Was wird im Netz geschrieben? Das Verfolgen von Online-Beiträgen über Personen und Organisationen ist eine Herausforderung. Die dank Dienstleistern ein wenig einfacher wird. Hier ein Vergleich von zwei Online-Spezialisten und der Link zu unserem Anstoss-Newsletter Online-Monitoring.
Ich habe vor einiger Zeit gemeinsam mit namics an einer Monitoring-Lösung gearbeitet. Weil mir schon vor fünf Jahren klar war: Alle PR-Fachleute haben dasselbe Problem. Wie behalte ich den Überblick über all das, was Webseiten, Blogs, Diskussionsforen, Newsportale über mich berichten? Wir haben dann an einem bestimmten Punkt das Projekt begraben, die Programmierarbeit schien zu aufwendig.
Wenn ich mir heute anschaue, wie Meltwater das Problem löst, dann sage ich: Chapeau. Da hätten wir noch eine ganze Weile emsig rumprogrammiert, um auf diesen Stand zu kommen. Bernet_PR arbeitet seit zwei Jahren mit diesem norwegischen Dienstleister. Er beobachtet weltweit rund 70 000 Quellen, davon rund 8 000 im deutschsprachigen Raum, Tendenz steigend. Für die Formulierung der Suchroutinen erhält man eine effiziente Startberatung. So, dass man möglichst genau das bekommt, was einen interessiert – aus den Quellen, die relevant sind. Auch hier ist das Programm vorbildlich: Die Quellen lassen sich sehr fein nach Sprachen, Regionen und Kategorien (Blogs, News etc.) aussortieren.
Die Auslieferung der Treffer erfolgt per HTML-E-Mail. Das Schöne daran sind die direkten Links. Artikel können aus der Mail weitergeleitet oder samt Kommentar in ein Archiv gelegt werden. Die Benutzeroberfläche auf der Website ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, der Mail- oder Telefonsupport aber vorbildlich. Wir zahlen für ein Jahresabonnement rund 6 800 Franken. Dabei haben wir verschiedene Zusatzoptionen nicht aktiviert, hier ein aktuelles Preisblatt als PDF (UPDATE September 2010). Als Mindestanforderung sehen wir das Basisabo mit Archivfunktion. Denn Monitoring-Resultate verschwinden nach etwa sechs Monaten von der Datenbank, aus Platzgründen. «Newsletter» steht für einen Pressespiegel samt eigenem Design, «Newsfeed» für einen laufenden Ticker, «Freitextsuche» für die Möglichkeit, das ganze Meltwater-Archiv abzusuchen (auch ausserhalb der eigenen Suchroutinen), «Statistik» bietet verschiedene Auswertungen.
Fazit: Ein nicht ganz günstiger aber schneller und präziser Dienstleister.
Neu im Markt bewegt sich blueReport von Cognita. Diesen Dienst haben wir erst seit etwa zwei Wochen als Testabo in Betrieb, ich habe also keine Langzeit-Erfahrung. Sehr gut gefällt mir das aufgeräumte Design von HTML-Mails und Website. Bei den Mails kann man im Moment noch nicht direkt archivieren oder weiterleiten, das soll aber demnächst programmiert werden. Überhaupt stecken noch eine ganze Menge von Optionen in der Vorbereitung. blueReport konzentriert sich auf deutschsprachige Online-News mit rund 12 000 Quellen. Wir haben zwei Test-Suchen aufgesetzt, die sich mit unseren Meltwater-Abos vergleichen lassen. Die Resultate sind schnell und akkurat ausgeliefert. Bei der Zuordnung der Quellen muss noch ein wenig geschliffen werden – ich will zum Beispiel keine Resultate aus Deutschland für bestimmte Suchen.
blueReport ist gemäss Initiant Denis Nordmann ein ETH-Spinoff und steht kurz vor der offiziellen Lancierung. Er verrechnet für ein Basisabo 6900 Franken pro Jahr, hier die PDF-Broschüre (aktualisiert am 4.6.09).
Fazit: Schön, dass es einen zweiten Player gibt, wir werden beide Dienste weiter verfolgen.
Unser aktueller Anstoss-Newsletter setzt sich vertieft mit dem Thema Online-Monitoring auseinander. Dort sind auch Dienstleister verlinkt, die wesentlich günstiger oder wesentlich teurer arbeiten. Und vieles lässt sich auch heute noch von Hand machen – bis zu einem gewissen Grad.
Welche Erfahrungen machen andere Online-Monitorer?
auch twitter-einträge kann man monitoren – danke peter hogenkamp http://www.blogwerk.com für den mail-tipp: http://tweetscan.com/alerts.php
Danke für den Bericht, bin nämlich gerade dabei das zu evaluieren. 7000.- sind für ein Start-up schon viel aber geht halt nicht anders.
meltwater und bluereport kommen in einen einigermassen bezahlbaren bereich – aber du hast recht: ich finde sie immer noch zu teuer.
Ja, Meltwater ist gut. Aber dennoch nicht das, was eine richtig tolle Monitoring-Lösung sein könnte. Bin gespannt, wer sich in der nächsten Zeit sonst noch in diesen Markt stürzen wird.
jörg: was wäre denn aus deiner sicht der schritt zu wirklich toll
Danke, für die ausführliche Beschreibung. Guter Blog – bis bald.
Liebe Grüße von Kreta!
heute in diesem beitrag vom sept. 09 die broschüre von bluereport ausgetauscht. danke denis für das update.
Ich arbeite seit Jahren mit Argus, wo die Kosten von Monat zu Monat extrem schwanken. Dafür weiss ich, dass es funktioniert. Bringt mir Meltwater alles aus den Printmedien? Oder eben nur alles aus den Online-Medien? Ist Meltwater ein Ersatz für ARGUS oder einfach ein nützlicher und beinahe unverzichtbarer Zusatzdienst im Internet-Zeitalter?
@franz schori: meltwater und bluereport ersetzen noch keinen print-monitorer. bluereport arbeitet für die schweiz an einem print-angebot, entscheidend werden die menge der titel und das pricing sein. beide setzen wir dort als unverzichtbare zusatzdienstleister ein, wo das heute verfügbare online-monitoring von argus oder zms noch zu kurz greift.
@Marcel Bernet: Thanks a lot für die Klärung! Ich hab mir doch gedacht, dass Meltwater zwar möglicherweise sehr gut ist, aber einen Monitoring-Dienst wie Argus und/oder das Printmedien-Archiv Swissdox nicht ersetzen kann. Schon gar nicht zu einem Flatrate-Tarif…
Ein Hinweis: Zahlt bei Meltwater niemals den verlangten Preis. Gegen Ende des Monats stehen die Verkäufer jeweils derart unter Erfolgsdruck, dass sie fast jeden Deal eingehen …