Alle, die in der Schule französische Verben konjugiert haben, sind schon mal daran verzweifelt: diakritische Zeichen. Es sind Erweiterungen oder Markierungen von Buchstaben, die in vielen Schriftsystemen verwendet werden, um eine abweichende Aussprache zu signalisieren oder die Bedeutung von Wörtern abzuwandeln. Sie sind nicht zu verwechseln mit Interpunktions- oder typografischen Zeichen.
Im deutschen Alphabet existieren lediglich die Umlaut-Punkte (ä, ö, ü). In der Schweizer Mundart allerdings en masse. Aber in anderen Sprachen gibt es noch viele weitere solche Zeichenzusätze – Striche, Häkchen, Bögen oder Kreise. Eine Auswahl:
- Akut ( é )
- Breve ( ă ) ( ḫ )
- Cédille ( ç ) ( ģ )
- Gravis ( è ) ( ȁ )
- Hatschek ( č ) ( ď )
- Horn ( ơ )
- Komma ( ș )
- Kroužek ( ů )
- Makron ( ā )
- Mittelpunkt ( l·l )
- Punkt ( ḍ ) ( ż )
- Schrägstrich ( ø )
- Tilde ( ñ )
- Trema ( ë )
- Zirkumflex ( â )
Ihre korrekte Verwendung gewinnt für die öffentliche Kommunikation in unserer pluralistischen Gesellschaft einer globalisierten und multikulturellen Welt immer mehr an Bedeutung.
Kulturelle Sensibilität zeigen
Wichtig sind Professionalität im Umgang mit Orthographie und Sorgfalt bei Übersetzungen. Diakritika vermitteln aber auch Respekt gegenüber den ethnischen Identitäten der Zielgruppen. Sie bilden sprachspezifische Vielfalt ab und inkludieren Besonderheiten. Immer mehr Menschen werden heute affin für einen politisch korrekten Einsatz der Sprache. Beispielsweise ist es vielleicht nicht im Sinne der interviewten Person, wenn ihr Name „eingedeutscht“ wird. Diakritische Zeichen helfen auch, Wörter richtig zu artikulieren und zu betonen. Werden sie nicht ignoriert, können sie beispielsweise als Anhaltspunkt dienen, um die peinliche Situation zu vermeiden, einen ausländisch klingenden Namen falsch auszusprechen.
Missverständnisse vermeiden
Fehler bei diakritischen Zeichen können zu Missverständnissen und Verwechslungen führen, weil sich durch sie in manchen Fällen die Denotation, also Grundbedeutung, völlig verändert. Im Französischen heisst ou oder, où heisst wo. Wenn die Zeichen falsch oder nicht verwendet werden, kann dies ausserdem rechtliche Folgen haben. Während Corona wurden Impfnachweise vorübergehend deaktiviert, weil einige Einträge nicht mit der Schreibweise im Identitätsnachweis übereinstimmten.
SEO-Differenzierung durch Diakritikum
Auch Suchmaschinen berücksichtigen diakritische Zeichen. Die Zeichen in Webtexten helfen die Online-Sichtbarkeit zu erhöhen, weil richtig geschriebene Bezeichnungen wie «Café» anstatt «Cafe» als relevanter eingestuft und so höher in den Ergebnissen platziert werden. Die kleinen Zeichen können so einen grossen Unterschied machen.
Weiterführend
- Komma, Kommata, komatös
- Leichte Sprache: 5 Tipps für einfache Texte
- Mundart in der öffentlichen Kommunikation – äuä scho?
- Buchtipp: Sprache und Sein von Kübra Gümüşay
Titelbild von Bernet