Was ist eigentlich…: Growth Hacking?

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Im Zusammenhang mit einem eigenen Blogbeitrag ist auf Twitter der Begriff «Growth Hacking» gefallen. Was bedeutet er? Alter Wein in neuen Schläuchen? Es ist mehr: schnelle Online-Power für Start-Ups, Applikationen, Tech-News.  

«Wunderbares Growth Hacking» kommentierte ein Leser meinen Blogbeitrag «Die Postkarte: ein Auslaufmodell?» auf Twitter. Was ist «Growth Hacking»? Wachstum (Growth), das mit nicht ganz legalen Mitteln oder dank «Out-of-the-box-Denken» (Hacking) erreicht wird? Meine erste rein sprachliche Analyse präzisiert Sean Ellis, Vater des Begriffs und ehemaliger Marketingpioneer bei Dropbox, so: «A growth hacker is a person whose true north is growth.» («Ein Growth Hacker ist eine Person, deren einziges Ziel Wachstum ist.»).

Growth Hacking gleich Guerilla Marketing?
Growth Hacker streben starkes Wachstum an. Über ausgeklügelte Marketingkonzepte, grosse Budgets und klassische Strukturen verfügen sie nicht. Sie sind in Startups zu finden, haben ein gutes Produkt und sind innovativ. Und sie verstehen es, Daten zu erheben und Zahlen zu analysieren. Wichtig ist laut Ellis auch «unternehmerischer Drive» und Freude am kalkulierbaren Risiko. Wer sich unter Guerilla Marketing etwas vorstellen kann, hat das Prinzip «Growth Hacking» bereits verstanden. Aber es ist mehr. Auch wenn das Kampagnenkonzept fehlt: planlos arbeitet ein Growth Hacker nicht. Er beherrscht das ABC des Online-Marketing, arbeitet disziplin-übergreifend und kann programmieren.

Minimaler Aufwand – maximale Aufmerksamkeit
Geschwindigkeit ist das oberste Gebot. Wenn ein Growth Hack nicht funktioniert, wird er sofort analysiert, angepasst oder verworfen. Ein Growth Hacker bewegt sich agil im Dickicht der Social-Media-Kanäle, optimiert Webseiten, macht Tests und kommuniziert geschickt mit seinen Usern. Er kennt die Botschaften seiner Firma und streut sie auf allen Plattformen stringent. Eine Garantie, dass seine Anstrengungen Früchte tragen, hat er allerdings nie. Wenn er es schafft, dass Kunden ihren Freunden das Produkt weiterempfehlen, hat er sein Ziel erreicht.

Vom Geheimtipp zum Giganten
Gelingt es einem Startup, möglichst viele Nutzer mit Growth Hacking zu erreichen, kann ein Geheimtipp rasch zur grossen Marke avancieren. Diese Player werden gerne als Vorbilder genannt:

  • Dropbox: Dropbox akquirierte neue Benutzer über ein Empfehlungsprogramm. Wenn ein Nutzer einen Freund einlud, erhielten beide Parteien zusätzliche 500 Megabyte Speicherplatz.
  • Facebook: Facebook informierte noch nicht angemeldete Personen per E-Mail, wenn sie auf Bildern «getagged» wurden. Das gab ihnen das Gefühl, etwas zu verpassen. Mit diesem psychologischen Trick gelang es Facebook, die Nutzerzahl zu steigern.
  • Airbnb: Airbnb nutzte die Schnittstelle von Craigslist, der größten Kleinanzeigenseite in den USA, damit Angebote von Airbnb direkt bei Craigslist veröffentlicht wurden.

Fazit:
Kann mein Blogbeitrag tatsächlich mit Growth Hacking in Verbindung gebracht werden? Wahrscheinlich nicht. Ich habe über ein Gratisprodukt geschrieben, das mich überzeugt. Einen Nutzen habe ich keinen daraus gezogen, der Hersteller wusste nichts davon. Aber: Einige Leser verschicken nun Postkarten mit der App. Ob Growth Hacking oder altbewährte Mund-zu-Mund-Propaganda: Wenn Kunden gut über ein Produkt reden, ist das die beste Werbung.

Weiterführende Links:
– Bernetblog-Beitrag zu Was ist eigentlich…: Astroturfing?
– Bernetblog-Beitrag zu Was ist eigentlich…: Native Advertising?


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Beiträge

  • Klingt ja alles ganz schön und buzzwordig – aber ist daran jetzt wirklich irgend etwas neu? Sind die genannten Beispiele nicht simple (aber gute) Anwendungen von Referral Marketing und gezieltem Crossposting?
    Einfach gesagt ist „Growth Hacking“ doch nichts anderes als Marketing mit Wachstum als primäres Ziel. Das kreative „Out-of-the-box-Denken“ sollte dabei normal sein, wenn man erfolgreich sein will. Also irgendwie doch nicht viel mehr als alter Wein in neuen Schläuchen.

    • Hallo Roger. Danke fürs Lesen des Beitrages. Der Kommentar ist berechtigt. Und doch: Growth Hacker sind gesuchte Leute – und müssen einige Skills mitbringen (hier ein Beispiel eines Stelleninserates http://goo.gl/IMCCKy). Ich könnte mir vorstellen, dass ein Growth Hacker in einer klassischen Marketingabteilung unglücklich wäre. Ob Modewort oder neue Marketingdisziplin: Es gibt sicher viele Überschneidungen.