Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät? Kaum zu glauben, dass bereits der 80. Social Media Gipfel über die Bühne ging. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Menschen freiwillig morgens um halb acht für den Social Media Gipfel auf der Matte stehen. Die 80. Durchführung war in Rekordzeit ausgebucht und das Tibits Bistro in Zürich bis zum letzten Barhocker besetzt.
20 Jahre Bernetblog – und bis heute sinnvoll
Nicht nur der Social Media Gipfel feierte ein Jubiläum, sondern auch der Bernetblog: Der erste Beitrag wurde vor 20 Jahren publiziert. Inzwischen versammelt die Plattform hunderte von Blogs über Social Media, Public Relations und Kommunikation. (Hier der Artikel zum Jubiläum).
Marcel Bernet, der Gründer von Bernet Relations und auch des Bernetblogs sagte in einer Videobotschaft: «Die Neugier hat mich getrieben, den Bernetblog zu konzipieren und über PR zu forschen und zu schreiben. Ich bin überzeugt, dass eigene Kanäle auch im Zeitalter von KI sinnvoll sein können.»
Relevanz braucht menschliche Perspektive
Fabienne Schneider von der Swiss Life Group zeigte auf, wie sie ihren Corporate Blog ausrichtet, damit er in der Flut von KI-generierten Inhalten relevant bleibt. Swiss Life setzt dabei auf Persönlichkeiten: Deren Perspektive, Einordnung und Meinung sind zentral. Die Blogs orientieren sich am Purpose des Unternehmens («Wir unterstützen Menschen dabei, ein finanziell selbstbestimmtes Leben zu führen») und sind journalistisch gestaltet.
Wer für den Blog interviewt wird, äussert seine persönliche Perspektive, aber wird nicht zum Werbegesicht der Versicherung. KI wird für die Inhaltsrecherche, die Strukturierung und der Vorbereitung eines Interviews genutzt; nie aber für die eigentliche Textproduktion. Denn der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Fabienne betonte auch die regulatorischen Einschränkungen gerade in der Finanzwirtschaft, was die Nutzung von KI betrifft. So ist die KI keine Autorin, sondern höchstens ein Werkzeug zur Inspiration.
Mit Informant:innen Kaffee trinken
Adrienne Fichter, investigative Tech-Journalistin beim Onlinemagazin REPUBLIK teilte ihre Inputs zum Thema: Wie bleiben wir Journalist:innen trotz KI relevant? Sie stellte fest, dass vor allem langweiliger Journalismus von der KI übernommen wird, zum Beispiel das Zusammenfassen von Agenturmeldungen. Der Durst nach menschlichem Journalismus hingegen nimmt zu. Medienschaffende mit einer «persönlichen Marke» werden gesehen und gelesen.
Die KI wird investigativen Journalismus nicht ersetzen können. Weder kann sie mit Informant:innen Kaffee trinken, noch weiss sie, welche Quellen Qualität liefern. Adrienne zeigte auf, wie sie Social Media nutzt, um Kontakte zu Informant:innen zu knüpfen, Recherchefragen zu diskutieren oder Wissensquellen zu finden. Gefragt sind Menschen und ihre Netzwerke, nicht Maschinen.
Haltung zeigen
Adrienne Fichter nutzt Social Media aber auch als eine Meta-Form, um sich stark zu machen für den Journalismus an sich. Der menschliche Journalismus lebt davon, dass er Haltung zeigt: Er darf provokativ und unbequem sein – vor allem dann, wenn er faktenbasiert, auf wissenschaftlicher Grundlage und demokratisch agiert.
Kernsätze und Thesen beider Inputs zum Mitnehmen
- Relevanz entsteht durch die menschliche Perspektive und Einzigartigkeit.
- Relevant ist, was Sinn ergibt. Nicht das, was am meisten Klicks generiert.
- Tempo ist nicht gleich Relevanz.
- Corporate Blogs sind nicht trotz, sondern wegen KI auch in Zukunft relevant.
- KI ersetzt schlechten Agentur-Journalismus, den niemand braucht.
- KI kann die Qualität von Informationsquellen nicht einschätzen.
Impressionen des 80. Social Media Gipfels, danke Samuel Letsch!
Die Präsentation:
Marcel Bernets Gruss zum Jubiläum 20 Jahre Bernetblog:
Weiterführende Informationen:
- Unser Angebot: Workshop KI in der Kommunikation
- Checkliste KI in der Kommunikationsarbeit
- Alle Bernetblog-Beiträge zum Thema KI
- Alle Beiträge im Bernetblog zum Social Media Gipfel
- Der nächste Social Media Gipfel findet am 4. Februar in Zürich statt. Save the date!
