Digital Festival 2023 – Skills für eine zukunftsfähige Gesellschaft

Vom 15. bis 17. September fand das Digital Festival 2023 in der Halle 550 in Zürich-Oerlikon statt. Am Freitag wurde das B2B-Publikum begrüsst. Am Samstag erlebten Studierende, Familien und weitere Interessierte die digitale Revolution – wie sie die Veranstalter nennen – hautnah. Auch Bernet Relations hat Workshops und Panels besucht und wichtige Tipps mitgenommen.
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Beim Festival-Besuch wurde schnell klar: Je mehr technologische Möglichkeit wir Menschen erschaffen, umso mehr Kompetenzen der ganzen Gesellschaft sind gefragt. Den Veranstaltern war es darum ein Anliegen, neben Innovationen erlebbar zu machen, auch Aufklärungsarbeit zu leisten. Das Publikum konnte in einem Workshop mit Anja Lapcevic, Conscious Influence Hub, David Meury, Editor & Producer «Studio 404» SRF Schweizer Radio und Fernsehen, und Fabienne Kinzelmann, Redakteurin Internationale Wirtschaft und Internationale Korrespondentin bei der Handelszeitung, lernen, wie man Fake News erkennt oder sogar selber kreiert. In Panels diskutierten Expertinnen und Experten unter anderem, wie unsere Meinungsbildung durch soziale Medien beeinflusst wird, die Diskussionskultur ebendort ist und welchen Konsequenzen sich Bezugspersonen von Kindern bewusst sein müssen, wenn sie Kinderfotos im Netz veröffentlichen.

Medienkompetenz ab Kindergartenalter, Transparenz und Regulierungen für Algorithmen

Desinformation sei ein altes Phänomen, leitete Anja Lapcevic ihren Workshop ein. Schon zu Lenins Zeiten wurden falsche Informationen zum Zweck der Täuschung verbreitet. Nicht nur via Ton und Text, auch Bilder wurden manipuliert – ganz ohne Einsatz von Künstlicher Intelligenz. So finden sich noch heute Bilder in Geschichtsbüchern, die nicht so stattgefundene Ereignisse abbilden. Hinter dem Begriff «Desinformation» stecken einige Unterkategorien. Ob es sich bei falschen Informationen um Fake News handelt, ist stark abhängig von Verbreitungsabsicht und Quelle. Satire und schlechter Journalismus (Poor Journalism) beispielsweise haben zwar das Potenzial, Fake News zu werden, sind es aber per Definition nicht.

Weitere Herausforderungen für eine funktionierende Demokratie und das Zusammenleben unserer Gesellschaft sind intransparente Algorithmen. Am Panel «Meinungsbildung & Diskussionskultur auf Social Media» diskutierten Angela Müller, Head of Policy & Advocacy und Head of AlgorithmWatch Schweiz, Selma Kuyas, 2x Linkedin Top Voice, und Albina Muhtari, Founder & Editor in Chief Baba News, unter anderem über die Einflussnahme von Algorithmen auf unsere Meinung. Algorithmen bestimmen, welche Inhalte uns wirklich erreichen. Auf Social Media treffen algorithmische Empfehlungssysteme eine Vorauswahl und zeigen nur an, was zu bisherigen Interaktionen, Interessen und Kontakten passt. Grunsätzlich schützt uns diese Funktion vor Infoflut. Anderseits birgt sie aber Gefahren und kann die Grundlage für eine freie und ausgewogene Meinungsbildung verfälschen. Es sei sehr schwer, allgemeingültig zu sagen, nach welchen Kriterien Posts, Kommentare und Suchergebnisse priorisiert werden, so Angela Müller. Deshalb fordern Expertinnen und Experten Transparenz von Tech-Konzernen, Schulung für mehr Medienkompetenz bereits ab Kindergartenalter und politische Regularorien über neue Technologien. Bis diese Forderungen umgesetzt werden – und auch darüber hinaus – sollten wir unser Bewusstsein schärfen für das persönliche Verhalten und die Eigenverantwortung. Sie sind massgeblich dafür, ob und wie wir von neuen Technologien profitieren.

5 Tipps für den Umgang mit vermeintlichen Fake News und neuen Technologien

  • Quelle prüfen: Wer steckt hinter dem Inhalt? Ein Blick auf die Autorin, den Autor oder in das Impressum der Website gibt Hinweise zu Kompetenz, Parteilichkeit und Zweck der Verbreitung. Weiter soll geprüft werden, ob es eine Original-Quelle gibt, die über dieselben Inhalte gleichwertig berichtet.
  • Fakten checken:  Stimmt, was behauptet wird? Wenn Thema und Texte in anderen Medien verdächtig ähnlich aufbereitet und formuliert sind, könnte das auf ein unseriöses Copy-Paste-Verhalten hinweisen. Auch wenn Texte verkürzt und nur auf Schlagzeilen beruhen, wenig Inhalt und viel Meinung enthalten, sollte man vorsichtig sein.
  • Bilder überprüfen:  Gehört das Bild wirklich in den Kontext? Handelt es sich um das Originalbild oder wurde es barbeitet? Eine Rückwärts-Bildersuche (z. B. mit Google Lens) kann Hinweise liefern.
  • Sich an Guidelines orientieren: Ob man selbst Content erstellt oder diese konsumiert, es gibt Guidelines und Richtlinien: z. B. der Code of Conduct von Conscious Influence Hub, der Blogger-Kodex für Familienbloggs. Die Empfehlungen für Eltern von Jugend und Medien.
  • Achtsam sein und sich eigenverantwortlich verhalten:  Maschinen beeinflussen vermehrt unserer Kommunikation. Wir füttern sie mit (Personen-)Daten und Bildern, zeigen unsere Verhaltensmuster, Vorlieben und Beziehungen. Wir bestimmen letztendlich aber selbst darüber, was wir von uns und unserem Umfeld preisgeben. Man sollte sich den Konsequenzen bewusst sein, bevor man sensible Informationen im Netz teilt.

Quellen:
Workshop «Fake News erkennen und kreieren» mit Anja Lapcevic, Gründerin Conscious Influence Hub, David Meury, Editor & Producer «Studio 404», SRF Schweizer Radio und Fernsehen, und Fabienne Kinzelmann, Redakteurin Internationale Wirtschaft und Internationale Korrespondentin bei der Handelszeitung.
Panel «Meinungsbildung & Diskussionskultur auf Social Media» mit Angela Müller, Head of Policy & Advocacy und Head of AlgorithmWatch Schweiz, Selma Kuyas, 2x Linkedin Top Voice, Albina Muhtari, Founder & Editor in Chief, Baba News.
Panel «Kindesschutz im Netz» mit Isabelle Wildhaber, Professor for Private & Commercial Law University of St. Gallen (HSG), Michèle Krüsi, Founder & Influencer und TheFashionFraction,
Rita Angelone, Founder & Influencer, Schweizer Familienblogs.


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