Keinem gefällt das

In Kanada, Australien und fünf weiteren Ländern zeigt Instagram keine Likes mehr an. Andere Länder und Plattformen könnten nachziehen. Warum das eine gute Sache ist – und warum sich trotzdem nichts ändern wird.
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Social Media und das eigene Ego – zwei Dinge, die eng verknüpft sind. Wir nutzen die digitalen Plattformen zur Selbstdarstellung und um uns mit anderen zu vergleichen. Dass diese sozialen Vergleiche nicht nur glücklich machen, ist längst erwiesen. Aus diesem Grund sieht man in einigen Ländern seit ein paar Monaten nicht mehr, wieviele Likes ein Post auf Instagram erzielt. Das gefällt nicht allen. Influencer*innen sehen plötzlich ihre Existenzgrundlage gefährdet – ihr Insta-Fame ist nicht mehr in Zahlen sichtbar.

Content und Austausch statt Selbstdarstellung

Als verantwortungsvolle Kommunikationsprofis begrüssen wir diese Entwicklung. Drei Gründe:

  • Zurück zum Ursprung: Social Media haben sich seit ihrem Aufkommen rasant entwickelt. Aus einem lockeren Austausch unter Bekannten ist ein ganzes Universum geworden, in welchem Unternehmen Milliardengeschäfte machen. Das Verschwinden von (sichtbaren) Likes wäre ein Schritt zurück zur ursprünglichen Idee: sich mit Freunden online vernetzen und mit ihnen Momente aus unserem Alltag teilen.
  • Weniger Irrsinn: Lässiges Waschmittel-Posing auf der Treppe, Fake Follower oder Photoshop-Fails. Die Selbstdarstellung und der Kampf um Aufmerksamkeit nimmt in den Sozialen Medien teils absurde Züge an. Likes sind die Währung, die solche Trends befeuern.
  • Besserer Content: Was passiert, wenn es keine Rolle mehr spielt, wieviele Likes man (gekauft) hat? Genau: Um Aufmerksamkeit zu erlangen, müssen sich Personen und Unternehmen auf das Wesentliche konzentrieren – Content. Das Kreieren von Inhalten rückt noch stärker in den Fokus, Relevanz wird die wichtigste Messgrösse.

Das «Like» wird trotzdem nicht verschwinden

Auch wenn die Bemühungen in Kanada und co. in die richtige Richtung gehen: Der Trend, dass wir unsere Beliebtheit und Relevanz in Zahlen ausdrücken wollen, ist schwer aufzuhalten. Die Suche nach Anerkennung und der Wunsch dazuzugehören sind fest in unseren Köpfen verankert. Einem Szenario à la Black Mirror (Folge «Nosedive»), in welchem Likes und Beliebtheit die neuen Klassengrenzen in unserer Gesellschaft definieren, sind wir näher als wir denken. Umso mehr, als dass werbetreibende und datensammelnde Unternehmen kein Interesse daran haben, dass sich daran etwas ändert.

Ob Instagram und Facebook wieder zurückkrebsen oder andere Plattformen die Lücke ausnützen – das «Like» wird uns noch lange erhalten bleiben.


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