Facebook-Entlassung: Dürfen Grippekranke ins Web?

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facebook-logoDie Entlassung einer Mitarbeitenden der Versicherung Nationale Suisse schlägt in den (Online-)Medien Wellen. Während einer Migräne mutierte die Kranke ihr Facebook-Profil und zog so den Unmut ihrer Arbeitgebenden auf sich – es folgte die fristlose Kündigung. Angesichts der drohenden Grippe-Pandemie wirft das Ereignis Fragen auf.

Das Medienecho ist enorm: Zeitungen und Online-Plattformen von hier bis China berichten über die Entlassung (Link Google-News-Resultate). Wie krank muss man sein, dass man a) noch arbeiten kann und b) nicht mehr im Web präsent sein sollte? Sogar die amerikanische Huffington Post – eines der grössten Online-Magazine der Welt – titelt: «Nationale Suisse fires Employee for Surfing on her Day Off». Fakt ist: Die Frau meldete sich ab, weil sie migränebedingt im Dunkeln liegen müsse und keine Bildschirmarbeit verrichten könne. Facebook habe sie via iPhone bedient. Umgekehrt klagte sie die Arbeitgeberin an, ihr – via dubiose Freundschafts-Anfrage – nachspioniert zu haben. Nationale Suisse hingegen beruft sich auf eine «zufällige Entdeckung». 

Kontrolle des Missbrauchs ist Sysiphus
Um was geht es: Wie auch wir verschiedentlich hören, ist der Missbrauch von Sozialen Netzwerken an Web-Arbeitsplätzen ein schwerwiegendes Problem. Vor allem in grösseren Unternehmen. Verständlich darum, dass diese den Zugang einschränken – was angesichts mobiler Anwendungen Sisyphus ist. Auch scheint klar, dass sich Krankgeschriebene voll darauf zu konzentrieren haben, wieder zu gesunden – in ihrem eigenen Interesse und in dem der Arbeitgebenden. Das beschränkt auch den Konsum anderer Medien (TV, Print, Games, Telefon, …). Nur lässt sich dies nicht kontrollieren. 

Online Reputation kann Vertrauen stören
Mir scheint darum wichtig: Das im Reuters-Bericht zitierte «verlorene Vertrauen» in die Mitarbeitende hat wohl nicht erst mit diesem Vorfall gelitten. Eine Kündigung allein auf der Basis davon wäre schlicht unverständlich. Genauso wie die systematische Kontrolle von Facebook-Profilen der Mitarbeitenden. Im Web entsteht aber ein neuer, halböffentlicher Raum (immerhin muss man sich ja noch als «Freunde» akzeptieren), in dem jede Präsenz und Aktivität ihre Ausstrahlung hat. Mit Konsequenzen daraus muss gerechnet werden.

Die Entlassung allerdings könnte eh in Kürze zur Farce verkommen: Dann nämlich, wenn der Heimarbeitsplatz Pandemie-bedingt zum Muss wird und die Angestellten angehalten sind, ihre sozialen Kontakte virtuell auszutragen. Hoffentlich kommen wir drum herum.

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