Der Jugendbarometer wird seit 2010 vom gfs.bern durchgeführt. Auftraggeber ist die Credit Suisse. Die aktuelle Studie ist die neunte Befragung von Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren aus den USA, Brasilien, Singapur und der Schweiz.
Was junge Menschen bewegt, sollten Kommunikationsexperten wissen. Folgende Erkenntnisse finden wir besonders interessant:
Klimabewegung, Gleichstellung und politisches Engagement
Vor fünf Jahren hatten die Jugendlichen zum Thema Umwelt eine Affinität. Sich heute für Umweltthemen einzusetzen ist «in». In allen vier Ländern gibt die Hälfte der Befragten an, sich der Klimabewegung sehr oder eher zugehörig zu fühlen. In der Schweiz identifizieren sich doppelt so viele Jugendliche mit der Klimabewegung als mit einer Religion.
Die Bereitschaft der Jugendlichen ist hoch, sich aktiv für die Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen. In den letzten Jahren ist das Engagement für Gleichstellungsthemen in Brasilien, Singapur und der Schweiz deutlich gestiegen, in den USA etwas weniger stark.
Das politische Engagement schätzen die Befragten als wichtiger ein, als in früheren Umfragen. Das Bewusstsein für politische Themen zeigt sich in Form von Partizipation an Demonstrationen oder andere unkonventionellere Bewegungen, nicht aber beim Engagement für eine politische Partei.
Altersvorsorge, Corona-Krise und Umweltthemen
Die Jugendlichen blicken einigermassen zuversichtlich in die Zukunft, ihr Optimismus sinkt aber. Die grösste Sorge (47%) ist (wie vor zwei Jahren) die Altersvorsorge (47%), gefolgt von der Bewältigung der Corona-Krise und ihren Folgen (35%). Weiter sorgen sich die Jungen um die Zukunft unserer Umwelt (Umweltschutz, Klimaerwärmung und Umweltkatastrophen, 29%).
Interesse für das Tagesgeschehen in den News nimmt ab
Über Tagesaktuelles informieren sich Jugendliche laut Studie immer weniger. Wenn, dann nutzen sie in der Schweiz News- und Medienseiten, News-Apps, TV, Twitter oder soziale Netzwerke (ohne Facebook). Facebook und auch Gratiszeitungen wie das 20 Minuten haben beim Newskonsum stark an Bedeutung verloren.
Trends: streamen, chatten, Videos und Fotos teilen
Im digitalen Austausch und der Unterhaltung sind WhatsApp, YouTube und Instagram «in». Musik downloaden war in früheren Studien ein grosser Trend. Heute streamen Jugendliche Musik und Filme – diese besitzen ist «out». Dienste wie Netflix und Spotify sind unter den Top Trends, so auch das Teilen von Fotos und Videos auf Instagram. SnapChat und TikTok sind nicht so wichtig und Facebook ist «out». Trotz Corona sind Ferien im Ausland noch immer im Trend, allerdings im Vergleich zum 2018 deutlich weniger.
Corona: Mehr Digitalisierung und Solidarität
In den letzten Monaten hat sich durch Corona das soziale Leben stärker ins Web verschoben. Für viele ist das persönliche Social-Media-Profil wichtiger geworden – als Fenster zum eigenen Leben. Schweizer Jugendliche erachten die Beziehungspflege im analogen Leben als wichtiger ein, als Jugendliche in den USA, Singapur und Brasilien.
Die 16- bis 25-Jährigen in allen vier Ländern sind sich einig, dass die weltweite Pandemie die Digitalisierung stark vorantreibt. Und auch ein Weckruf sei, bewusster mit der Natur umzugehen. Dass die Solidarität zwischen den Ländern steigt, man näher rückt, erwarten die Jugendlichen nicht. Innerhalb der Länder ist allerdings eine Tendenz zu mehr Solidarität da. Ob sich diese auch generationenübergreifend verändert hat, kann die Studie nicht eindeutig beantworten.
Quelle: Seit 2010 veröffentlicht die Credit Suisse den Jugendbarometer (Studie 2020 als PDF). Befragt werden rund 1’000 16- bis 25-Jährige in der Schweiz, den USA, Brasilien und Singapur. Die Studie wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern zwischen Juni und Juli 2020 online durchgeführt.
Weiterführende Informationen:
Bernet.blog-Beitrag: Jugendbarometer 2018
Studie Jugendbarometer 2020 (PDF)
Bernet.blog-Artikel zu den Themen Jugend, Generation Z, digital, Social Media Gipfel
Comics-Serie #totaldigital im Bernet.blog von Ruedi Widmer