Wenn Chefs selbst twittern: Tipps für Papst und CEO

/

Twitter erhöht Reichweiten und beschleunigt Gespräche. Richard Branson lädt alle Chefs ein, sich als Vorbilder auf Social Media zu engagieren – auch wenn es weniger als ein Fünftel wirklich tun. Ausschnitte aus einer Veranstaltung samt Tipps fürs Chef-Gezwitscher.

Swissnex San Francisco hat gestern ein Förderprogramm für Social Media und Bildung mit einer Informationsveranstaltung an der Universität Basel abgeschlossen. Das ehrwürdige Gemäuer der ältesten Schweizer Universität passte zum aktuellen Thema. Auf dem Podium und mit den anwesenden akademischen Kommunikatoren sprach ich über Social Media und Führungspersönlichkeiten auf Twitter.

Twitter nur für den Star-CEO?
Als Autor einer Studie zu politischen Tweets (Twiplomacy, bernetblog vom 9. August) kennt Matthias Lüfkens vor allem Beispiele aus der politischen Welt. Aber er weiss auch, dass mittlerweile rund ein Viertel aller WEF-Teilnehmenden persönliche Accounts führen – mehrheitlich von Stäben betreut, wie er vermutet. Die Liste der 2013-Teilnehmenden ist angekündigt aber noch leer, auf der Liste von 2012 fallen vor allem Medienvertreter auf;  zahlreiche Accounts sind ohne Profilangaben.

Macht Twitter Sinn für Professoren, Chefs von Behörden, Leiterinnen von Organisationen? Tony Hsieh, CEO des Online-Schuhverkäufers Zappos, galt mit @zappos lange als Vorzeige-Beispiel. Immer noch sind 2.7 Millionen Follower eingetragen, die letzte Nachricht erhielten sie vor einem halben Jahr. Davor glänzte er mit wenigen, persönlichen und inspirierenden Kurztexten samt Links. Richard Branson spielt in der selben Follower-Liga und überzeugt mit hoher Aktivität auf @richardbranson.

Chefs als Vorbild – weniger als ein Fünftel aktiv
Ist er eine Ausnahme? Bestimmt. Erst 16 Prozent der globalen CEOs nehmen aktiv auf Social Media teil, wie eine IBM-Studie zeigt. Es geht nicht darum, Branson zu kopieren – aber er ermutigt die Führungsetage zur Teilnahme: «CEOs haben die Chance, Vorbild zu sein. Wenn sie Social Media ignorieren, verpassen sie wo möglich eine Chance.» Ebenso vorbildlich hat er diese Meinung auf LinkedIn publiziert.

Tipps für CEO-Gezwitscher
Das führt dann gleich zu den wichtigsten Social-Media-Voraussetzungen, die auch am Swissnex-Anlass klar wurden: Erstens CEO-Support, zweitens Mitmachen auf allen Stufen (und die Offenheit dazu), drittens eine Strategie – wissen, wohin man will und welchen Beitrag der Online-Dialog bringt.

Aus unseren Erfahrungen und den Diskussionen mit den Gästen formuliere ich drei Twitter-Grundlagen:

1. Integriere
Twitter bringt’s nur dann, wenn die Kurznachrichten in eine Gesamtidee von Website, Inhalten und Social Media eingebettet sind. Und CEOs ein Vorbild sind, dran bleiben, alle Mitarbeitenden mitmachen lassen und sie sogar dazu ermutigen. Ja klar, ohne Voraus-Kontrolle und Abnahmeschlaufen…

2. Inspiriere
Man munkelt, der Papst twittere noch dieses Jahr auf @Benedictus PP XVI. Über 7’000 Follower warten auf seine ersten Worte – und er könnte wohl schreiben, was er will. Trotzdem gilt für alle Twitterer: Habe einen Inhalts-Plan. Schweige über das Wetter und andere Belanglosigkeiten. Inspiriere deine Leser mit interessanten Links. Schreib nicht nur über dich und deine Organisation, deck dein Thema mit Gesamtsicht ab.

3. Interagiere
Führe Gespräche, stelle und beantworte Fragen. Lese andere Tweets und leite sie auch mal weiter. Sei menschlich, korrigiere dich, wenn ein Fehler auftaucht. Werde aber nicht zu emotional oder gar intim. Frage dein Publikum einmal pro Jahr, ob es zufrieden ist und was es erwartet.

«Nicht zu emotional werden» heisst natürlich für Luzern etwas anderes als für Lausanne; das wurde auch aus den Publikumsfragen klar. Und wer das alles schon kennt, hat bestimmt noch einen neuen Tipp für die Kommentarspalte? Noch mehr Inputs bringt der unten eingebettete Leitfaden «Gerngelesenes Gezwitscher».

Erster Beitrag zum Swissnex-Anlass: Wenn Chefs twittern lassen: Wahlkampf-Propaganda

Weiterführende Informationen:
Lustig sein auf Twitter, geht das?
Twitter Redesign: Jetzt Profildesign auffrischen
Social Media: Berührungsängste von CEOs

Bild Anlass: © Swissnex San Francisco, Peter Schnetz. Bild Branson: LinkedIn
  • Kategorien
  • Tags

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Pflichtfelder