Verständlich schreiben ist für Texter in Unternehmen unabdingbar. Wer auf Schachtelsätze verzichtet, hat schon sehr vieles richtig gemacht. Wie man solche vermeidet oder auflöst, zeigt dieser Blogbeitrag.
Schachtelsätze verstossen gegen das Gebot der Verständlichkeit. Schopenhauer verdächtigte Autoren von Schachtelsätzen, zu glauben «der Schreiber hätte mehr Tiefe und Verstand als der Leser». Und Mark Twain sagte einst: «Wenn der deutsche Schriftsteller in einen Satz eintaucht, dann hat man ihn die längste Zeit gesehen, bis er auf der anderen Seite seines Ozeans wieder auftaucht mit seinem Verbum im Mund». Das Buch «Deutsch für Profis – Wege zu gutem Stil» von Wolf Schneider hat den Bernetblog zu den folgenden Tipps inspiriert.
Was zusammengehört, soll man nicht trennen
Wer verständlich schreiben will, trennt nicht durch Einschübe, was zusammen gehört. Faustregel: Elemente, die zusammengehören, sollen nicht länger als drei Sekunden Lesedauer auseinanderliegen.
- Bestandteile eines zusammengehörenden Verbs: er fährt weg, sie reist ab
- Subjekt und Prädikat: der Hund bellt
- Die Glieder eines Hauptsatzes: Der Hund fängt den Ball
- Artikel und Substantiv: das Kind
Schachtelsätze vermeiden – oder auflösen
Der Schachtelsatz ist auch bekannt als Partizipal-Konstruktion, Nominalgruppe, Einbettung und Klemmkonstruktion. Wenn der Autor versucht, zu viele Informationen in einen Satz zu packen, entstehen Schachtelsätze. Diese können in der Literatur ein Stilmittel sein. Im Corporate Writing sollen sie mit prägnanten Sätzen ersetzt werden. Wer beruflich mit Texten zu tun hat, muss auch redigieren. Dazu gehört, Schachtelsätze aufzulösen. Am einfachsten geht dies mit Ausklammern. Dazu die folgenden Tipps und Beispiele:
- Nebensätze vom Satzanfang oder der Satzmitte wegnehmen und ans Satzende anhängen.
Beispiel: Bei mir machte sich ein Gefühl der Angst, das ich nicht einordnen konnte, vor der kommenden Nacht breit. Korrektur: Bei mir machte sich ein Gefühl der Angst vor der kommenden Nacht breit, das ich nicht einordnen konnte. - Längere Adverbialbestimmungen werden verbunden mit Bindegliedern wie «nämlich», «und zwar» oder «das heisst» und ans Satzende gehängt. Beispiel: Ich möchte zuerst in Patagonien und danach in Chile, Peru, Ecuador und den USA Möglichkeiten für eine Auswanderung prüfen. Auflösung: Ich möchte Möglichkeiten für eine Auswanderung prüfen und zwar zunächst nach Patagonien und anschliessend nach Chile, Peru, Ecuador und in die USA.
- Man setzt das Verb hinter das erste Glied einer Aufzählung.
Beispiel: Zuerst wird der Apfel mit der Birne verglichen, das Pferd mit dem Maultier, die Maus mit dem Maulwurf, … - Den Schachtelsatz mit einem Doppelpunkt zerschlagen.
Beispiel: Wir verabschieden uns zunächst von Hans: danach wenden wir uns den neu Eingetretenen Kandidaten zu.
Subjekt vor Objekt
Ein Satz kann mit beliebigen Wörtern beginnen. Die Voraussetzung für einen verständlichen Satz ist, dass das Subjekt möglichst weit vorne im Satz steht, ebenso das Verb. Klassiker für Sätze, bei welchen das alles erklärende Subjekt zum Schluss kommt, sind Wetterberichte: Mässige bis stärkere, von Westen her auffrischende und gegen Nachmittag zum Orkan heranwachsende von Westen her kommende Winde.
Kurze und prägnante Sätze alleine machen noch keinen verständlichen Text. Wichtig ist auch, dass man das Ziel des Textes und die Zielgruppe stets im Auge behält, damit ihn die richtigen Leser verstehen.
Weiterführend
Deutsch für Profis – Wege zu gutem Stil von Wolf Schneider
Die Welt – Panorama Kolumne „Wortgefecht“: Gefangen im Labyrinth der Schachtelsätze von Sönke Krüger