte und Positionierung noch beeinflusst.
5. Instagram
Auf Instagram pflegt Kamala Harris ihren Brand multimedial mit und findet den idealen Platz für persönliches und emotionales Storytelling, das ihre Supporter direkt anspricht und aktiviert. Trump hat hier offensichtlich weniger zu bieten. Mit noch mehr user-generated Content und #Hashtag-Power könnte Harris‘ wachsende, aktive Community sich noch besser sicht- und spürbar machen.
6. Rumble – der neue Kanal im Werkzeugkasten
Rumble habe ich – ich gestehe – erst im Rahmen dieser Recherche entdeckt. Die Plattform hat in den letzten Jahren – grad in gewissen politischen Communitys wohl eher mit Trump-Nähe – an Popularität gewonnen. Hier erreicht Harris allenfalls und trotz der kleinen Nische ein neues Publikum mit ein paar der wenigen Wechselwähler:innen. Vielleicht mit Inhalten, die sie bei anderen Plattformen noch gar nicht abdeckt.
7. Influencer, Dark Net, Microblogs (like Whatsapp)
Die Einbindung von Influencer:innen kann, ist und wird entscheidend für die Reichweite und Glaubwürdigkeit von Harris in den ganzen USA mit den sehr spezifischen Communitys. So gibt es eine Whatsapp-Gruppe für die grosse Latino-Diaspora. Diese wird einmal mehr – wie einst bei Barack – stark mitentscheiden. Ebenso geschickt ist die Einbindung von Influencern/Promis für eher jüngere Wählerkreise . Auch auf Tiktok sind hier Harris wie auch Trump präsent.
Harris vs. Trum online: «When we fight, we win.»
Es sind nicht die meist etwas erratischen und schwierig messbaren Zahlen (s. Grafik), die eine starke, mögliche Gewinnerin zeigen. Im Vergleich zu Donald Trump, der während seiner Präsidentschaft eine überaus aggressive und eigentlich immer kontroverse Social-Media-Taktik verfolgte, hat Kamala Harris einen integrativen aber umso mehr aktivierenden, Ansatz. Trump zielt auf polarisierende Inhalte ab, um Aufmerksamkeit zu erregen und seine Anhänger:innen zu mobilisieren. Harris hingegen setzt auf positive Botschaften, Loyalität, Respekt und Spürbarkeit im sehr direkten Austausch mit ihrer Gemeinschaft. Sie hat ein Feuer entfacht, das noch Potenzial hat, sich weiter auszubreiten und bis am 5. November flächendeckend Wirkung zu erzielen.
Wir bleiben dran und wünschen allen viel Inspiration beim Zusehen und Lernen: Über die Kraft des richtigen Moments, über Storytelling und über Authentizität sprich Glaubwürdigkeit – gerade auch im grossen Online-Universum.
Übrigens: Wir beraten weder Kamala noch Donald direkt – vielleicht lesen dies ja ihre Teams? Wir planen, bauen und supporten aber sehr gerne für Organisationen jeder Grösse wirksame, gut organisierte Kommunikations-Hubs (aka Newsrooms).
BIld: official kamalaharris.com
Weiterführend:
- alle bernetblog-Beiträge zu Politik im Netz
- alle bernetblog-Beiträge zum US-Wahlkampf bis zurück ins 2008
- alle bernetblog-Beiträge zu Online-Strategie