Die Serie «Journalist:innen im Web» porträtiert Journalist:innen und ihren Alltag im Social Web im Rahmen einer qualitativen Studie von Bernet Relations und der ZHAW. Die Zusammenfassung und Auswertung der Studie erfolgt (bereits zum vierten Mal nach 2015, 2017 und 2019) im Frühling 2024. Der Hashtag zur Studie: #jstudie24.
Mit Social Media kommt Anita von Rotz bereits vor dem offiziellen Start in den Arbeitstag in Kontakt, denn dort tummeln sich spannende Geschichten aus der Region: «Ich folge auf Instagram Zentralschweizer Persönlichkeiten, welche für uns im Regionaljournalismus wichtig sind. Aus ihren Beiträgen ergibt sich vielleicht ein Input für unsere Redaktionssitzung». Wenn sie für PilatusToday im Online-Bereich arbeitet, sind X (Twitter), Facebook und Instagram den ganzen Tag geöffnet. «Auf X gibt es interessante Beiträge oder Kommentare von regionalen Politikern, auf Instagram sind die für uns relevanten Sportler, wie Skistars, oder Musiker:innen aus der Region unterwegs», so Anita von Rotz. Ganz anders sieht das Social-Media-Verhalten während der Arbeit für Tele 1 aus: «Dann nutze ich die Kanäle praktisch nicht und suche Interviewpartner:innen auf anderen Wegen. Es kann aber mal vorkommen, dass sich eine TV-Geschichte aus einem Input ergibt, den wir auf Social Media gesehen haben.»
Das persönliche und das Journalistinnen-Hirn
Zu Social Media hat Anita von Rotz eine zwiegespaltene Meinung. Privat konsumiert sie praktisch nur Inhalte, nur selten postet sie einen Beitrag. Sie findet es traurig, wie viele Inhalte auf Social Media von Prominenten und Influencern gepostet werden, die nicht gehaltvoll sind und stellt sich dabei manchmal die Frage, wieso man so etwas mit der ganzen Welt teilen muss. Aus journalistischer Sicht entwickeln sich hingegen häufig genau aus solchem Content Geschichten, die von der Community viel angeklickt werden.
Dorfgeschichten funktionieren am besten
Bei PilatusToday und Tele 1 steht auch auf Social Media die Zentralschweiz im Fokus. «Für uns ergeben sich spannende Regionalgeschichten dort, wo die lokale Community unterwegs ist. So erhalten wir Inputs zum Beispiel aus Facebook-Gruppen wie ‘Du bist von Luzern, wenn …’, weil jemand etwas gesehen hat oder sich die Gruppe über etwas aufregt», so Anita von Rotz. Diese Dorfgeschichten berühren lokal, werden innerhalb der Community weitergeschickt und machen so die Runde. «Ich durfte beispielsweise zwei lokale Schwinger an ein Turnier in den USA begleiten und darüber berichten, weil eine Arbeitskollegin dieses Vorhaben in einer Facebook-Gruppe sah.»
Immer mehr Bewegtbild
In ihrer Rolle bei PilatusToday unterstützt Anita von Rotz das Social Media Team und ist an ihr zugewiesenen Tagen dafür zuständig, Beiträge für die eigenen Kanäle zu produzieren und zu veröffentlichen. Ein Trend, der sich dabei hervortut: Es kommt immer mehr Video-Content zum Einsatz. «Wir nutzen für unsere Beiträge häufiger Storys und Reels, da wir Videos online direkt einbinden können». Auch selbst setzt die Redaktion stärker auf Bewegtbild. «Seit neuestem haben wir einen TikTok-Kanal und erstellen Videos direkt im Büro mit dem extra dafür angeschafften Greenscreen. Wir haben gemerkt, dass es wirklich etwas bringt, wenn man Videobeiträge postet.»
Verbundenheit zu den Followern
Mit der Community auf Social Media interagieren sie aktiv, indem sich die verantwortliche Person für Social Media am entsprechenden Tag in die Diskussion in Kommentarspalten einbringt. Jeder Kommentar wird aber zuerst geprüft und dann freigegeben oder gesperrt, denn bei einigen Themen lassen sie gewisse Reaktionen nicht zu. «Dieser Austausch hilft, dass sich die Community verbundener mit uns fühlt. So senden sie uns eher ein Foto oder eine Info, wenn sie zum Beispiel einen Unfall oder einen Brand sehen, oder einen sonstigen Input für eine mögliche Geschichte», sagt Anita von Rotz.
Steckbrief
Anita von Rotz, 29
Journalistin seit 2019
Nutzt Facebook seit 2009
Instagram seit 2012
LinkedIn seit 2018
X (Twitter) seit 2018
TikTok seit 2018