Sommer-Lektüre: 36 Strategeme – daraus fünf Favoriten

«Die Balken stehlen und gegen morsche Stützen austauschen» – ist eines von 36 Strategemen aus dem fünften Jahrhundert. Viele sind als kleine List im geschäftlichen und kommunikativen Alltag noch heute anwendbar. Und lesen sich wunderbar schräg und inspirativ als Sommerlektüre. 
/

Mit den Spannungen zwischen China und den USA bekommen sie sogar eine weltpolitische Aktualität: Die «36 Strategeme» sind in China Allgemeingut und Schulpflichtstoff. An unseren Familienfesten waren sie beim Philosophieren schon öfter Thema. Mein Bruder und mein Vater haben den armdicken Buchklassiker von Harro von Senger gar gelesen. Bei mir liegt er immerhin für gelegentliches Blättern auf dem Nachttisch.

Davon gibt es beliebte Auszüge wie 36 Strategeme für Manager oder für Juristen. Oder eine Übersicht bei Wikipedia. Fünf meiner Favoriten daraus:

  • Einen Backstein werfen um Jade zu erlangen – sich mit einem kleinen Aufwand/Opfer einer grossen Sache bemächtigen.
  • Mit leichter Hand das Schaf wegführen – mit geringem Aufwand ein Maximum erreichen.
  • Das Brennholz heimlich unter dem Kessel wegnehmen – Bei uns; «dem Gegner das Wasser abgraben». Dem Gegner die Ressourcen oder dem Krieg sogar den Grund entziehen.
  • Die Akazie schelten, dabei aber auf den Maulbeerbaum zeigen – Bei uns heisst das «Den Sack schlagen und den Esel meinen». Dann praktisch, wenn man die wirklichen Adressaten der Kritik nicht direkt ansprechen will oder kann.
  • Verrücktheit mimen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren – Wer sich von anderen unterschätzen lässt, verschafft sich damit Vorteile.

Greift keines der ersten 35 Strategeme, bleibt noch Nr. 36 – die Flucht: «Weglaufen ist die beste Methode». Gemeint: Ist Aufgeben oder Sich-Ergeben eine volle Niederlage, dann ist ein Vergleich noch eine halbe. Flucht hingegen bringt Chancen auf allfälligen späteren Erfolg.

Das chinesische Schriftzeichen für Strategem bedeutet gleichzeitig List und Weisheit. Sinologe und Historiker von Senger meint dazu auf seiner Website: «Europäer tun gut daran, mit Hilfe dieser ‚listsensiblen‘ Weisheit ihre eigenen Auffassungen von Weisheit und damit ihre «Listenblindheit» zu korrigieren.» Und zitiert John Locke: «List ist der Affe der Weisheit und so weit von dieser entfernt, wie es nur geht.» oder Stratege Clausewitz: «Dem ganz Schwachen und Kleinen, für den keine Weisheit mehr ausreicht, bietet sich die List als die letzte Hilfe an».

Auf jeden Fall sind die Strategeme  für Schwache wie Starke, für Kleine wie Grosse eine erfrischende und inspirierende Sommerlektüre.

Lust auf weitere Inspiration aus China? Mein Blogbeitrag vom 11. Mai 2016 startete mit: «Wer kennt Wuhan?» Nun, fünf Jahre und einige Pandemiewellen später kennt Wuhan jedes Kind. Die Reise dorthin hat mich nachhaltig geprägt. Einige Eindrücke:

China Wuhan Reise

Beitrags-Foto: Innenstadt Wuhan, 2016, Dominik Allemann

Weiterführend: 
bernetblog-Beiträge über Strategie
bernetblog totaldigital-Sommer-Comics
bernetblog Beiträge für den Sommer

  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder