Community Management: Von Gärn-gschee-Initiativen lernen

Der Corona-Virus und die ergriffenen Massnahmen dagegen stellen die wirtschaftliche und soziale Schweiz momentan Kopf. Die Solidarität und Hilfsbereitschaft, die sich aktuell in der Bevölkerung zeigt ist beeindruckend und erstaunlich – jeder der kann, möchte helfen. Drei Learnings für das Community Management.
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Die Zuspitzung der Pandemie-Lage veranlasste Bajour  einen Versuch zu starten, um Hilfsangebote und Hilfsgesuche in der Region Basel zu koordinieren. Dafür sollten eine Facebook-Gruppe und eine WhatsApp-Nummer als Anlaufstellen dienen. Innert kürzester Zeit ist der Zulauf riesig.

Mehr als 440 Gruppen in der Schweiz

Das geschieht nicht nur in Basel: Auf Hilf-Jetzt.ch sind bereits über 440 Gruppen in der ganzen Schweiz vermerkt. Sie organisieren sich über Facebook, WhatsApp, Telegram oder eigene Plattformen. Die Angebote sind vielfältig: Einkauf, Hilfe beim Tierarztbesuch, Telefongespräche für etwas mehr Geselligkeit.

Learnings für das Community Management

Ähnlich wie 2019 die Fridays-for-Future-Bewegung zeigen diese Beispiele welche Kräfte Communities mobilisieren. Sogenannte «Pop up Communities for a Cause» zeichnen sich durch starken Aktivismus und sehr wenig Struktur aus. In anderen Communities sind diese Eigenschaften weniger stark ausgeprägt. Dennoch: Für das Community Management können wir daraus einiges lernen:

  • Betroffenheit, emotionale Nähe und gemeinsame Interessen sind essenziell: Communities entstehen durch ein verbindendes Element, das Menschen direkt betrifft und emotional aufgeladen ist: Hobbies (Kochen, Klettern, Basteln, etc.), Haustiere, starke kulturelle Prägungen (aufwachsen als Migros-Kind, ‚Du bisch us XY wänn…, etc.), Lebensstile (vegan, ZeroWaste, Fitness, etc.). Das bedeutet, das sich viele Themen nicht für Communities eignen. Beim Thema Sonnenstoren beispielsweise fehlt den meisten die emotionale Verbundenheit.
    Für die Community Communication bedeutet das: Die Community und ihr verbindendes Element genau kennen lernen. Und den Mitgliedern der Community mit eigenen Inhalten einen Mehrwert bieten.
  • Starke Communities brauchen Offline-Gelegenheiten: Communities organisieren und finden sich heute meist online. Für eine starke Bindung, den Zusammenhalt und Stabilität über längere Zeit sind Offline-Komponenten dennoch wichtig. Das zeigen nicht nur lokal basierte Communities wie die Gärn-gschee-Gruppen. Viele Online-Gaming-Bekanntschaften beispielsweise wachsen über die Jahre zu engen Freundschaften, die sich über Ländergrenzen hinweg regelmässig besuchen.
    Für die Community Communication bedeutet das: Nicht nur Online-Massnahmen einplanen, sondern prüfen, wo man mit der Community offline in Begegnung treten kann – oder sogar selber eine Plattform für Begegnungen bieten.
  • Communities funktionieren dezentral: Netzwerke haben keine zentrale Schnittstelle und lassen sich nicht steuern. Das stellt Unternehmen und Organisationen vor Herausforderungen und erfordert Mut. Können wir als Moderatoren Grenzen durchsetzen und Eskalationen verhindern? Können wir darauf vertrauen, dass sich die Communities grösstenteils selber regulieren? Gemeinschaften, die durch starken Aktivismus geprägt sind, wie die Gärn-gschee-Gruppen verdeutlichen: Wird eine Community richtig aktiv, ist es arbeitstechnisch (fast) nicht mehr bewältigbar, jeden Post zu prüfen, darauf zu reagieren, zu vermitteln. Es muss selbständig funktionieren.

Für die Community Communication bedeutet das: Mitarbeitende, die für das Unternehmen in der Community kommunizieren, dazu befähigen, selbständig zu priorisieren. So können sie schnell und ohne Umwege kommunizieren.

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