Generation Z: Darum verschafft sie sich Gehör

Die Generation Z macht auf Missstände aufmerksam. Dabei geht sie ganz anders vor, als Generationen vor ihr. Influencer spielen eine grosse Rolle. Weshalb das so ist und wie sich die Jugendlichen selbst verstehen.
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Ein Video des deutschen YouTubers Rezo geht viral und zeigt, wie unterschiedlich jüngere und ältere Generationen kommunizieren. Rezo bewegt seine Follower mit einem Video zur CDU (16 Mio. Aufrufe). Der Influencer bezieht darin eine klare Position, erklärt pointiert und spricht in jugendlichem Slang.

Die ältere Generation bekommt von dem Video anfangs nichts mit. Nach längeren internen Verhandlungen bezieht die CDU mit einem Fax Stellung.

Wie sich die GenZ versteht
Von einem Widerstand gegenüber der älteren Generation ist bei den 13- bis 22-Jährigen jedoch wenig zu spüren. Dies geht aus der Forschungsreihe des Rheinhold Instituts, Köln, hervor. Die Jugendlichen wollen vielmehr…

  • … die ältere Generation auf Missstände aufmerksam machen. Die Eltern sollen die Miseren aufgreifen und nach den Vorstellungen der Jüngeren regeln.
  • … die Elterngeneration als Erfüllungsgehilfen eigener Wünsche und Ansprüche einspannen. Denn ihnen wurde im Vergleich früherer Generationen ein grösseres Mitspracherecht eingeräumt. Ob beim täglichen Einkauf, bei der Ferienplanung, beim Hausbau oder sogar bei der Partnerwahl von Mutter oder Vater – überall werden sie zu ihren Wünschen befragt.
  • … feste Strukturen und Autoritäten, an die sie sich anlehnen können. Diese Sehnsucht resultiert aus dem Gefühl, viel selbst bestimmen zu können oder zu müssen. Haltgebende Autoritäten findet die GenZ im Netz in Person von Influencern, die – wie ältere Geschwister – mutmasslich einen kleinen Erfahrungsvorsprung haben und sich in der Welt auskennen. So wie Rezo.

Alles jederzeit verfügbar
Nicht nur die tolerante Haltung der Eltern beeinflussen. Auch das Smartphone und das Internet nähren das Gefühl, dass alles zu jeder Zeit verfüg- und machbar ist. Eltern, Lehrer oder Politikerinnen erscheinen gegenüber Google und Wikipedia unwissend und verlieren an Autorität. Ein Zitat aus einem Interview des Rheinhold Instituts: «Die Lehrer googeln ja selbst alles, das können wir auch selber».

Die Jüngeren erleben sich in Sachen Technologien als versierter. Aus ihrer Sicht verlieren die älteren Generationen die wichtigen Dinge aus dem Blick. In diesem Sinne verunsicherte auch die zögerliche Reaktion der Politiker auf das Rezo-Video. Es kommt die Frage auf, ob die Älteren noch verlässlich und handlungsfähig sind.

Was das für die Kommunikation bedeutet
Die Generationen und damit unsere Dialoggruppen unterscheiden sich heute in kommunikativer Hinsicht stark. Während Ältere noch ein Zeitungsabo haben, lassen sich Jüngere von Influencern beeinflussen. Wollen wir unterschiedliche Gruppen mit unseren Botschaften erreichen, braucht es kurz- und langfristige Massnahmen auf verschiedenen Kanälen und in unterschiedlicher Tonalität.

Foto: Wyron A, unsplash

Weiterführend
Generationenvergleich – Infografik des Tages-Anzeigers
im bernetblog: Generation Smartphone ist Online-Journalismus etwas wert
im bernetblog: Digital Natives: die Generationen Y und Z unter Druck

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