Bernet testet BeReal – der «reale» Erfahrungsbericht Teil 2/2

Nach etwas mehr als zwei Wochen mit der Social Media App BeReal lassen sich Stärken und Schwächen erkennen. Sollen Organisationen den Sprung auf den Kanal wagen? Oder verschwindet BeReal bald in der Sammlung der ungenutzten Apps?
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Die Anfangseuphorie ist verflogen, BeReal bereits ein – teils mühseliger – Teil des Tages. Die App bietet nicht ganz das, was sie verspricht. User*innen sind nur bedingt an die zwei Minuten gebunden, der tägliche Post kann auch zu jedem anderen Zeitpunkt veröffentlicht werden.

Was das Konzept der App eigentlich über den Haufen wirft, bietet aber Vorteile für die Kommunikation von Organisationen:

  • Zeit für Inszenierung – man kann spontan wirken, selbst wenn man es nicht ist. Der Auftritt ist sauber und poliert, die Bilder sind professionell. Im Gegenzug muss man sich eingestehen, dass man so nicht wirklich «real» ist.
  • Regelmässiger Postrhythmus – eine Content-Planung ist möglich, Beiträge können wie bei anderen Kanälen gezielt veröffentlicht werden.
  • Vorreiterposition – auf BeReal ist man zurzeit als Organisation Pionier*in. Eine gewaltige Chance, sich abzuheben. Mit den Eigenschaften der App muss man aber klarkommen.

Dem gegenüber stehen Gefahren einer Nutzung:

  • Über die App ist sicherheitstechnisch wenig bekannt. Sie erkennt bei einem Post Standort, Uhrzeit und Bildumgebung. Es stellt sich die Frage, ob diese Daten erfasst werden, um Muster im Alltag der User*innen zu erkennen und ob die Daten weiterverwendet werden.
  • Eine Organisation muss über andere Kanäle auf die Präsenz auf BeReal aufmerksam machen, da den User*innen zu Beginn nur die eigenen Kontakte angezeigt werden. Es kann sein, dass sich niemand die Mühe macht, die Organisation zu den Freunden hinzuzufügen.
  • Man erreicht praktisch nur diejenigen User*innen, die bereits ein Interesse, eine Affinität zur Organisation aufweisen. Zu divers und weitläufig ist der Discovery Bereich, um gezielt an neue Zielgruppen zu kommunizieren.

Wofür eignet sich BeReal besonders?

Die App kann hervorragend in den Bereichen Employer Branding und Produktekommunikation genutzt werden. Einfach Mitarbeitenden das Smartphone in die Hand drücken und ihren Alltag über BeReal dokumentieren lassen. Damit wird ein authentischer Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Sei es der Austausch unter Arbeitskolleg*innen oder der Umgang mit den eigenen Produkten und Dienstleistungen – es wirkt sympathischer und glaubwürdiger, wenn es nicht gestellt, sondern eben «real» ist. Oder es zumindest scheint.

Wie entwickelt sich BeReal weiter?

Damit die Plattform langfristig relevant bleibt, braucht sie mehr User*innen. In der Schweiz ist BeReal noch zu unpopulär, um als wichtige Plattform zu gelten. Kommt der Erfolg, stellt sich die Frage, wie sich die (kommerzielle) Nutzung der App entwickelt. Wird es möglich sein, Werbung zu schalten? Das kann grossen Impact auf die Meinung der User*innen haben, doch nur so kommen Geld und Influencer*innen auf die Plattform. Schiebt BeReal den Riegel vor oder wird die App damit wie jede andere Social Media Plattform? Fragen, die in Zukunft vielleicht ein Langzeiterfahrungsbericht beantworten kann.

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