Printausgabe eingestellt, Redaktion verkleinert, Titel zusammengelegt – die schlechten Nachrichten aus der Medienbranche häufen sich. Aber da ist Hoffnung. Nebst den vielen negativen Veränderungen aus den grossen Verlagshäusern besteht auch Anderes. Für die Serie «Neue Medien im Profil» fragen wir bei neuen oder anderen Medienformaten nach.
«Wir möchten in einer langfristig überlebensfähigen, friedlichen Gesellschaft leben, an der alle ungeachtet ihrer Herkunft gleichermassen teilhaben können.» So beschreibt die Redaktion von das Lamm ihre Motivation. Das junge Team setzt sich kritisch und mit Herzblut mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinander. Lukas Tobler, Co-Chefredaktor bei das Lamm hat uns mehr über das Online-Magazin erzählt.
Was macht ihr anders als andere?
Das Lamm steht für qualitativ hochwertigen Journalismus – mit Haltung. Wir sind nicht politisch neutral. Vielmehr stehen wir dem Neutralitätsanspruch im Journalismus kritisch gegenüber. Er lässt sich kaum einhalten, tut niemandem weh und fördert politische Apathie. Wir hingegen wollen alles hinterfragen und üben teilweise auch radikale Kritik. Mit aufwändigen Recherchen, bei denen wir Missstände aufdecken, und in Meinungsartikeln, die unsere Recherchen ergänzen. Selbstverständlich immer faktengetreu und sorgfältig aufbereitet. Denn als kleines Online-Medium können wir uns keinen Fehltritt erlauben: Wir müssen uns das Vertrauen unserer Leser*innen immer wieder von neuem erarbeiten.
Wie kommt ihr zu Geschichten?
Wir sind alle interessierte und engagierte politisierte Personen. Und wir sind sehr unzufrieden. Ein Blick aus dem Fenster zeigt: Missstände gibt es genug. Unser Problem ist Zeit- und nicht Ideenmangel. Grundsätzlich entscheiden die Redaktor*innen selber, worüber sie schreiben, wobei wir uns natürlich absprechen.
Wie finanziert ihr euch?
Über die freiwillige Unterstützung unserer Leser*innen und im Moment noch mit Hilfe von Stiftungen. Wir verzichten gänzlich auf Werbung und auf eine Paywall. Ersteres, um unsere Unabhängigkeit garantieren zu können und kritisch in alle denkbaren Richtungen recherchieren zu können. Zweiteres, weil wir unsere Inhalte allen Interessierten zur Verfügung stellen wollen. Der Zugang zu Journalismus sollte keine Frage der finanziellen Mittel sein. Allerdings geht uns im Moment das Geld aus. Unsere Finanzierung ist nur noch bis Oktober gesichert. Wir sind dringend auf Spenden angewiesen!
Was war im letzten Jahr der grösste Entwicklungsschritt / Was war der letzte grosse Entwicklungsschritt?
Vor drei Monaten haben wir ein Mitgliedschaftssystem eingerichtet. Neu ist es möglich Lamm-Mitglied zu werden. Das kostet 9.90 Franken pro Monat oder 99 Franken pro Jahr und bringt – zunächst fast nichts. Die Inhalte sind sowieso gratis. Aber unsere Mitglieder unterstützen mit ihren Beiträgen ein wirklich unabhängiges und furchtloses journalistisches Medium. Wir hoffen damit, mehr finanzielle Sicherheit gewinnen zu können. Das ist dringend nötig. Im Moment läuft es aber noch eher schleppend.
Wohin geht es – wo wollt ihr noch ausbauen?
Wir haben im Moment monatlich ca. 17’000 Leser*innen. 700 von ihnen müssen wir davon überzeugen, Mitglied zu werden. Schaffen wir das, sind wir finanziell abgesichert – und können den Ausbau unserer redaktionellen Arbeit in Angriff nehmen. Schaffen wir das nicht, ist noch dieses Jahr Schluss.
Mein Fazit
Neu ist das Lamm nicht. Im September feiert das Online-Magazin sein zehnjähriges Jubiläum. Völlig unabhängig sind auch die Redaktor*innen des Lamms nicht. Auch ohne Werbegelder führen die soziale, politische und ideologische Einbettung, sowie die Stiftungsfinanzierung zu (unterschwelligen) Abhängigkeiten. Dennoch ist das Online-Medium ein erfrischender Kontrapunkt in der immer homogeneren Schweizer Medienlandschaft. Das funktioniert nur dank viel Idealismus & Begeisterung. Es bleibt zu hoffen, dass das Lamm mit dem angestossenen Mitglieder-Modell seine Finanzierung langfristig sichern kann. Ich persönlich freue mich auch in Zukunft auf Denkanstösse, neue Themen und andere Blickwinkel.
Weiterführende Links
Alle Bernetblog-Beiträge der Serie «Neue Medien im Profil»
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