Als Online-Medium ist zentralplus eng mit Social Media verknüpft. Bei der täglichen Arbeit unterstützen Facebook und Twitter vor allem in drei Bereichen: Recherche, Vermarktung und Dialog mit den Lesern. Für Christian Hug, Geschäftsführer und publizistischer Leiter von zentralplus, eine mittlerweile selbstverständliche Symbiose.
Die Serie «Journalisten im Web» portraitiert Redaktorinnen und Redaktoren und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet_PR und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum zweiten Mal nach 2015) im Herbst 2017. Der Hashtag zur Studie: #jstudie.
«Social Media ist für uns eine Informationsquelle unter vielen. Jedoch machen wir alle im Team ein regelmässiges Monitoring,» sagt Christian Hug. Besonders zu gewissen Themen, wie regionaler Sport, sind Social Media eine wichtige Quelle: «Es gibt beispielsweise sehr aktive FC Luzern-Gruppen auf Facebook. Dort entdecken wir immer wieder spannende Geschichten.» Social Media werden bei zentralplus trotzdem nicht als primäre Informationsquelle genutzt. «Wenn wir auf Facebook eine Story entdecken, gehen wir immer noch auf die Leute zu. Auch bei Bildern fragen wir immer an. Involvierte Hauptakteure informieren wir persönlich vor der Berichterstattung.» Dies sei als regionales Medium denn auch um einiges einfacher, als wenn man weltweit agieren würde.
Leitet seit der Gründung 2012 die Online-Zeitung zentralplus: Christian Hug.
Reichweite extrem erhöht
Social Media sind für zentralplus zudem ein wichtiges Vermarktungstool. «Es ist eine wichtige Aufgabe eines jeden Redaktors, dass er über Social Media auf seine Artikel aufmerksam macht», berichtet Christian Hug. So erreichen die Beiträge manchmal auch ein weit grösseres Publikum: «Ein Beitrag beispielsweise, der viral ging, drehte sich um das Thema Herdenschutzhunde. Gerade weil das so ein spezifisches Thema war, fand der Artikel nicht nur regional, sondern auch national und sogar international Beachtung.» Zielgruppen also, die zentralplus ohne Social Media nie erreicht hätte.
Unterhaltung und Geschwindigkeit
In den Sozialen Medien bringen vor allem leichtere Themen, wie Sport, Gastro oder Unterhaltung viel Reichweite. «Politische Themen sind schwieriger und bringen eher unter den betroffenen Politikern Resonanz. Auch Themen wie Steuern oder Sparen funktionieren weniger gut – alles was zu komplex oder schwerfällig ist.»
Christian Hug gibt auch zu bedenken, dass online andere Gesetze gelten als im Printbereich: «Geschwindigkeit ist im digitalen Raum ganz zentral. Medien beobachten andere Medien, um Geschichten zu übernehmen. Ein Beispiel: An einem FCL-Match gab es einen Heiratsantrag, von dem wir ein Video gepostet haben. Dieses ging dann unheimlich schnell viral, auch wenn dabei das Copyright von anderen Akteuren nicht eingehalten wurde.» Ein anderes Beispiel ist die Zuger Affäre zwischen Jolanda Spiess-Hegglin und Markus Hürlimann, über den zentralplus als Erste berichtete, bevor es sich über alle Kanäle und Medien verbreitete.
Dialog pflegen
Nutzerfeedback erhält zentralplus zwar auch durch die Community auf der eigenen Website, trotzdem nimmt Christian Hug den Austausch mit den Lesern über Social Media sehr ernst: «Wir versuchen, mit allem, was wir posten, Anschlusskommunikation zu generieren und diesen Dialog zu pflegen. Es ist ganz wichtig, dass wir uns dafür Zeit nehmen und schnell reagieren.» Dabei pflegt zentralplus einen offenen Stil und versucht, wenn möglich auch schlichtend einzugreifen. «Auf Social Media gibt es teilweise sehr viel ‚Bashing’. Oft urteilen die User nur über eine Headline. Ein Beispiel hatten wir mit einem Artikel zum Thema Suizid, den wir extrem vorsichtig und ausgewogen geschrieben haben, aber die Leute haben sich fürs Lesen gar keine Zeit genommen.» In diesen Fällen sei es natürlich schwierig, mit den Leuten zu diskutieren. Argumente gegen verfestigte, extreme und emotionale Meinungen verpuffen oftmals. «Trotzdem versuchen wir – wann immer möglich – zu moderieren, zumindest dort, wo es vernünftig erscheint.»
Social Media als Barometer
Social Media bringen zentralplus nicht nur Beachtung und Reichweite, sondern sind eine Art Barometer dafür, wo das Medium gerade steht. «Ein Like an sich bringt wenig, weil ich es nicht einordnen kann. Kritik dann schon eher», sagt Christian Hug. So bleibt der Umgang mit den Sozialen Medien ständig im Fluss, ohne zeitliche Bindung oder spezielle Prozesse: «Das Ganze gehört ganz einfach zum Alltag.»
Steckbrief
Christian Hug, 48, seit 2012 Geschäftsführer und publizistischer Leiter von zentralplus
- Journalist seit: 1990
- Auf Facebook seit: 2007
Weiterführend:
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