DRS 3 Focus: SRF übertreibt Medienkonvergenz

/

 

Focus LogoMedienkonvergenz bedeutet beim SRF die Verflechtung von Online, Radio und TV. Bei der Sendung «Focus» hat man es sich zu leicht gemacht. Radio nur abzufilmen nennt man nicht Konvergenz sondern Webcam.

40 Fernseh-Sekunden sind lang. 40 Sekunden dauert die Anmoderation: Tom Gisler liest sie mit gesenkten Augen ab Blatt. Willkommen beim «Focus» im Fernsehen. Focus schätze ich am Radio als Talk-Sendung immer am Montagabend auf DRS 3. Häufiger als live höre ich sie online als Podcast – aber am Fernsehen gibt sie ein schlechtes Bild ab.

Schuster bleib bei deinen Leisten
Christoph Blocher war zu Gast bei Dominik Dillier als ich Focus das erste Mal auf SF zwei sah. Es war ein klassischer Entzauberungsmoment: Ich hatte Mühe, die kompetente Radiostimme mit dem zappelnden Moderator in Verbindung zu bringen. Auch Anna Meier hängt im Stuhl und Tom Gisler räumt auf während das Gegenüber spricht. Völlig in Ordnung, denn die Kompetenz der Focus-Redaktion ist Ton nicht Bild. Konzentriert auf Atem und Stimme soll der Körper nur beim Sprechen unterstützen. Aber am Bildschirm wirkt das unsicher und wenig kompetent.

Radio abzufilmen hat nichts mit Medienkonvergenz zu tun. Die Sendungen sind günstig produziert und sehen billig aus: Kein Studiohintergrund, schwaches Licht, riesen Kopfhörer auf Moderatorenköpfen, schlecht sitzende Kleidung, die Kamera zeigt Kabelwirrwarr und laufende Bildschirme – dazwischen geht der Gast und vor allem das Thema unter. Und der Respekt des Zuschauers vor dem Produkt «Focus» schwindet.

Es geht auch anders
Auch wenn «nachtwach» kein Favorit von mir ist, hier funktioniert der Transfer. Moderatorin Barbara Bürer steht im eingerichteten Fernsehstudio, sieht und spricht in die Kamera, ist geschminkt, frisiert und fernsehtauglich gekleidet und bewegt sich nicht mehr als nötig. So funktioniert das im Bild, und per Ton auch im Radio. Wenn schon ein Radio-Fernseh-Transfer, dann bitte so. Medienkonvergenz im Sinne des Konsumenten bedeutet für mich, dass zentrale Information auf allen drei Kanälen läuft – in der passenden Form, bzw. Sendegefäss. Ausserdem sollen Inhalte von Fernsehen und Radio online abrufbar sein. Wenn eine Sendung auf mehr als einem Kanal funktioniert, auch gut. Aber wenn alles überall passen muss, ist das nicht Konvergenz sondern ein Einheitsbrei.

Mehr im bernetblog zu:
Medienkonvergenz
Service Public
SRG SSR Idée Suisse

  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder

Beiträge