Journalisten im Web: Roman Banholzer, ehem. Reporter SRF Rundschau

Sieht Roman Banholzer auf Twitter oder Facebook ein Thema immer wieder aufpoppen, überlegt er sich, ob dies ein neuer Aspekt einer Geschichte oder ein Ansatzpunkt für weitere Recherchen sein könnte. «Social Media helfen mir, Geschichten zu entdecken. Für mich ist es eine Informationsquelle, wo ich sehe, was Aufmerksamkeit erregt.» 
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Für Roman Banholzer sind Social Media ein zusätzliches Hilfsmittel. Im Bewusstsein, dass hier vieles getürkt sein kann und mit Fake-Profilen gearbeitet wird. Deshalb würde er nie eine Geschichte nur auf Facebook, Twitter oder Instagram abstützen. Unmittelbar aus den Social Media verwendet er wenig. «Ein Social-Media-Hinweis ist ein Anhaltspunkt, dem ich nachgehe und schaue, wo ich gemäss dem Prinzip von zwei unabhängigen Quellen weitere Informationen finde.» War das nicht möglich, legte er auch schon offen, dass eine Information nur aus einer Social-Media-Quelle stammt – klar deklariert, dass nicht sicher ist, ob die Information stimmt. «Das war aber eine Ausnahme, weil wir aufgrund der Brisanz des Inhalts nicht darauf verzichten wollten. Grundsätzlich bin ich da sehr zurückhaltend.»

Zurückhaltend mit eigenen Meinungen

Roman Banholzer fände es unangemessen und ungeschickt, eine persönliche Meinung auf Social Media zu äussern. Er habe auch schon das Gefühl «Das stimmt so nicht!» oder «Das und das muss man beachten», aber er halte sich lieber zurück. «Man muss sich bewusst sein, alles auf Social Media ist öffentlich. Das Netz vergisst nie, selbst wenn man etwas löscht. Man steht im Schaufenster, und die Verbindung zwischen Person und Arbeitgeber wird schnell gemacht.» Er findet den Austausch auf diesen Kanälen deshalb heikel. Die persönliche Meinung zu einem Thema sei in seiner beruflichen Tätigkeit nicht gefragt.

Man kann sich als Privatperson deklarieren: «Ich twittere hier als Privatperson und nicht als Mitarbeiter von XY». Diese Aufsplittung funktioniert für Roman Banholzer nicht wirklich. Er identifiziere sich mit seiner Arbeit auch mit dem Medienunternehmen. Man werde schnell aufgrund einer persönlichen Meinung, die für einen Beitrag nicht relevant ist, in ein bestimmtes Licht gestellt. Roman Banholzer ist dezidiert der Meinung, dass jeder Journalist für sich wissen muss, wie er sein Berufsverständnis mit seinem Auftritt in Social Media unter einen Hut bringt.

Wenn er einen Kommentar sehe, bei dem er noch mehr Information vermute, geht er auf diese Person zu; aber nicht in der Öffentlichkeit der Social Media, sondern mit einer persönlichen Nachricht via Twitter, oder mit einem Kontakt über klassische Kommunikationswege. Insgesamt trennt Roman Banholzer nach Plattformen: Twitter und Facebook für die geschäftlichen Dinge, Instagram für Privates. «Ob das sinnvoll ist, weiss ich auch nicht. Aber wenn Anfragen kommen, kann ich das so erklären.»

Hoheit bleibt beim Redaktor

Für Social Media produziert die SRF-Online-Redaktion Beiträge aus Material von Roman Banholzer. Oder die Rundschau-Redaktion schlägt Inhalte für die Online-Publikation vor und überprüft sie nach der Zusammenstellung. «Mir ist es wichtig, dass ich vor einer Veröffentlichung die Kontrolle habe, was auf den offiziellen Seiten hinausgeht. Das funktioniert meist sehr gut.» Er sei jemand, der eher zu vorsichtig sei und lieber alles einmal mehr kontrolliere und absichere.

Alter: 44
Funktion: Kommunikationsspezialist bei Bundespolizei, ehem. Journalist, Reporter SRF Rundschau

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