Zwei Drittel der Weltpolitiker haben einen Twitter-Account . Twittern ist besonders während der Wahlen attraktiv. Und, Barack Obama ist der beliebteste. Weitere spannende Resultate liefert die Studie von Burson Marsteller.
Twiplomacy ist die erste Studie, die das Twitter-Verhalten von Weltpolitikern untersucht hat. Unter die Lupe genommen wurden 264 politische Twitter-Accounts aus 125 Ländern. Was dabei besonders auffällt: Obwohl Twitter zur sozialen Interaktion zwischen den Usern dient, folgen die meisten der Politiker ihren Followern nicht.
@barackobama hat die Nase vorn
Laut Burson-Marsteller folgen die meisten Staatsoberhäupter, genauer 76, Barack Obama. Er selber folgt nur dem norwegischen Premier Minister Jens Stoltenberg (@jensstoltenberg) und Russlands Dimitri Medvedev (@medvedvrussia). Der amerikanische Präsident hat ausserdem mit gegenwärtig 18.3 Millionen Followern mit Abstand am meisten Fans. Auch war er der erste Weltpolitiker, der im Jahr 2007 auf Twitter aktiv wurde. Und sein Tweet, dass es gleichgeschlechtlichen Paaren möglich sein sollte zu heiraten, wurde 62’047 mal retweetet. Die Firstlady, Michelle Obama, twittert ebenfalls fleissig und unterstützt die Anliegen ihres Mannes. Auch sie hat eine Armee von Autoren hinter sich. Die wenigsten ihrer Tweets sind selber verfasst.
Interaktion: nein danke – selber twittern: manchmal
Eine weitere spannende Erkenntnis von Twiplomacy: Wo User wie du und ich auf Twitter interagieren und den Dialog suchen, halten sich die meisten Politiker vornehm zurück. So haben der russische Präsident Putin (@PutinRF), Ruandas Präsident Kagame (@PaulKagame) oder der niederländische Premierminister Rutte (@MinPres) zwar Tausende Follower, folgen selber jedoch niemandem. Putin jedenfalls nutzt den Kanal beispielsweise rein zum Streuen seiner Botschaften und schottet sich von Diskussionen ab. Der Ruandische Präsident folgt selber niemandem, er ist aber dasjenige Staatsoberhaupt, auf dessen Konto am meisten @replies gehen. 93% seiner Tweets, so die Studie, sind Antworten an seine Follower.
Funkstille, kaum ist die Wahl vorbei
Auch in Wahlzeiten haben Twitterbotschaften Hochkonjunktur. Kaum sind diese vorbei, liegen die Accounts der Politiker häufig brach. So geschehen bei der brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff oder dem französischen Präsidenten François Hollande. Auch twittern die meisten Weltpolitiker nicht selber, sondern haben ein Team von Social-Media-Beauftragten, die das zwitschern für sie übernehmen. So sind Barak Obama’s selbst verfasste Tweets mit -ob gekennzeichnet, diejenigen der australischen Premier Ministerin Julia Gillard (@JuliaGillard) mit JG.
Und die Schweizer?
Für kleine Nationen, so sagten die Initianten der Studie, ist das Twittern auch eine Form, auf sich aufmerksam zu machen. So sind die deren Politiker auch diejenigen, die am meisten Amtskollegen folgen. Die Schweiz ist seit Mitte Juli 2012 mit dem Bundesratssprecher @BR_Sprecher, André Simonazzi, auf Twitter aktiv. Er und sein Team haben bis heute 91 Tweets abgesetzt: da wird Nicola Spirig zu Gold gratuliert oder es werden politische Entscheide verkündet. Neben der Information findet auch Interaktion statt und auf Fragen wird geantwortet. Noch ist der Bundesratssprecher mit gegenwärtig 1’207 weit hinten auf der Twitter-Favoriten-Liste. Immerhin folgt er aber drei Institutionen und beteiligt sich aktiv am Dialog.
Natürlich tummeln sich neben den offiziellen Profilen auch viele Scherz-Accounts auf Twitter. Lachtränen wische ich mir regelmässig bei den Tweets der @Queen_UK von den Wangen.
Weiterführende Links:
Twitter Markenschutz: Wie man Accounts beansprucht
Twitter Hashtags – das kleine 1 x 1
Twitter im Profil: Patrik Müller, Chefredaktor «Der Sonntag»